Thomas MünchKLANGJÄGER UND -GESTALTER |
1. Motivation und Themenstellung Der Einstieg erfolgt über ein Klangrätsel: Der Lehrer spielt unkommentiert einen Klang z.B. aus der
[link 01] Bibliothek der verschwundenen Klänge vor. Im anschließenden Gespräch steht sicherlich zunächst die Frage nach der Bedeutung und dem Ursprung des Klangs im Mittelpunkt. Da dieser aber - je nach gewähltem Klangbeispiel - nicht einfach zu erkennen sein wird, sollte sich das Gespräch auch auf die klangsinnliche Anmutung des Beispiels lenken lassen. Am Ende des Gesprächs wird als Themenstellung festgelegt, mit selbst aufgenommen Klängen in den nächsten Unterrichtsstunden eine Collage am Computer zu erstellen.
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2. Einführung in die technischen und gestalterischen Grundlagen Als Übung wird zunächst eine Collage von 60 Sekunden Dauer in Arbeitsgruppen zum Thema „Nacht” mit drei für alle vorgegebenen Klängen (z.B. aus der
[link 02] Hörspielbox) am Computer produziert. Die offene Themenstellung und das begrenzte Material ermutigen die SchülerInnen, nicht nur abbildhaft reale Situationen darzustellen, sondern auch die klangästhetischen Möglichkeiten des Materials zu nutzen. Für die Arbeit am Computer ist es sinnvoll, dass die SchülerInnen die folgenden Arbeitsschritte beherrschen: ¬ | Erzeugung von Stereotonspuren |
¬ | Erzeugung von Monotonspuren |
¬ | Tonspuren optimal auf dem Bildschirm verteilen |
¬ | Markieren eines Ausschnitts einer Tonspur |
¬ | Ausschneiden und Abspeichern einer Tonausschnitts |
¬ | Einblenden und Ausblenden |
¬ | Bewegen eines Tonausschnitts auf einer Tonspur |
In einem kurzen Informationsfilm
[link 03] [Windows Media | 3 Min. 24 Sek.],
[link 04] [RealMedia | 3 Min. 24 Sek.] (Bitte Ton einschalten!) werden die meisten angesprochenen Arbeitsschritte anhand der kostenlosen Software
[link 05] Audacity demonstriert. Umfängliche deutsche Erläuterungen zu den Arbeitsmöglichkeiten mit Audacity finden sich
[link 06] hier. Bleiben Fragen offen, kann problemlos im
[link 07] Support-Forum nachgefragt werden. Mit anderer Audio-Software stellen sich die Arbeitsschritte ähnlich dar. Achtung: Damit Audacity eine deutsche Hilfefunktion hat, muss die
[link 08] entsprechende Datei in das Stammverzeichnis von Audacity kopiert werden.
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| Menü Effekte in Audacity
[link 09] Abbildung vergrößern |
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3. Gestaltungsideen Sammlung von Ideen zur Charakterisierung von Klängen und Klangabfolgen: Als Darstellungsform bietet sich eine Mind Map an der Tafel an. Auf weitergehende Möglichkeiten der Klangveränderung wie Tonhöhenveränderung, Delay usw., die bei Audacity im Menü
[link 10] Effekte zu finden sind, sollte anfangs verzichtet werden, damit die Gestaltungsmöglichkeiten nicht unübersichtlich werden und zuviel Zeit für ihre Erprobung verbraucht wird. Sollen trotz dieser Überlegungen Effekte zum Einsatz kommen, finden Sie als Hilfe
[link 11] hier eine gute Einführung.
