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Wer ist hier der Klassenklon (only available in gERman)

EIN PROJEKT MIT NEUEN MEDIEN IN EINER FÜNFTEN KLASSE

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Intention der Unterrichtseinheit


Im Kunstunterricht an Grundschulen wird zeitgenössische Kunst nur selten einbezogen. Ganz besonders trifft das für die Kunst mit "neuen Medien" zu. Kinder brauchen aber im Kunstunterricht auch diese Form zeitgenössischer Kunst, vor allem wegen ihrer veränderten, medial geprägten Wahrnehmungsgewohnheiten. So gelingt es ihnen leichter mit und über ihre eigenen ästhetischen Erfahrungen zu kommunizieren.
Martin Liebscher, Frankfurter Börse, 2003, 120 x 450 cm, courtesy wohnmaschine, Berlin & Voges und Partner, Frankfurt

Inhalt/Unterrichtsidee:


Warum also nicht einmal einen zeitgenössischen Medienkünstler in den Unterricht einbeziehen. In dieser Unterrichtseinheit wurde die Arbeit des Künstlers [link 02] Martin Liebscher als Beispiel heran gezogen. Martin Liebscher visualisiert seine eigene Person in multiplen Selbstdarstellungen. Er klont ein Bild mittels digitaler Bildtechnik. Sein Klon-Bild ”Frankfurter Börse” war besonders beeindruckend. Martin Liebscher tummelt sich innerhalb eines Raumes im Dutzend. Die Verschiedenheit der Gesten und Haltungen gibt dem Bild den dynamischen Bildaufbau.
Die Situation in der Klasse, insbesondere die Disziplinprobleme, wurden in den vergangenen Jahren endlos besprochen und beschrieben, aber noch nie besehen. Wie wäre es denn, wenn man sich einfach mal neben sich selber stellt? Dies ist eine gute Möglichkeit das eigene Verhalten kritisch zu hinterfragen oder Emotionen auszudrücken. Und es besteht auch die Gelegenheit in andere Rollen hineinzuschlüpfen. So können die SchülerInnen sich selbst als Klassen-Clown in verschiedenen Positionen bzw. Rollen inszenieren und damit ihr eigenes bzw. das Verhalten ihrer MitschülerInenn in der Klasse reflektieren. Die Klassen-Clowns werden zu Klassen-Klons.

Rahmenbedingungen


Die Unterrichtseinheit wurde mit zehn Kindern einer 5. Klase erprobt. Größer sollte die Lerngruppe nicht sein. Es standen ein Klassenraum, ein Computerraum, drei Computer und ein Laptop zur Verfügung. Die Kinder arbeiten in Gruppen. Sie sitzen zu zweit am Computerarbeitsplatz oder fotografierten frei im Raum. Im Rahmen des [link 03] KUBIM- Projektes hatte die Schule einige digitale Kameras angeschafft.

VORBEREITUNG: WARUM GERADE KLONEN?

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Fragestellungen zu Klonen mit Kindern


Haben die Kinder überhaupt den nötigen Abstand zur eigenen Person, um sich selbst darzustellen?
Können sich daraus Möglichkeiten ergeben, die eigenen Verhaltensmuster zu durchbrechen, sei es nun durch spielerisches Rollentauschen oder durch das Einnehmen bestimmter Posen um sich visuell darzustellen?

Einstieg: Beispielfilm und Selbstreflektion


Als Einstieg in unser Projekt soll nicht nur ein Lehrer-Schüler-Gespräch in Form einer Selbstreflektion mit dem Schwerpunkt Unterrichtsdisziplin stehen, sondern auch der Film über Herrn Liebscher gezeigt werden.
Dieser Film ist zwar nicht leicht verständlich, besonders was den ästhetischen und den künstlerischen Anspruch betrifft, andererseits hatten einige Schüler durch unser KUBIM-Projekt [link 05] Ich bin ich und immer unterwegs bereits Erfahrung mit dem Klonen von Bildern.

DAS FOTOGRAFIEREN MIT DER DIGITALKAMERA

Nach den ganzen theoretischen Vorbetrachtungen brennen die Kinder geradezu darauf ihre Ideen zu verwirklichen bzw. Neues auszuprobieren. Voraussetzung dafür ist, dass die Kinder im Umgang mit der Digitalkamera geübt sind.

Fotografieren vor immergleichen Hintergrund


Alle Kinder dürfen sich ihren Hintergrund, vor dem sie fotografiert werden wollen, selbst auswählen. Wichtig ist, dass die anderen Kinder hinter der Kamera bleiben und dass keine Gegenstände dieses Hintergrundbildes verrückt werden. Hierbei ist es gar nicht so einfach die Kinder zu bändigen. Vor immer demselben Hintergrund fotografieren die Kinder dieselbe Person mehrmals in unterschiedlichen Positionen. Von jedem Kind werden beliebig viele Fotos gemacht.

Experimentelles Vorgehen


Zuerst stellen die Kinder alltägliche Unterrichtssituationen nach, danach geht es dann aber recht schnell ins Ausprobieren von Posen über, die im Unterricht normalerweise nicht üblich sind (z.B. Sitzen auf Tischen). Auf einmal nahm beispielsweise ein Kind die Rolle des Lehrers ein, ein Streit musste geschlichtet oder einem gestürzten Schüler musste geholfen werden.

