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Kunst Kontext Internet Die Kuratoren Christiane Paul, Steve Dietz und Jon Ippolito nehmen Stellung zu Online-Ausstellungen |
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Wie wird eine Online-Ausstellung zu einem Kunstereignis am Computerbildschirm? In Verbindung mit einer fortschreitenden Entwicklung der Netzwerktechnologien, erproben Künstler und Kuratoren neue Präsentationskonzepte, die die inhärenten Eigenschaften des Netzes für den virtuellen Ausstellungsraum ausloten: Der vernetzte Raum ermöglicht einen dynamischen und kollaborativen Kontext zur Vermittlung von Kunst. Dabei werden Rollenzuweisungen an Künstler, Kuratoren und Publikum neu definiert. Die virtuelle Ausstellung ist kein abgeschlossenes Gefüge, sondern kann als ein permanenter Prozess der Präsentation, Produktion und Kommunikation von Kunst konzipiert werden. Neben diesen Strategien definiert das Web-Interface wesentlich, wie das Navigieren durch hypermediale Strukturen zur Kunsterfahrung wird. Die Systematisierung von Information in alphabetischen, semantischen, räumlichen oder zeitlichen Ordnungen sowie deren Verknüpfung bestimmen ebenso die Navigationsstruktur wie die visuelle Gestaltung.
Die Online-Ausstellung
netzspannnug.org: Welche Inhalte eignen sich für die Präsentation im virtuellen Ausstellungsraum und wie greifen Inhalt und Medium Internet ineinander? Christiane Paul: Die Präsentation von Netzkunst oder »vernetzter Kunst« ist nicht unproblematisch. Netzkunst wird gemacht, um jedem zu jedem Zeitpunkt an jedem Ort der Welt zugänglich zu sein. Museen und Galerien verlieren in diesem Zusammenhang ihre Legitimation und einige Netzkünstler wollen natürlich ganz gezielt den traditionellen Kunstmarkt, das bestehende System und die Institutionen umgehen.
Steve Dietz: Eine andere Möglichkeit, hierüber nachzudenken, ist zu fragen, was passiert, wenn Medium und Raum gleichlaufend sind - wenn im Grunde genommen das ganze Internet der »Raum« der virtuellen Ausstellung ist. Bei »
Was die Frage betrifft, ob bestimmte Inhalte besser geeignet sind als andere, würde ich einfach sagen, dass unterschiedliche Inhalte unterschiedliche Herausforderungen darstellen. Beispielsweise ist ein Werk, das darauf basiert, dass Fehler in den Log-File eines Servers geschrieben werden, im wahrsten Sinne des Wortes nicht für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich (z.B. Wie greifen inhaltliches Konzept und Gestaltung ineinander? Welche Strategien aus Kunst, Design, Technologie und Architektur können für Online-Ausstellungen produktiv gemacht werden? Jon Ippolito: Bisher laufen die meisten Versuche, Online-Kunst auf einer Museums-Websites zu präsentieren, auf nur wenig mehr hinaus als das Internet-Äquivalent eines Prospekts: die Lesezeichen des Kurators, versehen mit einigen erklärenden Texten und ein paar kleinen Bildern. Es ist verlockend, sich die Ressourcen und Erfahrungen des traditionellen Museums zunutze zu machen, um eine virtuelle Filiale seines realen Museums im Cyberspace zu erstellen. Doch das Aufpeppen seiner Website mit Flash oder Quicktime VR wird nichts nützen, wenn das grundlegende Paradigma ein Prospekt ist. Christiane Paul: Ich halte es für schwierig und problematisch, Strategien aus den Bereichen Kunst, Design, Technologie und Architektur, die für den physischen Raum entwickelt worden sind, in den virtuellen Raum zu übertragen. Virtuelle Räume sind n-dimensional und nicht dreidimensional, sie erfordern einen völlig anderen Ansatz und eine andere Sprache. Natürlich lassen sich Parallelen ziehen, z.B. zwischen Technologiegeschichte, konzeptioneller Kunst, Performance und Netzkunst, aber Strategien müssen trotzdem völlig neu definiert werden. Welche Relevanz haben Kommunikationsprozesse für das Ausstellungskonzept? Welche Formen der Partizipation und Repräsentation sollten Online-Ausstellungen den Nutzern bieten?
Steve Dietz: Kommunikationsprozesse sind sehr relevant. Auch hier glaube ich, ohne verbindliche Regeln vorschreiben zu wollen, dass es bei einer frühen Ausstellung wie z.B. »PORT: Wie kann eine Verschränkung von virtuellem und realem Raum im Kontext von Online-Ausstellungen produktiv gemacht werden?
