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DER ZAUBERLEHRLING: GOETHES BALLADE ALS STOP-MOTION-FILM

EINE FÄCHERÜBERGREIFENDE UNTERRICHTSEINHEIT FÜR eine JAHRGANGSSTUFE 4

Intention der Unterrichtseinheit


Im Deutschunterricht lernen SchülerInnen den Inhalt von Goethes "Zauberlehrling" kennen und entwickeln einen szenischen Ablauf. Im Kunstunterricht bauen sie Guckkastenbühnen aus Schuhkartons und im Musikunterricht singen bzw. sprechen sie den Text der Ballade als Rap-Interpretation.
So entsteht ein lebendiger Film, der den Kindern klassische Texte leichter nahe bringt und in den Umgang mit neuen Medien zielorientiert einführt.
Auf eigenen Wunsch entwickelt die Klasse außerdem eine kleine Lernsoftware für andere SchülerInnen, die den "Zauberlehrling" auswendig lernen müssen. Diese enthält neben Videosequenzen den Balladentext in kleinen Portionen zum Lernen und einen Info-Text zu Goethe.

[link 01] Video [RealMedia | 3 Min.]  Dokumentation der Unterrichtseinheit
[link 02] Video [Windows Media | 3 Min.]  Dokumentation der Unterrichtseinheit

ARBEITSPROZESSE

Das Drehbuch


Die Ballade wird im Deutschunterricht gelesen und interpretiert. Um den Ablauf der Filmaufnahmen zu organisieren, entwickeln die SchülerInnen eine Regievorlage in Tabellenform. Dazu unterteilen sie den Balladentext in zwölf Abschnitte. In arbeitsteiliger Gruppenarbeit bestimmen sie zu jedem Abschnitt den Handlungsablauf und suchen passende Playmobil-Figuren und Bühnenbilder. Die Ergebnisse werden im Drehbuch zusammengefasst.
Guckkästen

Bühnenbau


In Partnerarbeit bauen die SchülerInnen 12 Guckkastenbühnen aus Schuhkartons. Dazu bekommt jede Gruppe den Textabschnitt der zu bearbeitenden Szene mit der Aufgabe, einen passenden Innenraum im Schloss des Zauberers bzw. eine Landschaft am Fluss als Bühnenbild zu gestalten. Weiterhin findet die Auswahl der Playmobil-Figuren und der Bau beweglicher Besen, die in der Lage sind, Wassereimer zu tragen, statt.

Musikalische Bearbeitung und Tonaufnahmen


Den Text des Zauberlehrlings wandeln die SchülerInnen zu einem Sprechgesang (Rap) um, indem sie mit verschiedenen Instrumenten (Orff-Instrumentarium, Schlagzeug, Keyboard) einen sich wiederholenden Rhythmus vorgeben, in den andere den Balladentext einsprechen.
Die Aufnahme des Sprechgesangs erfolgt mit Hilfe des Camcorders. Um Nebengeräusche bei der Aufnahme zu vermeiden, wird auf den Einsatz eines externen Mikrofons verzichtet. Die Kinder sollten beim Sprechen sehr dicht am eingebauten Mikrofon der Kamera stehen, damit der Sprechgesang deutlich im Vordergrund zu hören ist, die Instrumentalmusik dagegen im Hintergrund bleibt. Geeignet ist hier auch der Einsatz eines Mini-Disc-Recorders. Die Bedienung des Camcorders erfolgt wechselweise durch die Kinder. Dazu weist der Lehrer als Startgruppe drei Schüler in die Bedienung ein, die dann als "Experten" ihr Wissen an die Folgegruppe weitergeben. Hierbei konzentriert sich die Arbeit am Camcorder allein auf die "ON- OFF"-Funktion, was den Einstieg in die Kameraarbeit erleichtert.

