Elisabeth Stohl


HOAM

Ein experimenteller Videoclip über regionale Identität.


Bearbeiteter Screenshot für Covergestaltung Thesis [link 01]

Bearbeiteter Screenshot für Covergestaltung Thesis

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

In dem experimentellen Videoclip "HOAM" setze ich mich vor dem Hintergrund des Globalisierungsprozesses und der damit verbundenen kulturellen Homogenisierung mit der Frage nach der eigenen regionalen Identität auseinander. Mich interessieren die Besonderheiten die den Menschen in seiner regionalen Identität prägen, und wie sich diese vor dem Hintergrund einer globalen Massenkultur abbilden lassen.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Elisabeth Stohl, Studentin, Fachhochschule Schwäbisch Hall

Entstehung

Deutschland, 2005

Eingabe des Beitrags

Elisabeth Stohl, 22.12.2005
info@celisto.com [link 02]

Kategorie

  • künstlerische Arbeit

Schlagworte

  • Themen:
    • Kulturelles Erbe |
    • Globalisierung |
    • Medienkunst |
    • Identität
  • Formate:
    • Video
  • Technik:
    • Digitales Video

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

In dem experimentellen Video "HOAM" setze ich mich vor dem Hintergrund des Globalisierungsprozesses und der damit verbundenen kulturellen Homogenisierung mit der Frage nach der eigenen regionalen Identität auseinander. Mich interessieren die Besonderheiten die den Menschen in seiner regionalen Identität prägen, und wie sich diese vor dem Hintergrund einer globalen Massenkultur abbilden lassen.

Während meines Auslandsstudiums setzte ich mich vermehrt mit meiner eigenen Identität auseinander und stellte fest, dass sich diese mehr noch als in nationalen in regionalen Besonderheiten und Eigenarten zeigt. Gerade durch meinen Dialekt fühlte ich mich weit weg von daheim mit der Heimat verbunden.

Der Behauptung Johann Gottfried Herders gemäß kann man „... in den deutschen Landen an den Mundarten das Naturell der Leute erkennen ... und dazu den deutschen Himmel“. Die Annahme, dass regionale Identität in Wechselwirkung mit Land und Leuten steht, und dass eine ihrer authentischen Ausdrucksformen die Mundart ist, spielt in meiner Arbeit eine tragende Rolle.

Gerade da „die Entwicklung und Verbreitung der audiovisuellen Massenmedien Radio und Fernsehen ... eine neue Stufe grenzüberschreitender Vermittlung von Kulturen hervorgebracht“ hat, entschied ich mich für eine audiovisuelle Umsetzung meiner Arbeit, denn die Medien Bild und Ton eignen sich gut dazu eine Welt zu schaffen, die, geprägt von elektronischen Medien, die Idee der kulturellen Globalisierung unterstützt.

Wichtige Inspirationsquellen für mich waren Arbeiten von David Carson, dessen Videoclip "The End of Print ich im März 2005 in der Pinakothek der Moderne in München besichtigte. Die Erstellung von Collagen und deren Einbindung in die Videoclips war vor allem motiviert von David Carsons Büchern "The End of Print und "The End of Print Vol 2".

Auf musikalischer Seite befasste ich mich eingehend mit Musik bayrischer und österreichischer Künstler, die ihre Texte hauptsächlich in Mundart verfassen. Vertreter hierzu sind beispielsweise Die Wellküren, Die Biermösl Blosn sowie Gerhard Polt, Haindling, Hubert von Goisern, Bayern Dry, Fredl Fesl, und vor allem Attwenger. Letztere Combo hat mich durch ihre Art, ihren oberösterreichischen Dialekt als Stilmittel einzusetzen nachhaltig beeindruckt. Attwenger reizen die Besonderheiten und Eigenarten des Dialekts aus und verpacken ihre Botschaften in minimalistische repetitive Texte.

Die Ästhetik der Videos ist geprägt durch ineinander fließende Videoclips, Fotos und typografische Elemente sowie das Zusammenspiel von unterschiedlichen Bild- und Tonstücken. Dabei handelt es sich sowohl um Bildmaterial, das ich in Form von Collagen oder kurzen Videosequenzen selbst produziert habe, sowie um so genanntes Found Footage, welches ich vorwiegend aus dem Internet bezogen habe.

Das akzentuierte Zusammenspiel von Video und Audio spiegelt dabei die Aussage wider, dass Land und Leute erst zusammen mit Mundart die Essenz regionaler Identität beschreiben. Überlagerungen und fließende Übergänge der Visuals sind repräsentativ für die zunehmende kulturelle Homogenisierung.

Bei der Projektumsetzung, besonders hinsichtlich der Bildauswahl und Ästhetik der Videos spielte meine Interpretation von globalisierter, kultureller Identität eine wesentliche Rolle. Die Soundcollage, die u.a. bayrische Mundart-Samples enthält, wirkt als Bindeglied der Videoclips.

Technik

Technische Beschreibung

Bei den ersten Versuchen, einen Einstieg zur Umsetzung des Projekts zu finden, arbeitete ich ausschließlich mit Bildern, Clips und typografischen Elementen in digitaler Form und animierte diese in Premiere Professional. Das Hauptproblem, das sich hierbei recht schnell ergab war, dass es den Videos an 'Tiefe' fehlte und sie für eine Arbeit, die sich mit regionaler Identität auseinandersetzt, zu digital anmuteten.

Um meine Ideen neu zu ordnen begann ich damit, Screenshots von den vorhandenen Videos zu generieren, diese auszudrucken und in Collagentechnik neu zusammenzufügen. Mit dieser Methode gelang es mir, den persönlichen Bezug zu gewähltem Thema und gewähltem Material zu intensivieren.

