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\\ Lernen\ MuSe\ Kettenreaktionen |
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| Kettenreaktionen: Tinguely trifft Fischli/Weiss |
Eine Unterrichtseinheit für die Jahrgangsstufe 9 einer Gesamtschule |
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Eine erste Begegnung mit kinetischen Plastiken findet im Rahmen des Kunstunterrichts mit den Mobiles von Alexander Calder statt, die die SchülerInnen in eigener Praxis gestalterisch nachvollziehen. Im folgenden Schuljahr schaffen die SchülerInnen innerhalb des Polytechnikunterrichts durch Jean Tinguely inspirierte handbetriebene "Maschinen", die visuelle Effekte verursachen. Eine andere Schülergruppe beschäftigt sich mit "Klangmaschinen", also Maschinen, die Klänge oder Geräusche produzieren, ebenfalls innerhalb des Polytechnikunterrichts. Anregung und Impuls für die Realisation eines Mix' von analoger und digitaler Prozesssteuerung erhalten die SchülerInnen unter anderem durch den Film "Der Lauf der Dinge" des Schweizer Künstlerteams Fischli/Weiss. Gezeigt wird dort eine 30-minütige Kettenreaktion aus unterschiedlichen Materialien, wobei sich die Gegenstände spielerisch und risikoreich in einer Art Domino-Effekt nacheinander durch Umfallen, Anzünden, Zusammenbrechen zum Ausführen weiterer Aktionen anstoßen. Dieselben SchülerInnen, die zuvor handbetriebene, mechanische Maschinen entworfen und gebaut haben, konstruieren nun computergesteuerte Varianten bauen und programmieren, die ebenfalls Klänge und Geräusche verursachen. Durch eine vom Computer ausgelöste Kettenreaktion fällt eine an einer Schnur befestigte Kugel in ein Glas und bringt dieses zum Klingen. Im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft installieren SchülerInnen der 9. Klasse in einer Physik- und Kunst-Kooperation eine "dramatische" computergesteuerte Kettenreaktion, bei der Gegenstände aus der Kunst (z. B. Gipsfinger) und Technik (z. B. Computer-Maus) in Bewegung versetzt und zum Teil auch zerstört werden.
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Das Thema des Projektes lautet "Die vier Elemente". Feuer, Erde, Wasser und Luft sollen als inhaltlicher Bezug in den Objekten der SchülerInnen auftauchen. Des Weiteren dient der Videofilm "Der Lauf der Dinge" von Peter Fischli und David Weiss als Anregungsmaterial. Als Basis gestalten die SchülerInnen wie in den vorherigen Projektphasen aus dem Stecksystem Fischertechnik sowie passenden Getrieben und Motoren und weiteren analogen Materialien kinetische Objekte. Diese Objekte werden per Computerprogrammierung in ihren Bewegungen gesteuert.
Inspiriert durch die künstlerische Herangehensweise von Fischli/Weiss verursachen die Teams ebenfalls eine Kettenreaktion. Sie bauen die Objekte so, dass sie die Programmierung des nächsten Computers auslösen, der wiederum das angeschossene folgende Objekt steuert. So werden alle fünf Einzelprojekte der Kleingruppen miteinander verbunden. Aus dem Kunstunterricht bringen die SchülerInnen bereits bestehende Exponate in das Projekt ein. Die aus dem interdisziplinären Unterricht hervorgegangene Kettenreaktion der Schüler wird am Tag der Offenen Tür der Schule der Öffentlichkeit vorgeführt.
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Bei der Evaluation dieses Projektes kommt der wissenschaftliche Begleiter Michael Schacht zu folgenden Ergebnissen:¬ | Die SchülerInnen entwickeln eine ästhetische Sensibilität für die Gestaltung ihrer Objekte. Stand in der vorherigen Unterrichtseinheit noch die technische Machbarkeit und nicht das Design der "Maschinen" im Vordergrund, so legen die Jugendlichen nun, angeregt durch die Künstler-Vorbilder, mehr Wert auf das Äußere. Sie verkleiden die Fischertechnik-Gerüste und setzen dazu Naturmaterialien ein, wie z.B. Laub im Kontrast zu den technischen Elementen. |
¬ | Im Vergleich zum herkömmlichen Polytechnik-Unterricht nutzen die SchülerInnen deutlich mehr Hardware auf subversive Weise. So werden beispielsweise Tastatureingaben durch eine herabfallende Eisenkugel ausgelöst oder eine Computermaus mit Wasser übergossen. Die SchülerInnen entwickeln über diesen unkonventionellen Umgang mit den Schnittstellen eine ironische Distanz zu den digitalen Geräten, die ansonsten pfleglich behandelt werden müssen, empfindlich und teuer sind und leicht beschädigt werden können. |
¬ | Die Umsetzung der Kettenreaktion fördert die Fähigkeiten der Schüler, die analogen, kinetischen Objekte mit dem Computer zu verbinden. Dieses Vorgehen ist neu und wurde bisher nicht genutzt. Ein einzelnes Kunstwerk, die im Video "Der Lauf der Dinge" von Fischli / Weiss gezeigte Installation, wurde variiert und in modifizierter Form den Möglichkeiten der SchülerInnen und den zeitlichen Umständen entsprechend im Unterricht umgesetzt. Nicht nur die Materialien im Video, sondern auch die teilweise zerstörerischen Elemente, die mit Feuer oder einstürzenden Bauteilen verbunden waren, haben einen deutlichen Anregungscharakter. |
¬ | Der Domino-Effekt der Kettenreaktion glückt nur, wenn alle Einzelprojekte funktionieren. Die Verbindung der Teams ist eine neue Erfahrung für die Schüler, die daraufhin eine Verantwortlichkeit nicht nur für die eigene Tätigkeit innerhalb ihrer Kleingruppe entwickeln, sondern sich auch verstärkt um das Zusammenspiel mit den anderen Teams kümmern. Die Jugendlichen machen eine intensive Gruppenerfahrung. |
¬ | Der in erster Linie auf Funktionalität ausgerichtete Polytechnikunterricht profitiert von den Anregungen der Kunstlehrerin, die die gestalterischen Wünsche der Schüler aufgreift und fördert. |
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Anschrift der Schule: Integrierte Gesamtschule Kastellstraße Kastellstr. 11 65183 Wiesbaden
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