Niels Knolle / Thomas MünchDAS Konzept von ME[I]MUS |
Unterrichtskonzepte Die Entwicklung von Unterrichtskonzepten stellte sich als ein spannendes, aber nicht immer einfaches Vorhaben heraus. Neben schul- und computertechnischen Problemen erwies es sich als Herausforderung, die eigenen Maxime für den Unterricht konkret zu formulieren und offen zu legen. Für die meisten LehrerInnen ergibt sich nur selten die Gelegenheit und Notwendigkeit, die im jahrelangen Schulalltag gewonnen und bewährten Routinen fundiert im kollegialen Kreis zu hinterfragen und eventuell auch zu verändern.
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Neue Medien als Thema von Lehrerfortbildung im Fach Musik Als zusätzliche Forschungsperspektive entwickelte sich im Verlauf des Modellvorhabens die Frage, wie Fortbildungsangebote für MusiklehrerInnen gestaltet sein müssen, damit die neuen Medien nicht nur als ein technisches Problem, sondern vor allem als eine didaktische Herausforderung angesehen und angenommen werden. Das Interesse bei den ProjektteilnehmerInnen für die vielfältigen technischen Möglichkeiten resultierte u.a. aus der Faszination, sich selbst als Auslöser „erstaunlicher Effekte” (z.B. Klangmanipulationen) zu erleben, die einem bislang undenkbar bzw. nichtbeherrschbar erschienen. Aktion und Gratifikation fallen im Idealfall zusammen, und es entsteht das Gefühl einer hohen subjektiven Zufriedenheit, wenn etwa im Anschluss an eine gelungene Softwareschulung für den Einzelnen konkret sichtbar wird, dass er etwas kann, was er bis dahin noch nicht beherrschte. Ein weiteres Motiv speiste sich aus dem diffusen Gefühl, eine wichtige Entwicklung, die mit dem Einzug des Computers in die Klassenzimmer stattfindet, nicht verpassen zu dürfen. Die Wertschätzung von Computerkenntnissen im Lehrerkollegium und die immer stärkere Erwartungshaltung von Seiten der Schulverwaltung verstärkten das Gefühl, unbedingt etwas für die Verringerung der mutmaßichen eigenen Defizite tun zu müssen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Der Umgang mit neuen Medien im Musikunterricht stellt für einige MusiklehrerInnen ein „unsicheres Terrain”dar, auf das sie sich nur ungern einlassen. Inzwischen gibt es innerhalb größerer Lehrerkollegien zumeist einige Experten, die den insbesondere in den letzten Jahren durch Initiativen wie
[link 01] Schulen ans Netz politisch und (ökonomisch) gewollten „Innovationsschub”der neuen Medien gegenüber der Schulöffentlichkeit z.B. als Systembetreuer vertreten. Ob man darunter viele MusiklehrerInnen findet, darf bislang bezweifelt werden. Auch die „Angst vor der Blamage”kann motivieren, wenn es um den konkreten Einsatz der Medien im Unterricht geht. Diese besteht zum einen gegenüber KollegInnen, vor den man sich keine Blöße geben will, aber noch viel mehr gegenüber SchülerInnen, die z. T. über erhebliches Erfahrungswissen im Umgang mit musikbezogenen Medien verfügen, das sie sich unabhängig von schulischen Lernprozessen aus eigenem Interesse angeeignet haben. Das Angstmotiv spielt auch in Hinblick auf die Beherrschbarkeit von unvorhergesehenen Situationen eine wichtige Rolle. Das klassische Bild vom Lehren ist zum Teil stark von der Vorstellung geprägt, dass Unterricht komplett beherrschbar sein muss. Die Technik mit ihrer unübersehbaren Zahl an Bedienungsmöglichkeiten und -fehlern widersetzt sich diesem Anspruch. Wie Erfahrungen aus medienbezogenen Lehrerfortbildungskursen zeigen, ist das Interesse bei LehrerInnen an didaktischer Reflexion im Vergleich zu dem Interesse an technischer Beherrschung von Medien vergleichsweise gering. Die Gründe hierfür sind u.a. darin zu suchen, dass sich die TeilnehmerInnen als erfahrene PraktikerInnen selbst für ausreichend kompetent einschätzten, die didaktischen Implikationen ihres Unterrichts zu sehen und sachgerecht umzusetzen. Zudem ist für manche von ihnen nicht unbedingt ersichtlich, dass die neuen Medien auch ein unterrichtsveränderndes Moment in sich tragen können. Darüber hinaus sehen nur wenige die Möglichkeiten, Unterrichtsideen oder -konzeptionen anderer KollegInnen auf ihren Unterricht auf einfache Weise zu übertragen, da jeder Lehrer über sein persönliches Repertoire an „Subjektiven Theorien”
[link 02] [2] verfügt, welche Bedingungen und Konstellationen für den eigenen Unterricht günstig seien.
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[1] MÜNCH, Thomas: Medien im Musikunterricht. In: JANK, Werner (Hrsg.). Musikdidaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II. (216-223). Berlin: Cornelsen 2005. [2] NIESSEN, Anne: Allgemeinbildung im Musikunterricht? Ein Plädoyer für Reflexion im Musikunterricht und in der Ausbildung von MusiklehrerInnen. In: Musik und Bildung, 6/2002. S.37-43.
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