Gerrit Gohlke


Wer beerbt die klassische Netzkunst? Inventurbedarf nach dem Tod einer Utopie

Vortrag im Rahmen der Bad Emser Medienkunsttage


Gerrit Gohlke [link 01]

Gerrit Gohlke

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

So lange es Internet gibt, wird es Internetkunst geben, hört man von Künstlern in jüngster Zeit, wenn es darum geht die Netzkunst gegen jene Medienkunstverächter zu verteidigen, die es schon immer besser wußten. Um dieser Selbstverteidigung willen geht das Bewußtsein für eine historische Zäsur verloren, die sich Ende der neunziger Jahre vollzog, als die Pioniere der Net.art wie Vuk Cosic, Heath Bunting und Alexei Shulgin das Netz verließen, um die Netzkunst jenen Museumsinstitutionen zu überlassen, gegen die man sich so lange vergeblich zur Wehr gesetzt hatte.
Nicht die Konjunkturschwäche der Netzkunsteuphorie sollte deshalb beklagt werden, sondern der Verlust des utopischen Anspruchs, der für eine Dauer von fünf Jahren von der Netzkunst ausgegangen war. Netzkunst war einerseits das schlechte Gewissen der Kunst, indem sie mit politischer Ambition und gesellschaftlichem Veränderungsdrang ästhetische Praktiken, Demokratisierungsbewegung und Subkultur verband. Wo Kunst mit Informationstechniken, Naturwissenschaft und Cyberspace ihre Verständnisprobleme hatte, bot Netzkunst die Plattform für ästhetische Reaktionen auf eine technologische Revolution. Andererseits aber war Netzkunst der ernstgemeinte Versuch Ästhetik außerhalb eines selbstbezüglichen Kunstbetriebs zu produzieren, ein temporärer Wettlauf zwischen der Absorptionskraft des Systems Kunst und einer Bewegung, die sich nicht auf ein Genre eingrenzen ließ.
Kein Zweifel also, daß bei aller vorübergehender Stagnation der Szene im Internet weiter Kunst möglich ist. Die Frage ist aber, wer den genreübergreifenden Anspruch der Netzkunst beerbt. Gesucht wird ein Missing Link zwischen den technologischen Räumen der Gesellschaft und dem Betriebssystem Kunst.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Gerrit Gohlke, Media Arts Lab, Künstlerhaus Bethanien, Berlin › Biografie [link 02]

Termin

  • 31. Mai 2003

Veranstalter

Künstlerhaus Schloss Balmoral / Institut für Kunstwissenschaft, Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz

Kontakt

bem@balmoral.de

Veranstaltungsort

Bad Ems, Römerstr. 8, Deutschland

Eingabe des Beitrags

, 21.05.2003

Kategorie

  • Vortrag

Schlagworte

  • Themen:
    • Netzkunst |
    • Internet |
    • Medientheorie

Ergänzungen zur Schlagwortliste

  • Demokratisierung |
  • Museologie |
  • Subkultur |
  • Kunstbetrieb
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