Technische Voraussetzungen


Trotz Vorerfahrung im Umgang mit digitaler Fotografie wird den SchülerInnen bei diesem Projekt schnell klar, dass die Kamera für jede Bildserie eine feste Position innehaben muss. Nur wenn der Hintergrund gleich bleibt, können später die "Klone" "unbemerkt" von einem ins andere Foto eingefügt werden.
Es ist schwierig ohne Stativ zu arbeiten: In der Klasse 5a war Improvisation gefordert und die Kameras schwankten auf abenteuerlichen Türmen aus Büchern und Kartons. So kam es zu verwackelten Bildern. An den Digitalkameras kann man sehr schnell die gemachten Fotos direkt auf deren Display kontrollieren. Um das Problem des Verwackelns auf diesen Konstruktionen zu lösen, sollte prinzipiell mit Zeitauslöser gearbeitet werden.
Im weiteren Verlauf können dann einige Schüler dazu übergehen sich selbst mit Selbstauslöser zu fotografieren, während andere Schüler bereits an den Computern arbeiten.

DAS KLONEN VON BILDERN

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1. Vorbereitung des Computerarbeitsplatzes


Nachdem genug Fotos gemacht sind, kann mit dem Abspeichern im Computer und der Bildbearbeitung begonnen werden. Da relativ viel Speicherplatz für das Klonen am Computer benötigt wird, sollten die Computerarbeitsplätze "aufgeräumt" sein, d.h. alles "Unnötige" auf dem Computer sollte gelöscht sein. Die Arbeitsschritte für das Klonen werden langsam erarbeitet. Hilfreich ist, wenn auf das Vorwissen einiger Schüler zurückgegriffen werden kann. Diese werden gezielt angesprochen und können im Wesentlichen den Vorgang des "Klonens" demonstrieren.

2. Freistellen


Das Bild, in dem ein Schüler aus seiner Umgebung freigestellt (ausgeschnitten) werden soll, wird im Programm PhotoImpact geöffnet. Dabei wird die Maskierungsschablone aktiviert. Sie befindet sich in der Werkzeugleiste an zweiter Stelle von oben unter den Auswahlwerkzeugen. Das Bild wird von einer transparent-roten Schicht überlagert. Mit der linken Maustaste (beim Windows Betriebssystem) werden jetzt die Teile im Bild, die freigestellt werden sollen, möglichst exakt nachgezeichnet. Betätigt man die Plus-Taste auf der Tastatur, wird das Bild vergrößert. Unter Form (Menüleiste oben links) wird die Pinselform gewählt, die Größe des Auswahlpinsels kann direkt daneben verändert werden. Es empfiehlt sich, zunächst die Umrisse mit einem kleinen Pinsel nachzuzeichnen, um anschließend mit einer stärkeren Pinselgröße das Innere auszumalen. Als Alternative kann auch mit "Lasso" ein grobes Markieren des auszuschneidenden Bereiches erfolgen. Mit dem Pinselwerkzeug wird nun die rote Transparentschicht wieder teilweise entfernt. Der umgekehrte Vorgang (Hinzufügen der Transparentschicht) kann entweder mit der rechten Maustaste oder mit dem Modus "Abziehen" erreicht werden. Ist dies vollständig geschehen, wird das Standardmarkierwerkzeug (in derselben Leiste wie die Maskierungsschablone) aktiviert. Die rote Schicht verschwindet und das ausgewählte Objekt ist von einer gestrichelten Auswahllinie umgeben. Es kann jetzt durch das Ziehen mit der Maus an einer anderen Stelle des Bildes oder in ein neues Bild eingesetzt werden.
Wenn nicht für alle Zweiergruppen Computer zur Verfügung stehen, kann es zu Wartezeiten kommen. Um Unruhe zu vermeiden, können zusätzliche Arbeitsaufgaben erteilt werden. SchülerInnen können beispielsweise den Vorgang des "Klonens" schriftlich festhalten.

ABSCHLIEssENDE BETRACHTUNG

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Dass man dem fotografischen Bild nicht trauen kann, ist längst allen Schülern bekannt. Sie haben zum Großteil schon selbständig Fotos am Computer manipuliert. Hier stellt sich den SchülerInnen eher die Frage nach der Identität. Zwar sehen die kleinen Ayses, Omars und Julians auf einem Bild gleich aus, aber dieselben scheinen es nicht zu sein. Das "Ich" ist stets ein anderes auf diesen Fotos und doch mögen sie alle ”Ich sein”. Wer weiß das schon? Die Rollen, die der Schulalltag den Schülern abverlangt, mit seinen Pflichten, Wünschen, Phantasien, Momenten der Entspannung, der Konzentration und der Wut inszenieren unsere kleinen Künstler in einem Bild.
Alle Schüler waren in der Lage, ein ansprechendes Arbeitsergebnis vorzulegen. Es entstanden verblüffende Klonbilder, die geradezu die Frage provozieren: "Wie haben die das gemacht?" Im Laufe ihrer Tätigkeit stellten sich schnell Freude und Stolz auf ihr Produkt ein.

WEITERE ANWENDUNGEN

Klassen anderer Klassenstufen können innerhalb der Schule, auf dem Spielplatz oder auf dem Fußballfeld ähnliche Standardsituationen nachstellen. Ein Schüler kann sich beispielsweise als ganze Fußballmannschaft in Szene setzen, d.h. elf Fotos in Fußballstandardsituationen nachstellen und zu einem Endprodukt zusammenfassen. Die gleiche Idee ist auf dem Spielplatz denkbar, nach dem Motto: "Schaut mal, was ich alles kann!" Ein und dieselbe Person bevölkert einen ganzen Spielplatz, sie rutscht, klettert, rennt, buddelt etc.

PARTNER UND ORT DER UNTERRICHTSEINHEIT

[link 08] Hunsrück-Grundschule
Manteuffelstr. 79
10999 Berlin
Betreuender Lehrer: [link 09] Günther Pohl

Liste der Links in der Seite:

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[link 02]http://www.m-liebscher.de/
[link 03]http://www.kubim.de
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