[link 03] Video [RealMedia | 20 Sek.]  Komposition des Rap-Songs (1)
[link 04] Video [Windows Media | 20 Sek.]  Komposition des Rap-Songs (1)
[link 05] Video [RealMedia | 21 Sek.]  Komposition des Rap-Songs (2)
[link 06] Video [Windows Media | 21 Sek.]  Komposition des Rap-Songs (2)
Kinder mit der Kamera

Dreharbeiten


Für den Stop-Motion-Film, bei dem die Playmobil-Figuren animiert werden, üben die Kinder im Umgang mit dem Camcorder:
¬die Ausrichtung auf den Hintergrund
¬die Einbeziehung der Lichtverhältnisse
¬den Weißabgleich
¬den Einsatz des Zooms und
¬das Kurzzeitfilmen
Nach einer entsprechenden Einführung filmen je drei SchülerInnen an drei Kameras jeweils vier Szenen nach dem erarbeiteten Drehbuch. Dabei gehen sie innerhalb der Gruppe im Rotationsverfahren vor: Ein Schüler ist verantwortlich für das Einhalten der Regieanweisung, ein zweiter für das Verstellen der Figuren, ein dritter für das Filmen.

Die restlichen Kinder schreiben eine kurze Biografie von Goethe am PC, entwerfen Titelbilder oder animieren das Goetheportrait von Andy Warhol am Leuchttisch.

Filmschnitt


Die Filmbearbeitung verläuft in drei Arbeitsschritten:
1. Video- und Audioimport auf die Festplatte
2. Bearbeiten des Quellmaterials
3. Export des fertigen Films in ein geeignetes Format (MPEG).
Die SchülerInnen sind hauptsächlich in der Bearbeitungsphase beschäftigt: Sie entscheiden, ob Bild und Ton synchron sind, ob Frames ergänzt (verdoppelt) oder weggelassen werden müssen.
Das Exportieren des fertigen Films als MPEG-Datei und das Zusammenstellen aller Arbeitsergebnisse auf einer CD-ROM sollte von einem technikversierten Lehrer bzw. außerschulischen Mitarbeiter übernommen werden.

[link 07] Video [RealMedia | 4 Min.]  Der Stop-Motion-Film
[link 08] Video [Windows Media | 4 Min.]  Der Stop-Motion-Film

Titelbild mit Photoshop animieren


Alle SchülerInnen zeichnen ein Plakat nach ihren Vorstellungen. Das beliebteste wird als Titelbild für den Film ausgewählt, in Teile zerlegt, eingescannt und mit dem Fotobearbeitungsprogramm "Photoshop 6" animiert.
Goethe-Animation

Animation des Goethe-Portraits von Andy Warhol


Die SchülerInnen pausen die Vorlage des Goethe-Portraits am Lichtkasten ab, verändern es in ca. fünf Bewegungsschritten (Augenzwinkern, Kussmund) oder gestalten es in Pop-Art. Anschließend scannen sie die Einzelzeichnungen am PC ein und animieren sie unter Anleitung mit dem Bildbearbeitungsprogramm "Photoshop 6".

DIDAKTIK

Der Trickfilm als didaktische Aufgabe


Die Herstellung eines Trickfilms vereint auf einfache Art technische, kreative, dramaturgische, organisatorische uns soziale Komponenten. Die Vorteile des hier gewählten Stop-Motion-Films sind im Vergleich zum Zeichentrick- oder Videofilm die Reduktion der Mittel und die Sparsamkeit des Aufwands. Das heißt, da die Perspektive eher statisch ist, konzentriert man sich auf die Bedienung des Camcorders, ohne gleich in die Kameraführung einzusteigen. Man benutzt fertige bewegliche Figuren (Playmobil), anstatt jede Bewegung einer Figur in vielen Bildern zu zeichnen (Zeichentrickfilm). Die Reduktion und damit Konzentration auf das Wesentliche verhilft Kindern in der Einstiegsphase zu ersten Erfolgserlebnissen beim Filmen.
Die filmische Fassung der Ballade erleichtert den SchülerInnen den Zugang zum klassischen Text. Das Ziel, einen Film zu produzieren, motiviert sie beim Auswendiglernen, insbesondere auch weil sie den Text modern vertonen.
Die Tatsache, dass an den meisten Schulen maximal zwei Camcorder zur Verfügung stehen, erschwert das Heranführen an Technik. Zwar arbeiten die SchülerInnen in Dreiergruppen, die konkrete Bedienung kann letztlich aber nur von einem Schüler übernommen werden. Ähnlich sieht es beim Filmschnitt aus. Es macht wenig Sinn, den Film an mehreren Computern zu bearbeiten. Hier ist das Rotationsprinzip die einzige Methode, um möglichst alle Kinder in die Technik einzuführen. Dies wird durch die Aufstellung eines Organisationsplans erleichtert. Zum Filmschnitt bietet sich auch die Verwendung eines Beamers vor der gesamten Klasse an. Diese Sozialform hat hier den Vorteil, dass die dramaturgische Gesamtkonzeption nach Absprache mit allen SchülerInnen noch einmal überprüft und entsprechend verändert werden kann. Eine weitere Entlastung wird dadurch erreicht, dass Kinder als Multiplikatoren eingesetzt werden, d.h. sie geben erworbenes Wissen an andere gezielt weiter.

