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STREITBILDER

EINE HANDLUNGSORIENTIERTE AUSEINANDERSETZUNG MIT EINEM BILD VON JAN STEEN UNTER EINBEZIEHUNG DIGITALER MEDIEN

Jan Steen: Streit beim Kartenspiel, Gemäldegalerie Berlin, Ausschnitt. © Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz

Intention der Unterrichtseinheit


Das Bild des Niederländers Jan Steen "Streit beim Kartenspiel" (1664/65) zeigt eine Streitsituation. Es bietet sich als Unterrichtsgegenstand an, um gemeinsam mit SchülerInnen etwas über Streitsituationen zu lernen. Im Vordergrund stehen zwei wegen einer Nichtigkeit "bis aufs Messer" verfeindete Gegner. Daneben gibt es Cliquen, beschwichtigende Frauen und Mädchen, Schaulustige und Provokateure. Die Szenerie wirkt übertrieben und dramatisch zugespitzt. Sie erinnert an einen Theaterauftritt.
Streit gehört zum Lebensalltag von Kindern. Die Unterrichtseinheit soll helfen, Dynamiken von Konfliktsituationen besser kennen zu lernen und darüber nachzudenken, wie Streit entsteht und sich entwickelt. Der Einsatz digitaler Medien fördert eine intensive, handlungsorientierte Auseinandersetzung mit dem Thema. Zugleich fordern unterschiedliche Medien zum Vergleich und zur Medienreflexion auf.

Die Lerngruppe


Die Klasse 6, in der diese Unterrichtseinheit stattfindet, ist eine multinationale Integrationsklasse mit 24 Schülern und verfügt seit der 1. Klasse über eine intensiv genutzte Medienecke im Klassenraum mit zwei Computern, einem Scanner und einem Drucker. Digitalkameras können im Schulbüro ausgeliehen werden. Die Kinder sind recht versiert im Umgang mit der Technik, so dass auch neue Software zum Einsatz kommen kann, ohne dass es lange Einführungen geben muss. Die Gruppe ist sehr heterogen, es lernen darin auch SchülerInnen mit der Markierung "behindert" gemeinsam mit den anderen Kindern.

ARBEITSPROZESSE

Standbild mit streitenden Lehrern
Standbild der Kinder

Antizipation einer Streitsituation


Zwei Lehrer haben sich zu einem Sketch verabredet. Sie sitzen in der Mitte eines Stuhlkreises, spielen Karten und beginnen einen Streit, der in einem Standbild endet, das eine angedeutete Ohrfeige zeigt. Ein eingeweihter Schüler macht davon ein Digitalfoto. Während das Bild ausgedruckt wird, entsteht ein lebhaftes Unterrichtsgespräch zu Streiterfahrungen der Kinder. Hier bietet das Digitalfoto Vorteile gegenüber herkömmlicher Fotografie: es ist schnell verfügbar, seine Qualität kann sofort überprüft werden und eine wichtige Unterrichtsphase ist dokumentiert. Später wird das Foto noch digital bearbeitet und beschriftet.
An der Tafel werden mögliche Protagonisten für Streitszenen gesammelt: Streithähne, applaudierende Zuschauer, schadenfrohe Genießer, Beruhiger, etc.
Es folgt eine Gruppenarbeit mit folgendem Auftrag: Denkt euch Streitszenen aus und lasst diese in einem aussagekräftigen Standbild enden. Diese Standbilder werden wieder digital fotografiert und im Klassenraum ausgestellt. Die Lehrer diskutieren mit den SchülerInnen über Unterschiede der drei Visualisierungsverfahren (Rollenspiele, Standbilder und Foto des Standbildes), um auf die Charakteristika und Einsatzmöglichkeiten des jeweiligen Mediums aufmerksam zu machen.