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4. Erstellung einer dreiminütigen Klangcollage
¬ | Festlegung des Themas im Klassenverband: Ein für alle verbindliches Thema erleichtert den späteren Auswertungsprozess. So können auch inhaltliche Fragen leichter während des Arbeitens gemeinsam geklärt werden |
¬ | Festlegung der Arbeitsgruppen (drei bis vier SchülerInnen) |
¬ | kurze Einführung in die Nutzung der Tonaufnahmegeräte (Ein- und Ausschalten, Aussteuern der Aufnahme, Wechsel des Datenspeichers (Kassette, Mini-Disc usw.)) |
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[link 12] Tipps für Tonaufnahmen [PDF| 100 KB] können hier herunter geladen werden. Ideal sind digitale Aufnahmegeräte wie z.B. ein Minidisc-Recorder. Unter Verzicht auf Tonqualität und Aufnahmekomfort können aber auch Kassettenrecorder genutzt werden. |
¬ | Klangjagd - eine Aufnahme von Klängen: Das Arbeitsblatt „Tipps für Tonaufnahmen” dient als Hilfe. Die Aufnahme der Klänge kann auch außerhalb des Unterrichts stattfinden. |
¬ | Erstellung der Collagen am Computer: - Überspielen der Klänge auf den Computer: Dieser Arbeitsschritt kann auch außerhalb des Unterrichts erfolgen, wenn entsprechend erfahrene SchülerInnen sich hierzu bereit erklären. - Durchhören und Bearbeiten der gesammelten Klänge, so dass am Ende ein kleine Bibliothek mit Klangbausteinen vorliegt. Dies ist ein wichtiger Arbeitsschritt, da schon hier wesentliche inhaltliche Entscheidungen in Hinblick auf die Klangcollage getroffen werden. - Entwicklung eines Gestaltungskonzepts Als Orientierungshilfe sollten die
[link 13] Gestaltungsideen den SchülerInnen als Arbeitsblatt zur Verfügung stehen. - Erstellung der Klangcollage. |
Parallel zum Produktionsprozess sollten die SchülerInnen eine Begleitdokumentation verfassen, in der der Entstehungsprozess und die gewählte kompositorische Grundidee erläutert werden.
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5. Präsentation und Aufbewahrung Unter Einbeziehung der von den SchülerInnen erstellten Begleitdokumentationen werden die Ergebnisse präsentiert und diskutiert. Die Jugendlichen brennen die Klangcollagen als Audio-CD, damit sie die Ergebnisse mit nach Hause nehmen können.
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6. Vertiefung Die bei der Erstellung der Collage gewonnen Erfahrungen können in vielfältiger Weise zum Ausgangspunkt für den weiteren Unterricht werden. Hier einige Anregungen:
¬ | Auseinandersetzung mit professionellen Soundscapes unter dokumentarischen und ästhetischen Gesichtspunkten. Zwei mögliche Beispiele: 1.
[link 14] Lisboa, ein Porträt der Stadt Lissabon, von Michael Rüsenberg und Hans Ulrich Werner 2. „ Karlsruhe - Klangbilder einer Stadt”
[link 15] [1] von Thomas Gerwin |
¬ | Aufbau eines Klangarchivs. Nach dem Vorbild der
[link 16] Hörspielbox können die gefundenen Klänge kategorisiert und archiviert werden. Im Laufe der Jahre kann auf diese Weise ein Klangarchiv an der Schule aufgebaut werden, dessen Nutzung und Erweiterung für die SchülerInnen sicherlich einen ganz speziellen Reiz hat. |
¬ | Einführung in die Soundscape-Bewegung. Die bislang dominierenden Überlegungen, welche Intentionen die SchülerInnen mit ihren Klangcollagen verbinden, können leicht mit Zielsetzungen aus der Soundcape-Bewegung in Verbindung gesetzt werden. Auf diese Weise lassen sich eigene Gestaltungsideen stützen, vielleicht auch kritisieren, aber auf jeden Fall bereichern. Einen guten Einstieg bietet das World Forum for Acoustic Ecology (vgl. oben). |
¬ | Klangdesign. In der Industrie gewinnt die akustische Gestaltung von Produkten zunehmend an Bedeutung. Ein Keks soll z.B. nicht nur gut schmecken, sondern beim Reinbeißen auch herzhaft frisch und lecker knacken. Auch bei der Gestaltung öffentlicher und privater Räume wird zunehmend die Gestaltung des Klangs mitgedacht. Das Thema wird zwar in Lehrplänen und Schulbüchern kaum angesprochen, ist aber dennoch für den Musikunterricht sehr interessant. Eine Einführung bietet z.B. die Radiosendung
[link 17] KlangDesign von „taktlos”, dem Musikmagazin des Bayerischen Rundfunks und der neuen Musikzeitung. |
Zum Thema der akustischen Umwelt als Klangraum ein kurzes Zitat des italienischen Malers Russolo aus dem Jahre 1913: „Das Leben der Vergangenheit war Stille. Mit der Erfindung der Maschine im 19. Jahrhundert entstand das Geräusch...Wir haben Spaß daran, den Krach der Jalousien, ... den Lärm und das Scharren der Menge, die verschiedenen Geräusche der Bahnhöfe, der Spinnereien, der Druckereien ... im Geiste zu orchestrieren. Wir wollen diese so verschiedenen Geräusche aufeinander abstimmen und harmonisch anordnen.”(Luigi Russolo, „L'arte dei rumori,”
[link 18] [2])
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