Medien und Integration


Die Herstellung eines Trickfilms bietet die Chance, viele verschiedenartige Fähigkeiten und Interessen von SchülerInnen anzusprechen. Musische Talente kommen ebenso zum Einsatz wie technische, sprachliche und dramaturgische. Jedes Kind kann sich mit seinen Möglichkeiten und Interessen einbringen. Im Endprodukt sind Einzelarbeiten nicht zu unterscheiden, der Film ist ein Gemeinschaftsprodukt, das das Herausragen von individuellen Leistungen nicht oder nur selten zulässt.

PARTNER UND ORT DES UNTERRICHTSVERSUCHS

An diesem Projekt haben mitgearbeitet:
Marianne Friedrich
Christine Schulz-Voigt
Heidrun Totzke
Klasse 4b der Steinwald-Schule (Grund- und Sonderschule), Hanielweg 7+9, 12277 Berlin-Tempelhof
In der Klasse befanden sich 26 SchülerInnen im Alter zwischen 9 und 11 Jahren. Darunter war eine Schülerin mit dem Förderschwerpunkt "Lernen", die integrativ betreut wurde, zwei Schüler mit ADS und fünf Schüler nicht deutscher Herkunft.
Die Kinder waren in der Durchführung von Projekten und in arbeitsteiliger Gruppenarbeit geübt. Der Umgang mit dem Camcorder, dem Scanner, mit Video- und Fotobearbeitungsprogrammen war ihnen fremd. Dagegen hatten alle Kenntnisse am Computer (allerdings nur in der Anwendung von Lernsoftware und dem Erstellen von Word-Texten).
Unterstützung im Umgang mit der Technik erhielten die Berliner SchülerInnen in einem Labor für Kunst und Medien im [link 09] FEZ

TECHNIK

Camcorder


Der Stop-Motion-Film wird mit der [link 10] Sony-Handycam-Digital8 354E gedreht. Dieser Camcorder ist in der Bedienung überschaubar und für Kinder bis auf wenige Tasten leicht zu handhaben. Unpraktisch sind der "ON-OFF"-Schalter, da man gleichzeitig drücken und drehen muss, und der Zoom-Schalthebel, der so schwergängig ist, dass selbst Erwachsene den Bildausschnitt kaum langsam in der Größe verändern können. Das Einsetzen der Kassette muss sehr vorsichtig passieren, da die Kamera hier empfindlich reagiert. Dieser Vorgang sollte am Anfang nicht allein von den SchülerInnen ausgeführt werden.
Für den Stop-Motion-Film ist die Fototaste wichtig, um Einzelfotos aufzunehmen. Weiterhin sollte eine feste Kurzfilmeinstellung möglich sein, damit jede Bewegung ohne großen Aufwand in der gleichen Länge gefilmt werden kann. Im Modellversuch hat eine Sequenz sechs Frames (gleiche Einzelbilder). Beim Filmen ist unbedingt darauf zu achten, dass sowohl die Bühne (Schuhkarton) als auch der Tisch, auf dem sie steht, und das Stativ mit Klebeband festgeklebt werden. Jede kleinste Veränderung in der Position ist im Film später deutlich zu erkennen.