Betrachtung des Bildes von Jan Steen


Auf dem Gemälde des niederländischen Künstlers Jan Steen ist ein Streit abgebildet. Da das Bild sehr detailreich ist, bietet es sich an, das Bild wie bei einem Puzzle in Ausschnitten frei zu legen, um den Blick auf Details zu lenken und genaues Hinschauen anzuregen.
Schablonen [link 01] Abbildung
Schablonen [link 02] [PPT| 3,8 MB]
Außerdem kann man damit aus der Bildbetrachtung ein spannendes Ratespiel machen: welche Geschichte soll hier erzählt werden? Die Fragmente verändern sich durch die unterschiedlichen Kontexte, was zu vielerlei Deutungen (z.B. der abgebildeten Gesichter) und verschiedenen Geschichten inspiriert. Dadurch entsteht ein angeregtes Unterrichtsgespräch. (ca. 30 Minuten).
Detailbilder [link 03] Abbildung

Das Bild schauspielerisch nachstellen


Zunächst sollen die SchülerInnen versuchen, das gesamte Bild im Rollenspiel nachzustellen. Es zeigt sich, dass es kaum möglich ist, die Szene mit elf Darstellern so in Szene zu setzen, dass sie dem Original entspricht. Der Vergleich zwischen der Vorlage und der fotografierten Spielszene offenbart unzählige Ungenauigkeiten.
In einer weiteren Unterrichtsstunde versuchen die SchülerInnen dann, einzelne Bilddetails nachzustellen. Dabei gehen sie sehr genau vor. Sie bauen Requisiten fantasievoll nach, z. B. eine Forke aus einem Besenstil und zwei Pinseln. Blickrichtungen und Gesichtsausdrücke werden genau beobachtet und imitiert. Am Display der Digitalkamera können mehrere SchülerInnen gemeinsam die Bildwirkung überprüfen und entscheiden, wann "abgedrückt" wird. Das Nebeneinanderlegen von Vorlage und Foto dient als Qualitätskontrolle.

PRODUKTIONSANGEBOTE IM WOCHENPLAN

1. Der Lehrende stellt eine Bildbeschreibung als Lückentext mit der Freeware "Hot Potatoes" her. Diese Aufgabe liegt als Arbeitsblatt oder als Online-Übung vor, die hier heruntergeladen werden kann: [link 04] http://www.wir-in-berlin.de/kubim/streit/luecke.htm Die SchülerInnen können wählen, ob sie lieber am PC oder mit einem Arbeitsblatt arbeiten wollen.
Sprechblasen analog
2. Ein DIN A 0 Poster des Bildes von Jan Steen, kostengünstig mit einem alten Schwarz-Weiß-Drucker für große Formate in einem Copyshop hergestellt, dient als Ausgangsprodukt für das Aufkleben von Sprech- und Denkblasen auf das Bild. Die SchülerInnen sind dadurch aufgefordert, die möglichen Haltungen der Personen auf dem Bild genau zu reflektieren und zu verbalisieren.
3. Diese Arbeit wird digital aufgegriffen. Eine Schülergruppe fügt Sprechblasen in ein Foto des Bildes am Rechner ein und färbt sie bunt ein. Diese Aufgabe kann mit der Bildbearbeitung [link 05] PhotoImpact 4.2 gelöst werden oder mit den Autoformen in Word (Einfügen-Grafik-Autoformen). Dort steht eine Auswahl an Sprech- und Denkblasen zur Verfügung, die über Texte und Bilder gelegt werden können.
Skizze
4. Umrisszeichnungen der Figur mit dem Messer sollen zum Weitermalen anregen.
Aufgabe: Erfinde eine neue Szene mit der Figur, die heute spielt. In einer weiteren angebotenen Umrisszeichnung hält die Figur kein Messer sondern einen Pinsel. Erfahrungsgemäß widmen sich allerdings die meisten Kinder der Figur mit dem Messer.
Skizzen [link 06] Abbildung

5. Das Bild von Steen hängt in der Gemäldegalerie in Berlin. Es bietet sich für die Kinder an, das Werk im Original anzuschauen. Daraus entsteht eine weitere Aufgabe: die SchülerInnen sollen im Internet den Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln von der Schule zur Gemäldegalerie auf der [link 07] Website der Berliner Verkehrsbetriebe recherchieren.
Eine weitere Rechercheaufgabe bezieht sich auf Jan Steen: seine Lebensdaten und weitere Informationen über den Künstler werden über Google zusammen getragen.

6. In der Tagespresse werden Zeitungsartikel zum Thema Streit gesammelt. SchülerInnen, die gerne längere Texte schreiben, erhalten den Anfang eines Zeitungsartikels als Schreibanlass: "Berlin: Bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung in einem Ausflugslokal am Wannsee..." Die Vorlage ist so formatiert, dass sie wie eine Zeitungsspalte aussieht.

