Stephan Hagedorn, Sebastian Huber, Robert Pohle, …


Placing Research Into Light

Interaktive Installation für das Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG), Dresden


[link 01]

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

Die interaktive Installation "Placing Research Into Light" visualisiert und interpretiert die Grundlagenforschung des Dresdner Max-Planck-Institutes für molekulare Zellbiologie und Genetik.
In der Eingangshalle des MPIs werden dynamisch Videos und generative Animationen auf die Wände projiziert, die die Arbeit der Forscher in den Labors einem breiten Publikum vermitteln.

Auf zweierlei Arten können die gezeigten Animationen interaktiv verändert werden. Auf tatsächlichen Laborgeräten basierende Terminals erlauben die direkte und gezielte Einflussnahme. Indirekte und eher passive Veränderungen werden dagegen von vorbeilaufenden Mitarbeitern des Instituts ausgelöst.

Die Wissenschaftler bekommen darüber hinaus die Möglichkeit, aktuelle Videos ihrer Arbeit in das System einzupflegen und diese im Foyer zu präsentieren.

Alle Teile der Installation fügen sich in die Architektur des Foyers ein, und heben dessen Funktion als Ort der Begegnung hervor.

Ziel des Projekts ist es, einen multimedialen Diskurs zwischen interessierten Laien und Wissenschaftlern anzustoßen, der die Kommunikation im Institut, sowie die Wahrnehmung dessen in ein neues Licht taucht.


KünstlerInnen / AutorInnen

  • Stephan Hagedorn, HFKuD Halle, Burg Giebichenstein
  • Sebastian Huber, Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein
  • Robert Pohle, Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein
  • Marko Ritter, Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein
  • Johannes Timpernagel, Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein
  • Fabian  Weißpflog, Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein

Entstehung

Deutschland, 2007-2008

Partner / Sponsoren

Max-Planck-Institute of Molecular Cell Biology and Genetics (MPI-CBG), Dresden

Eingabe des Beitrags

Marko Ritter, 08.12.2007

Kategorie

  • künstlerische Arbeit

Schlagworte

  • Themen:
    • Raum |
    • Design |
    • Tracking |
    • Interaktivität |
    • Echtzeit-Rendering
  • Formate:
    • Installation |
    • Projektion

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung


Die interaktive Installation „Placing Research Into Light" besteht aus vier grundlegenden Komponenten:

_Ein permanent angebrachter Folienplot auf dem Fahrstuhlschacht
_Eine interaktive Projektion auf den Fahrstuhlschacht und die Balustraden
_Tracking der Bewegung auf den vier Ebenen
_Vier Terminals zur Manipulation der Animationen

Der Folienplot gliedert die Installation sowohl inhaltlich als auch formal:
Horizontal trennt der Plot die künstlerische Interpretation rechts vom wissenschaftlichen Material links:

_Der wissenschaftliche Teil besteht aus Forschungsvideos der im MPI arbeitenden Wissenschaftler
_Der künstlerische Teil besteht aus vier interaktiven Animationen, welche die Arbeit des Instituts künstlerisch interpretieren und illustrieren.

Vertikal unterteilt der Plot die Installation, der Architektur entsprechend, in vier Größenbereiche, um die Zusammenhänge und Dimensionen der Zellbiologie und Genetik zu verdeutlichen:
_DNS
_Zelle
_Gewebe
_Organismus

Jede der vier Animationen wird durch die Bewegung der Wissenschaftler auf der jeweiligen Ebene beeinflusst. Darüber hinaus ist jeder Ebene ein Terminal zugeordnet, mit Hilfe dessen der Benutzer die Animationen steuern kann. Die so vorgenommenen Veränderungen der einzelnen Ebenen können sich auch gegenseitig beeinflussen, wie es auch in der Natur der Fall ist. Beispielsweise nimmt eine Veränderung der DNA auch Einfluss auf die Organismusebene.



„Selten, wenn überhaupt, ist Gestaltung eine technische Frage. Sucht man nach einem Zusammenhang zwischen Wissenschaft und Kunst, muss man nur etwas betrachten, was gestaltet wurde.“
R. Anthony Hyman (Forschungsgruppenleiter und Direktor, MPI-CBG), aus Gentle Bridges: Architecture, Art and Science 2003

Stammzellenforschung ist ethisch nicht vertretbar, Genmanipulationen sind gefährlich und alle Tierversuche können durch Computersimulationen ersetzt werden? Die öffentliche Wahrnehmung von biologischer Grundlagenforschung ist von Vorurteilen, Halbwissen und sogar Angst vor dem Unbekannten geprägt.
Individuelle genspezifische Therapien, Reparatur von Erbdefekten, Impfungen gegen Krebs? Auch an überhöhten Hoffnungen der möglichen Resultate dieser wissenschaftlichen Disziplin mangelt es in der Vorstellung der Bevölkerung nicht.

