Inhaltliche Beschreibung
Die Installation "connecting tube" ist ein Modul aus der Serie "auramodule - media installations underground". "connecting tube" besteht aus einer Art Periskop, wie es in Kriegs-U-Booten Verwendung findet. Dieses ist fest in einer U-Bahnstation installiert. Das Gerät integriert sich aufgrund seiner Gestalt und Funktion sehr gut in das Umfeld.
Bei der Installation handelt es sich nicht um ein echtes optisches Gerät. Der Betrachter schaut in einen virtuellen Raum (Laptop mit Film auf drehbarem 3D-Modell im Periskop – siehe Technische Beschreibung).
Als Besucher fragt man sich oft, was oben zu sehen ist, was gerade passiert, während man sich selbst in den unterirdischen Gängen befindet. Das Periskop verbindet Unter- und Oberwelt miteinander. Schaut der Benutzer nun durch den Sucher des Periskops erwartet er einen Blick auf das Geschehen, welches sich oberirdisch auf der Strasse abspielt; er befindet sich jedoch in einem Privatraum - ein Blick in einen Alltagsraum.
Mit dem Periskop kann der Beobachter nun den Blick durch die Szenerie schweifen lassen, sich im Raum orientieren und das Geschehen darin verfolgen. Sehen, ohne selbst gesehen zu werden! Dabei bietet das Periskop die Möglichkeit sich 360° um sich selbst und damit im Sehraum zu bewegen. Der Benutzer der Installation kann so auf horizontaler Ebene in jeden Winkel des Raumes schauen. Eine vertikale Orientierung im Raum lässt dieses optische Gerät nicht zu. Mit diesem Aspekt spielt der Film. Zu sehen ist nur der Ausschnitt vom Boden bis ca. 80 cm in die Höhe. Durch diese fragmentale Sicht auf den Raum und die darin befindlichen Personen entsteht ein Großteil der Szenerie im Kopf des Betrachters.
Zu sehen bekommt der Betrachter den Film "Begegnung". Drehort des Films, indem man sich mit dem Periskop bewegen kann, ist ein Badezimmer, um über die äußere Form des Periskops, die Vorstellung eines zusammenhängenden Rohrsystems zu schaffen - eines geschlossenen Verbindungssystems (Tube-Periskop-Rohrsystem).
Das Badezimmer ist der intimste aller Räume in einer Wohnung. Es ist ein Raum der nicht nur der äußeren Hygiene dient, sondern auch einen Rückzugsort darstellt, indem man die Fabrikation von "Ich" und Identität betreibt, in dem man Handlungen nachgeht, die nicht für die Augen zweiter bestimmt sind.
Der Film erzählt oberflächlich betrachtet eine Geschichte von zwei Personen, die in einer Beziehung kommunikationslos nebeneinander herleben und in einem Gleichklang zusammenkommen. Der Rahmen der Einzelsituation oder Einzelpersonen ist Mittel, um eine Absurdität aufzudecken, die uns aus Gewohnheit in der tatsächlichen ursprünglichen Situation nicht befremdlich vorkommt. Es geht um die Allgemeinheit der zu übertragenen Situation, die erst durch das "scheinbare Gesicht", die Verlegung in einen Privatraum, in eine Einzelsituation, beginnt, zu kippen. Verbindendes Element und Übertragungshilfe ist eine Zeitung, die sich sowohl im Film (wartende Person) als auch auf dem realen Bahnsteig befindet.
In der U-Bahn befinden wir uns, wie auch die zwei Personen im Film, in einem Beziehungsgeflecht, sind eng mit anderen Menschen zusammen. Die Einzelgeschichte steht für die Kommunikationssituation in der U-Bahn. Diese ist geprägt durch gegenseitige Missachtung / Nichtbeachtung / Ignoranz. Man beachtet sein Gegenüber oder Nebenan nicht. Wenn man von jemandem angestarrt wird oder jemand "Hallo" sagt, wenn er in die U-Bahn einsteigt, wird dieses als Fehlverhalten empfunden. Diese Haltung ist seltsam, wenn man betrachtet, wie nah die Fahrgäste beieinander sitzen, in welcher physischen Nähe sie sich zueinander befinden. Dennoch empfinden wir diese Situation, deren Hauptmerkmal die Nichtkommunikation ist, in der U-Bahn oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln, als gewöhnlich und angemessen.
Am Ende des Films entkleiden sich die beiden Menschen, was sie näher zueinander bringt. Diese Entblößung steht für die Enthüllung durch Kommunikation.
Insgesamt bietet die Installation "connecting tube" eine optimale Möglichkeit, das Virtuelle mit der Realität und der eigenen existenten Körperlichkeit zu verbinden. Bei der Nutzung des Objektes befindet man sich optisch in einem virtuellen Raum, den man quasi real begeht - um sich in diesem Sehraum zu orientieren muss man sich mit dem Objekt im Realraum bewegen und drehen. Die Verbindung zwischen Fiktiv- und Realraum wird unmittelbar - eine neue Raumerlebnisdimension entsteht.