Laszlo Bardos, Stefan Korinek


Bangarama

Musizieren durch Headbanging


Bangarama Interface [link 01]

Bangarama Interface

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

"Headbangen" beschreibt unter den Liebhabern der Rockmusik die weit verbreitete Art, Musik nicht nur passiv zu konsumieren, sondern durch rhythmusgetreues Schütteln und Nicken des Kopfes ein intensiveres Musikerlebnis zu erfahren.

"Bangarama" entstand aus der Idee, den Headbanger aus der Rolle des reagierenden Zuhörers in die aktive Rolle des Musikers schlüpfen zu lassen. Durch seine Kopfbewegungen kann er gezielt Töne bzw. Soundsamples auslösen.

Neben einem Kopfsensor besitzt "Bangarama" ein zusätzliches gitarrenförmiges Eingabegerät mit Berührungssensoren. Diese erlauben die Auswahl unterschiedlicher Töne und sorgen für die musikalische Ausdrucksstärke.

Die Beherrschung eines klassischen Musikinstruments erfordert viel Fingerfertigkeit und jahrelanges Üben. Unser Ziel bestand darin, "Bangarama" genug Flexibilität zu verleihen. Bei versierten Gitarristen sollte das System Interesse wecken und gleichzeitig durch seine Einfachheit auch von musikalisch unerfahrenen Menschen spielbar sein.

"Bangarama" entstand aus einem Studentenprojekt am Medieninformatikinstitut der RWTH Aachen. In nur vierwöchiger Erarbeitungszeit wurde das Interface entwickelt und ausschließlich unter Verwendung von "Low-Tech" Komponenten betrieben.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Laszlo Bardos, Idee & Entwicklung, RWTH Aachen
  • Stefan Korinek, Idee & Entwicklung, RWTH Aachen

MitarbeiterInnen

  • Eric Lee, Technischer Berater, RWTH Aachen

Entstehung

Deutschland, 2004

Eingabe des Beitrags

Laszlo Bardos, 30.01.2006
lbee@bardos.de [link 02]

Kategorie

  • Forschungsprojekt

Schlagworte

  • Themen:
    • Interface |
    • Mensch-Maschine-Interaktion HCI |
    • Musik
  • Formate:
    • Performance |
    • interaktiv |
    • Audio
  • Technik:
    • Mechanical Tracking

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

Bangarama entstand ursprünglich aus einer Vorlesungsbegleitenden Übung über "Designing Interactive Systems" am Medieninformatiklehrstuhl der RWTH Aachen.

Aufgabenstellung war, im Rahmen der Mensch-Maschine-Interaktion, ein neuartiges Interface zur musikalischen Interaktion zu entwerfen. Damit lag der Fokus bei der Ideenfindung auf einem intuitiven Interface mit einer ungewöhnlichen Interaktionsmetapher.
Das heftige Kopfschütteln und Spielen auf einer "Luftgitarre" von eingefleischten Rockmusikfans erschien uns geeignet als Grundlage. Wir wollten also ein interaktives System entwickeln, das durch die o.g. Bewegungsabläufe gesteuert wird; sprich: Kombinataion von gitarrenförmigem Controller und Musik durch Kopfbewegungen. Diese musikalische Ausdrucksstärke sollte sowohl Musiker als auch Laien ansprechen.

Durch die Verwendung von computergestützten Multimediatechnik ist "Bangarama" keineswegs auf die Nachahmung einer E-Gitarre beschränkt. Vielmehr erlaubt es, beliebige Töne oder Geräusche abzuspielen. Anstatt einzelner Noten können die Tasten des Controllers z.B. mit Akkorden belegt werden und auf diese Weise selbst Gitarrenlaien zu einem schnellen Erfolgserlebnis verhelfen. Eine noch zugänglichere Form des Musizierens bietet der Playback-Mode von "Bangarama". Hierbei kann auf die Benutzung des Controllers verzichtet werden und ausschließlich die Kopfbewegungen zur Musikerzeugung benutzt werden. Die Software folgt in diesem Modus einer fest vorprogrammierten Tonsequenz, so dass der Benutzer lediglich das Timing seiner Kopfbewegungen der Hintergrundmusik anpassen muss. Auf diese Weise können selbst Kinder ihnen unbekannte Musikstücke mit Hilfe von "Bangarama" spielen.