Was dagegen kaum publik ist, ist die eigentliche Arbeit der Wissenschaftler: abstrakt, systematisch, hochspeziell, und auch mühsam – und dennoch von einem hohen Maß an Lebensnähe und Idealismus geprägt. Leider haben die zwangsläufig tief in ihren Kontexten behafteten Wissenschaftler selten die Gabe, ihr Schaffen einem Publikum begreiflich zu machen, obwohl genau dieses Bedürfnis speziell im Dresdner Institut sehr stark spürbar ist.

Dieses Bedürfnis erfüllt das Projekt unter anderem:

_Es schafft einen visuellen Gesamtkontext aller Forschung des Instituts und bindet die Unterbereiche ein: Von Genetik über molekulare Biophysik bis hin zu komplexer, interzellulärer Kommunikation, die zur Ausbildung verschiedener Gewebestrukturen und Organismen nötig ist.
_Das Projekt ermöglicht es den Wissenschaftlern, ihre Arbeit untereinander und auch einem Publikum auf informelle Art und Weise zu präsentieren.
_Es ermuntert alle Besucher des Instituts sich auf spielerische und überraschende Art und Weise mit den Praktiken und Denkansätzen der Wissenschaftler zu beschäftigen.
_Es bereichert die bestehende Architektur von Mikko Heikkinen und Markku Komonen um eine sowohl erklärende, als auch eine emotionale Dimension.

Nur indem der Betrachtungswinkel der Forschungsmaterie von der objektiven Ratio der Wissenschaft hin zur subjektiven Empfindung der Kunst gewechselt wird, ist es möglich, einem breiten Publikum die wundersame Welt der modernen Zellbiologie erfahrbar und begreiflich zu machen.

Vier ideelle Kernaspekte standen bei der künstlerischen Konzeption des Projektes im Vordergund: Der Mensch, der Dialog, die Interdisziplinarität und das Leben.

_Der Mensch steht im Mittelpunkt. Es ist der Mensch, der die Fragen stellen kann. Er ist es, der die Richtung bestimmen, die Gründe erkennen, die Entscheidungen fällen kann.
_Dialog ist das beste Mittel für ein Lernen miteinander und das einzige Mittel gegen falsche Erwartungen. Nur wer sich bemüht, seine Gedanken darzustellen, wird mit Interesse belohnt, nur wer sich bemüht Fragen zu stellen, bekommt Antworten.
_Interdisziplinarität in allen Facetten ist etwas sehr befruchtendes. Im Kleinen ist es vielleicht die Innovation, wenn erstmalig Genetiker mit Biophysikern in einem Institut zusammenarbeiten, im Großen ist es eventuell der Versuch, wenn Wissenschaft und Kunst voneinander lernen und ihre Dichotomie in Dialektik überwinden.
_Nicht viele Bereiche menschlichen Forschergeistes haben gleichzeitig eine solch vielfältige Komplexität und dennoch anscheinend so simple Bausteine als Grundlage aufgedeckt wie die Beobachtung des Lebens durch Mikroskope: Leben bleibt trotz aller wissenschaftlicher Fortschritte ein spannendes Enigma und ein Zentrum für Faszination.

Diese vier Grundsätze bilden die philosophische Schnittstelle zwischen der wissenschaftlichen Arbeit und diesem Projekt. Die technische Schnittstelle dagegen ist der Raum in dem sie sich begegnen, die vorgegebene Architektur und die zwischenmenschliche Mikroatmosphäre des Instituts in Dresden.
Als ausgewählter Ort der Initiative „Land der Ideen“ kultiviert das Institut ein inspirierendes, internationales Forschungsklima, was für Innovation, Offenheit, Vernetzung und Kommunikation steht.