Steve Dietz: Durch andauerndes und engagiertes Experimentieren. Im Allgemeinen würde ich sagen, dass viele Strategien von Künstlern eines Tages Standard-Präsentationsstrategien sein werden. In »Telematic Connections:
Das Online-Archiv
Die potenziell zeitliche und inhaltliche Unbegrenztheit definiert einen sich permanent reorganisierenden Ausstellungskontext. Die Offenheit seiner Struktur erfordert Strategien, um neue Projekte in die Sammlung zu integrieren, Strategien, um neue Beiträge inhaltlich und visuell in einen bestehenden Kontext einzufügen bzw. für die neu integrierte Arbeit einen Kontext zu schaffen.
Vernetzte Archive
Die Timeline
Zur Darstellung zeitlicher Entwicklungen ist die Anordnung von Projekten und Diskursen in einer zeitlichen Abfolge, - einer Timeline - nahe liegend. Aktuell finden sich verschiedene Timeline-Konzepte im Netz.
So setzte Randall Packer in der von ihm konzipierten Ausstellung »
Die von Steve Dietz im Rahmen der Ausstellung »Telematic Connections: The Virtual Embrace« angelegte
Auch die Medienkunst-Plattform Rhizome nutzt das Konzept der Timeline, um die einzelnen Beiträge zu kontextualisieren. Für die verschiedenen Formen von Beiträgen wie Gespräche, Kommentare, Rezensionen, Veranstaltungen und Theorie wird jeweils eine Zeitleiste angelegt, die auf der Abfolge der Eingaben basiert. Alle Zeitleisten sind nebeneinander angeordnet zu einer navigierbaren netzspannung.org arbeitet an der Konzeption einer Timeline, die darauf zielt, komplexe Zusammenhänge in einer intuitiv erfassbaren Struktur erfahrbar zu machen. Ein erweiterbares Kontextualisierungssystem soll offen legen, wie Kunst, Technologie und Theorie ineinander greifen bzw. wann in den verschiedenen Gattungen medienkünstlerischer Produktion welche Konzepte und Technologien aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Ein erster Prototyp netzspannung.org-Timeline basiert darauf, klassische Verfahren der Systematisierung zu nutzen und den Projekten bestimmte Eigenschaften wie Entstehungszeit, Kategorien, Schlagworte und Medium zuzuordnen. Dies ermöglicht, alle Projekte einer Kategorie in der zeitlichen Reihenfolge ihrer Entstehung anzuordnen. Durch die parallele Anordnung der Zeitleisten Theorie, Forschung und Technik, Netz und Bühne entsteht ein Interface, das auf einer systemdefinierten Kontextualisierung basiert und disziplinenübergreifende Einblicke in die medienkünstlerische, -technologische und -theoretische Entwicklung geben kann.
Kollaborative Wissensräume
An die Stelle fest definierter Kategorien, die eindeutige Zuordnungen erfordern, treten Cluster verwandter Inhalte. Ein neuronales Netzwerk organisiert die Inhalte auf der Basis semantischer Textanalysen. Diese systemgenerierte Kontextualisierung bildet die Grundlage für eine offene Kartographie der medienkulturellen Produktion, die unter anderem auch in einer Timeline visualisiert werden kann. Das Experiment liegt darin zu erforschen, inwieweit es möglich ist, semantische Textanalyse und menschliche Fachkenntnis zu verbinden und bei der Strukturierung und Visualisierung eines sich permanent erweiternden Online-Archivs einzusetzen. Offene und flexible Strukturen vereinfachen darüber hinaus, verschiedene Archive - also verteiltes Wissen - an spezielle, gemeinsame Präsentationskontexte anzubinden. Über eine Systematisierung in fest umrissenen Ordnungen oder in dynamischen »Semantic Maps« hinaus, kann der Nutzer bzw. sein Verhalten in den Prozess der Kontextualisierung von Projekten innerhalb eines Online-Archivs einbezogen werden. Indem die Auswertung seiner Navigationswege den rezipierten Dokumenten als Metadaten zugeordnet wird, können diese Informationen als zusätzliche Struktur in die Visualisierung einfließen. Die Verbindung des Online-Archivs mit einer Community-Plattform ermöglicht darüber hinaus, die Präsentationsmodule mit einem persönlichen Online-Workspace zu verbinden. Die Sammlung wird damit zu einem Ort, an dem sich auch die individuelle Auseinandersetzung des Nutzers manifestiert. Im persönlichen Workspace wird die »Timeline« zu einem Tool, um die eigene Sicht der Verbindung zwischen verschiedenen Projekten anschaulich zu machen. ![]()
Der Frage nach neuen Formen kultureller Praxis im vernetzten Raum wird sich netzspannung.org auch künftig widmen. Für die diesjährige ![]() ![]() |