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\\ Learning\ Me[i]Mus\ Sacre HipHop |
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| Niels KnolleStrawinskys "Le Sacre" Crossover HipHop (only available in gERman) |
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Aufgaben des Unterrichts Die Distanz oder gar Ablehnung, mit der das Konzertpublikum der Kunstmusik des 20. Jahrhunderts begegnet, korrespondiert mit den Problemen des Musikunterrichts, diese Musik für SchülerInnen sinnlich und sinnhaft zugänglich zu machen. Denn aus der Perspektive der SchülerInnen ist ”Moderne Musik”identisch mit ”Populärer Musik”. Aber auch für viele Lehrkräfte stellt diese Musik eine kulturelle Herausforderung dar, die Analyse ihrer Faktur und mehr noch ihre praktische Darstellung am Instrument im Unterricht geraten schnell zur Überforderung. Die unvorbereitete Konfrontation mit dem Fremden, Unvertrauten provoziert Unverständnis oder gar Ablehnung. In der Umkehrung dieser Erfahrung stellt sich für den Musikunterricht die Aufgabe, den SchülerInnen über die eigentätige Gestaltung musikalischen Materials praktische Zugänge zur Modernen Musik zu eröffnen. Indem die SchülerInnen das ”fremde”, ”spröde”Musikmaterial im Zuge der musikalischen Gestaltung mit ”ihren eigenen Sinnen berühren”und die gewonnenen Erfahrungen analytisch an der Musik aufarbeiten, gelangen sie zu einem eigenen Verständnis ihrer Faktur und Wirkung und entwickeln so eine Basis für deren Akzeptanz. Toleranz ist umgekehrt auch von der Lehrkraft gefordert, denn es macht pädagogisch keinen Sinn, die etwaigen Vorurteile der SchülerInnen gegenüber Werken der Modernen Musik als unzutreffend zu widerlegen, vielmehr kommt es darauf an, den SchülerInnen darin behilflich zu sein, neue eigene ästhetische und funktionale Erfahrungen im Umgang mit diesen Werken zu machen und dadurch ggf. ihre vorgeprägten Urteile zu überprüfen und zu relativieren.
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Unterrichtsansatz Das Konzept dieser Unterrichtseinheit basiert auf dem kompositorisch begründeten, zugleich aber pädagogisch orientierten Ansatz von Maurizio Kagel, mit Hilfe der künstlerischen Verfremdung des Klangmaterials und damit der Irritation der mit diesem Material verbundenen Vorurteile zu einem neuen, aktuellen Verständnis zu gelangen. Kagel hat diese Arbeitsweise in seiner Komposition ”Ludwig van”1970 exemplarisch realisiert und in einem Interview mit Karl Faust erläutert: › Kagel & Beethoven [PDF| 124 KB]
Sein Ansatz lässt sich in besonderer Weise auf die collageartige Faktur des ”Le Sacre”im Crossover mit den zitatbasierten Produktionsverfahren des HipHop anwenden: Die SchülerInnen montieren eine Reihe von Zitaten aus dem ”Sacre”horizontal (im zeitlichen Verlauf) und vertikal (als klangliche Überlagerung) zu einer neuen, eigenen Version aus dem Ausgangsmaterial. Diese kompositorischen Prozesse in den einzelnen Arbeitsgruppen und ihre musikalischen Ergebnisse werden anschließend zu Bezugspunkten für die Bearbeitung vielfältiger ästhetischer, kompositionstechnischer, kulturvergleichender und wirkungspsychologischer Fragestellungen genommen.
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Arbeitsfragen
¬ | Kontexte. Welchen funktionalen Stellenwert haben die zitierten Takte im Zusammenhang des gesamten ”Sacre”? |
¬ | Künstler oder Techniker. Stellt das Montieren von Klangmaterial am Mischpult bzw. in den Spuren des Sequenzers eine kreative musikalische Tätigkeit dar oder lediglich das Handwerk eines Tontechnikers? |
¬ | Kompositionsbegriff. Handelt es sich bei den Arbeitsergebnissen lediglich um eine Interpretation des Materials von Strawinsky oder um eine neue eigenständige Komposition? |
¬ | Verfremdungseffekt. Wird durch das Collagieren der Zitate und ihre damit einhergehende Verfremdung das ursprüngliche Werk (”Le Sacre”) in unerhörter Weise zu einem neuen Objekt musikalischen Interesses? Was würde Strawinsky zu diesem Vorgehen sagen? vgl. › Berthold Brecht zum Traditionsverständnis [JPG | 25 KB]
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¬ | Kulturvergleich. Lassen sich auch im ”Sacre”die für den HipHop typischen kurzgliedrigen Wiederholungen (Loops), rhythmischen Melodiegruppen (Riffs), harten Schnitte (Cuts) etc. finden? Wie ”neuartig ”wäre dann das ”Sacre”, wie ”konventionell”wäre dann das Kompositionsverfahren des HipHop? |
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