Diese vier Werte werden im Projekt aufgegriffen und entwickelt:
_Durch innovative Technologien und einzigartige Eingabegeräte wird die Arbeit der Forscher nicht nur präsentiert, sondern erlebbar gemacht.
_Jeder Besucher kann die Animationen beeinflussen, und so spielerisch mehr erfahren. Die Wissenschaftler können die Installation als Plattform nutzen, um Ergebnisse ihrer Experimente zu präsentieren.
_Das Institut hat eine neuartige Organisationsstruktur als erfolgreiches Experiment umgesetzt. Das "Dresdner Modell": Die Forschung ist nicht in Abteilungen gegliedert, sondern es wurde ein interaktives wissenschaftliches Netzwerk mit flachen Hierarchien geknüpft, das auf die Nutzung von Kommunikation und Synergien baut – auch der architektonisch viel beachtete Institutsbau der finnischen Architekten Heikkinen/Komonen fördert diese innovative Arbeitsweise als ein perfektes Kommunikationsgebäude.
_Das verbesserte Ambiente insbesondere in den Abend- und Nachtstunden lädt zum kontemplativen Verweilen ein, doch noch mehr stützt die Installation die Kommunikation des Instituts nach außen. Mithilfe der gezeigten Videos kann man Laien, sogar Kindern erklären, wie Gene verändert werden können, was die Bestandteile einer Zelle sind und welche erstaunliche Vielfalt an Zellgeweben und Organismen daraus erwächst. Nur mit diesem Verständnis ist es überhaupt möglich, die Ziele der Zellforschung zu verstehen: Wie entwickelt sich ein komplexer Organismus mit verschiedensten Zelltypen und Gewebearten aus einer Ursprungszelle? Woher kommen die Informationen über das jeweilige Zellschicksal? Wie kommunizieren Zellen miteinander? Woher weiß ein Organismus, wann Wachstum abgeschlossen ist? Wie wird Regeneration gesteuert?

Und erst wenn im individuellen Dialog klar wird, was die tatsächlichen Potenziale und Gefahren dieses dynamischen und auch kontroversen Forschungsgebietes, was die Motivation und die zu erwartenden Effekte der Grundlagenforschung ausmachen, erst dann hat „Placing Research Into Light" seine volle Wirkung entfaltet.


Technik

Technische Beschreibung

PROJEKTION
Sechs Beamer projizieren interaktive Animationen auf die Balustraden im Foyer des Max-Planck-Institutes. Diese Animationen entstehen aus der Symbiose von generativen Echtzeit-Animationen, Videokompositionen und vorgerenderten 3D-Sequenzen.

INTERAKTION
Vier Stelen aus Sichtbeton sind die Basis für die Terminals und greifen so die Formsprache der Architektur auf. Die aus Plexiglas gefertigten mechanischen Eingabegeräte sind den Arbeitsmitteln aus den Labors direkt nachempfunden. Beispielsweise kann der Benutzer mithilfe eines Mikroskops verschieden tief liegende Gewebearten in der Projektion betrachten. Die haptische Benutzung des Mikroskops ermöglicht eine wesentlich intuitivere Steuerung als beispielsweise ein Touchscreen und verleiht der Interaktion ihren spielerischen Charakter.

Zusätzlich wird die Bewegung der Wissenschaftler zwischen den Labors via Kamera-Tracking in die Installation einbezogen.

Die Manipulation der Projektion durch die Eingabe an den Terminals und das Tracking der Bewegungen wird in Echtzeit mit der Software vvvv umgesetzt.

WEBINTERFACE
Die Videos der Wissenschaftler können von den Mitarbeitern des MPIs jederzeit über ein Interface auf der eigens dafür erstellten Webseite in die Datenbank eingepflegt werden und sind so immer auf dem aktuellen Stand der Forschung.

Hardware / Software

HARDWARE
4 Computer
6 Beamer
1 Kamera
4 Terminals (Sichtbeton, Plexiglas,diverse Elektronik)

SOFTWARE
Adobe After Effects (Animation, Postproduction)
Autodesk 3Dstudio max (Modelling, Animation)
vvvv (vvvv.org) (Animation, Interaktion, Tracking)
Apache, php, mysql (Datenbank, Webserver)

» http://mmvr-des.burg…g-halle.de/blogs/mpi/ [link 02]

  • › Grobkonzept (english) [PDF | 16 MB ] [link 03]
  • › Feinkonzept (english) [PDF | 2 MB ] [link 04]
  • › inhalt [JPEG | 151 KB ] [link 05]
  • › terminal [JPEG | 82 KB ] [link 06]