EIN FOLGEPROJEKT

Video- und Fernsehproduktion


Da die Thematik "Streit" mit viel Elan von den SchülerInnen aufgegriffen wurde, entschieden sich die Lehrer zu einer Folgeeinheit mit dem außerschulischen Partner [link 08] Armin Hottmann, Projektkoordinator für Medienpädagogik in der Grundschule, zu einem Videoprojekt, das das Gelernte fortführte: Mit Hilfe der Videokamera sollten weitere Konfliktaspekte erarbeitet werden. Die Kinder der Klasse 6a entwarfen und produzierten in Gruppenarbeit fünf kurze Filme, die verschiedene Streitsituationen unterschiedlich umsetzten.
Die Ergebnisse wurden in einer Studioproduktion im Offenen Kanal Berlin präsentiert und anschließend ausgestrahlt. (Dabei orientierte sich das Projekt an der Struktur eines [link 09] kom - kids on media - Projektes)
„Streit beim Kartenspiel”: [link 10] Video [RealMedia| 2 Min.], [link 11] Video [Windows Media | 2 Min.]
„Streit auf dem Schulhof”: [link 12] Video [RealMedia| 43 Sek.], [link 13] Video [Windows Media | 43 Sek.]
„Streit verhindern”: [link 14] Video [RealMedia| 1 Min.], [link 15] Video [Windows Media | 1 Min.]
„Streittabletten”: [link 16] Video [RealMedia| 49 Sek.], [link 17] Video [Windows Media | 49 Sek.]
„Der Stummfilm”: [link 18] Video [RealMedia| 2 Min.], [link 19] Video [Windows Media | 2 Min.]

ine Fernsehsendung im Offenen Kanal Berlin


Die Kinder stellen im Studio des [link 20] Offenen Kanals die kurzen Filme selbst vor. Dabei erläutern sie auch den Hintergrund des Projekts, reflektieren die Entstehungsgeschichten der Videos und bekommen einen Einblick in die Produktion einer Fernsehsendung.
O-Töne der Kinder: "... eine ähnliche Situation erlebten wir auf dem Schulhof, ...wir haben einen Werbespot gedreht, weil wir gerne Werbung schauen".
Das Studiokonzept von [link 21] Mischka Franke sieht die Übernahme aller Produktionsaufgaben durch die Kinder selbst vor. Schließlich wird der Sendebeitrag im Offenen Kanal ausgestrahlt!

TECHNIK

Digitalkameras


Vgl. Digitalkameras der Unterrichtseinheit [link 22] Aus Gemälden werden Hörbilder

PC-Ausstattung


Zur Grundausstattung gehören hier Internetanschluss, Scanner, Browser und ein Beamer. An Software wird neben Word auch [link 23] PhotoImpact 4.2 und "Hot Potatoes" benötigt. "Hot Potatoes" ist ein Programm zur Erstellung von Onlineübungen und leicht zu erlernen. Unter [link 24] http://hotpot.uvic.ca/ kann es kostenlos herunter geladen werden.

LITERATUR

GAGEL/KRAFT: Inhalte statt formaler Kunstbetrachtung. In: Kunst und Unterricht Nr. 21 (1973)
CRIEGERN, Axel von: Didaktik und Ikonologie. Ein Beitrag zum Problem der Kunstbetrachtung von Jan Steens 'Streit beim Spiel'. In: Kunst und Unterricht Nr. 27 (1974)

PARTNER UND ORT DER UNTERRICHTSEINHEIT

[link 25] Hunsrück-Grundschule
Manteuffelstr. 79
10999 Berlin

An diesem Projekt haben mitgearbeitet:
Susanne Eichner
Stefanie Korte
Heidi Wingert
Markus Schega

Liste der Links in der Seite:

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[link 04]http://www.wir-in-berlin.de/kubim/streit/luecke.htm
[link 05]http://netzspannung.org#1
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[link 07]http://www.bvg.de
[link 08]http://www.23muskeltiere.de/index/info.htm
[link 09]http://www.lisum.de/go?SmartLink=10571
[link 10]
[link 11]
[link 12]
[link 13]
[link 14]
[link 15]
[link 16]
[link 17]
[link 18]
[link 19]
[link 20]http://www.okb.de/
[link 21]http://www.labi-berlin.nubb.dfn.de/aktuell/aktuell_kidsonmedia_2003.htm
[link 22]http://netzspannung.org/learning/kids-arts-media/sound-images/
[link 23]http://www.ulead.com/
[link 24]http://hotpot.uvic.ca/
[link 25]http://www.hgs.cidsnet.de/