PC-Ausstattung


Hier wird das Betriebssystem Windows 98SE Pentium3 benötigt, weil auf älteren Betriebssystemen das Bearbeitungsprogramm [link 11] Adobe-Premiere nicht läuft.
Je nach Länge des Films muss sichergestellt sein, dass ausreichend Speicherkapazität auf der Festplatte vorhanden ist, da das Filmrohmaterial viel Platz einnimmt. Außerdem ist ein FireWire-Anschluss notwendig; FireWire dient als Schnittstelle zwischen Camcorder und Computer.
Um die Einzelbilder für die Animationen am PC bearbeiten zu können, eignet sich ein Flachbett-Farbscanner.
Für die Präsentation benötigt man weiterhin Lautsprecher und einen Beamer.

Filmbearbeitung mit "Adobe-Premiere"


Der Einsatz des Filmbearbeitungsprogramms [link 12] Adobe-Premiere erfordert einige Vorkenntnisse. Man sollte sich vor der Anwendung im Unterricht damit vertraut gemacht haben oder die Hilfe eines außerschulischen Partners in Anspruch nehmen. Nur älteren SchülerInnen kann man den Filmschnitt nach entsprechender Einweisung übertragen.
Um das Filmbearbeitungsprogramm "Adobe-Premiere" aufzurufen, sind bestimmte Voreinstellungen nötig, die für die Qualität des Endergebnisses entscheidend sind. Diese Qualitäten (z.B. Auflösung, Komprimierungsart) wählt man über die Schaltflächen "Projekteinstellungen" und "Bearbeitung" aus.
Anschließend verläuft die Filmbearbeitung in drei Schritten:
1. Das Video-und Audio-Material wird von der Kamera auf die Festplatte importiert.
2. Das Videorohmaterial wird auf eine "Timeline" (Schnittfenster) gezogen, das Audiomaterial auf die Audiospur. Jetzt kann man Frames verdoppeln oder löschen, so lange bis Bild und Ton synchron erscheinen. Mit dem Audiomixer reguliert man Höhen und Lautstärke.
3. Wenn der gesamte Film in Bild und Ton steht, muss er in ein MPEG-Format gebracht werden, damit er später als CD (möglich ist auch DVD) auf dem PC abspielbar ist.
Bei der Arbeit mit "Adobe-Premiere" ist unbedingt zu beachten, dass das Audio- und Videoquellmaterial niemals verschoben, gelöscht oder kopiert werden darf, damit keine Teile des Materials verloren gehen. Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass das Material auf der "Timeline" nur virtuell vorhanden ist. Es muss also nach Abschluss der Bearbeitung immer, auch nach Teilarbeitsgängen, gespeichert werden. Praktische Tipps erhält man in [link 13] Data Beckers "Schnellanleitung Premiere 6.5".

Fotobearbeitung mit "Photoshop"


Für das Titelbild und die Animationen des Goethe-Portraits wird das Programm [link 14] Photoshop benutzt. Es bietet die Möglichkeit, aus einer Reihe von Einzelbildern 2D-Animationen, so genannte animierte GIFS, zu realisieren. Die Anwendung ist für SchülerInnen überschaubar und als Vorübung für die Filmbearbeitung zu empfehlen. Für anspruchsvollere Animationen oder Zeichentrickfilme eignet sich das oben erwähnte Programm "Adobe-Premiere".

Präsentation mit Director/Quicktime-Player


Um alle Arbeitsergebnisse (Stop-Motion-Film, Animationen und Dokumentarfotos) auf einer CD-ROM präsentieren zu können, benutzt man das Programm [link 15] Director
Zur Präsentation des Films am PC muss eine Video-Player-Software installiert sein, z. B. Quicktime-Player oder Windows Media-Player.

Liste der Links in der Seite:

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[link 09]http://www.fez-berlin.de
[link 10]http://www.sony.de/
[link 11]http://netzspannung.org#1
[link 12]http://www.adobe.de/products/premiere/main.html
[link 13]http://www.databecker.de/
[link 14]http://www.adobe.de/products/photoshop/main.html
[link 15]http://www.macromedia.com/software/director/