Es war eine große Herausforderung, trotz begrenztem Budget und engen Zeitvorgaben "Bangarama" fertig zu stellen, ohne dabei auf wesentliche Funktionen verzichten zu müssen. Durch die Verwendung von einfachen Bauteilen wie Holz, Draht und einer alten Tastatur zeigt Bangarama, dass es möglich ist, mit Low-Tech Komponenten ein Interface zu bauen, das neue Ideen im Bereich der Mensch-Maschine-Interaktion ergründet.

Technik

Technische Beschreibung

"Bangarama" besteht im Wesentlichen aus drei Komponenten: Kopfbewegungssensor, Controller für Tonauswahl und Computer für digitale Ein- und Ausgabe.

Kopfsensor
Für die Messung der Kopfbewegungen wurde aus Draht eine mechanische Wippe nachempfunden. Wird der Kopf nach vorne bewegt, so fällt nach Überschreiten eines bestimmten Neigungswinkels ein beweglicher Stift gegen den vorderen Drahtbügel und schließt auf diese Weise den Kontakt. Der Stift fällt nach hinten, sobald der Kopf wieder aufgerichtet wird. Wiederholtes Kopfnicken resultiert in jeweils abwechselndem Öffnen und Schließen des Kontaktes zwischen Bügel und Stift. Um einen festen Kontakt zu gewährleisten, ist der Stift zusätzlich mit einem Gewicht versehen und die Bügel mit Alufolie verkleidet. Der Sensor ist mit Klettband an einer Mütze befestig und lässt sich individuell an jeden Benutzer komfortabel anpassen.

Tonauswahl
Der Controller zur Auswahl von Tönen bzw. Soundsamples lehnt sich an das Design der E-Gitarre an und besitzt 26 Aluminiumplättchen am Hals der Holzgitarre. Diese Plättchen sind so angeordnet, dass sich paarweise jeweils nur eine kleine Lücke zwischen ihnen befindet. Wird ein Finger auf ein solches Paar gelegt, ist der elektrische Kontakt geschlossen. Der Kontakt führt in einer angeschlossenen modifizierten USB Tastatur zur Auslösung eines Tastendrucksignals. Zur Verbesserung der Leitfähigkeit wird der Finger mit Alufolie eingewickelt. Aus den 26 Kontaktflächen ergeben sich 13 Tasten für die Tonauswahl.

Software
Die Auswertung der USB Tastatur-Signale erfolgt im Computer durch die Multimedia Entwicklungsumgebung Max/MSP. Die "Bangarama"-Software erlaubt die freie Belegung der Controllertasten mit unterschiedlichen Soundsamples, sowie das Abspielen von Begleitmusik. Außerdem ist sie für die Verarbeitung der Signale des Kopfsensors zuständig. Zusätzlich hat die Software grundlegende Filterfunktionen, um das Prellen des Kopfsensorsignals auszugleichen. Die Ausgabe der Töne erfolgt über die am Rechner angeschlossenen Aktivboxen.

Hardware / Software

- Mechanische Wippe auf einer Mütze befestigt
- Holzcontroller in Gitarrenform mit 13 Kontakttasten
- Modifizierte USB Tastatur
- Max/MSP Software
- Aktivboxen

  • › digital sparks 2006 [link 03]

» http://www.bangarama.net [link 04]

  • › Bangarama Paper (NIME Konferenz) [PDF | 737 KB ] [link 05]
  • › Video in MPEG 1 Format. Weitere Formate auf Projektwebseite. [18 MB ] [link 06]
  • › Systemüberblick [JPEG | 31 KB ] [link 07]
  • › Kopfbewegungssensor [JPEG | 28 KB ] [link 08]
  • › USB-Tastatur mit angelöteten Kontakten [JPEG | 32 KB ] [link 09]
  • › Aluminium-Kontaktflächen [JPEG | 33 KB ] [link 10]