Während des Bearbeitungszeitraums sind sechs experimentelle Clips entstanden, die in entsprechender Anordnung zu einem Video zusammengeführt wurden. Aus dieser Anordnung heraus ergibt sich die Farbfolge Rot, Blau und Gelb.

In der Farbpsychologie steht Rot für anregend, aufmunternd, dynamisch und wird allgemein als warm und stimulierend empfunden. Die Aufmerksamkeit des Betrachters wird so auf die Videoprojektion gezogen und stimuliere seine Wahrnehmung für Bild und Ton.

Blautöne stehen für den "... klaren empfangenden Geist", für innere Reizverarbeitung, sie versetzen in einen Zustand des Träumens und wirken beruhigend. Die Farbe Blau gilt als Farbe des Gemüts und stimmt positiv. Dem Betrachter wird Raum geboten, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen und die in vorangegangener Sequenz erhaltenen Reize zu verarbeiten.

Gelb symbolisiert das Sonnenlicht, die Erkenntnis und das Gedeihen des Lebendigen. Nach Goethes Farbenlehre führt Gelb "... in ihrer höchsten Reinheit immer die Natur des Hellen mit sich und besitzt eine heitere, muntere, sanft reizende Eigenschaft ... Das Auge wird erfreut, das Herz ausgedehnt, das Gemüt erheitert; eine unmittelbare Wärme scheint uns anzuwehen." Die dritten Sequenz symbolisiert die Lebendigkeit aber auch die Wärme, die der Mensch in regionaler Identität finden kann.

Durch den steten Bewegungsfluss entstehen Bildräume, die den Betrachter einnehmen, und ihm beispielsweise immer neue Eindrücke von Landschaft ermöglichen. Die Ästhetik des Videos und die auditiven Inhalte erlauben es, sich als Teil des Geschehens und nicht nur als Zuschauer zu verstehen,unterstützt wird dies durch die Größe der Projektionsfläche.

Die experimentellen Teilsequenzen spiegeln abwechselnd Landschaft bzw. Leute wider. Landschaften ergeben sich aus Bildüberlagerungen und miteinander verschmelzenden Bildebenen. Bilder von Menschen, die sich zu manifestieren scheinen lösen sich bevor sie greifbar werden entweder auf oder werden verwischt.

Weitere thematisch verbindende Gestaltungsmerkmale der Videoclips sind typografische Elemente, die den Bildrahmen teilweise zu sprengen scheinen. Durch die Animation dieser Elemente visualisiere ich den Klang des bayrischen Dialekts, der sich auch durch die Betonung und Dehnung von Vokalen auszeichnet. Das Video basiert auf den Phonemen der bayrischen Sprache als authentisches Grundlagenelement der Arbeit, an denen sich die anderen Bestandteile lose aber wiederkehrend orientieren.

Die verwendeten typografischen Elemente habe ich selbst produziert, digitalisiert und dann entsprechend nachbearbeitet und animiert. Wichtig hierbei ist, dass für den Betrachter erkennbar ist, dass es sich um authentische Handschrift handelt, die in jedem Fall von der Norm abweicht so wie Dialekt von der Hochsprache abweicht.

Das Zitherstück, "Der Dritte Mann" von Anton Karas untermalt die Videoclips, die durch die Farbtöne Rot und Gelb charakterisiert werden. Die Zither ist ein Zupfinstrument der Volksmusik, das vorwiegend in den Alpenländern verbreitet ist. Der Klang der Zither unterstützt den aufmunternden und heiteren Charakter vorgenannter Passagen.

Gleichzeitig ist das Musikstück auch Titelmelodie des Kinofilms "Der dritte Mann", der zu den Klassikern der Filmgeschichte zählt, und mehr als ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung nichts von seiner Faszination und Aktualität eingebüßt hat und zu den Meilensteinen des Nachkriegskinos zählt. "Gleichzeitig ist er eine höchst authentische Momentaufnahme der Stadt Wien als Mikrokosmos der großen Weltpolitik zur Zeit des Kalten Kriegs."

Die Blau dominierten Clips hingegen werden von Alphörnern und Jodelgesang begleitet. Der Klang der Alphörner symbolisiert meines Erachtens die Weite von Landschaften und wirkt im Kontrast zum Zitherspiel beruhigend.

Von Zeit zu Zeit wölben sich dem Betrachter aus der Gesamtkomposition konkrete Bilder entgegen. Diese enthalten Anzeichen typisch bayrischer Kultur, oder zumindest Anzeichen dessen was weltweit als typisch bayrisch gehandelt wird: Dirndl und Lederhose, die Frauenkirche in München, Edelweiß und Enzian. Zusätzlich zu dem Bruch auf der visuellen Ebene setzt auch auf der auditiven Seite eine Veränderung ein: typische bayrische Mundart setzt sich gegen die Soundcollage durch. Im Zusammenspiel von Bild und Ton zeigt sich authentische regionale Identität.

Hardware / Software

Medium: DVD
Sound: 16-Bit-Stereo

Software: Adobe Photoshop, Adobe Premiere Professional, Adobe AfterEffects, Magix Samplitude V8 Professional

Hardware: Digitalkamera, Internetzugang, Scanner, Drucker

  • › digital sparks 2006 [link 03]
  • › Thesis [971 KB ] [link 04]
  • › Screenshot [JPEG | 277 KB ] [link 05]
  • › Screenshot [JPEG | 214 KB ] [link 06]
  • › Screenshot [JPEG | 218 KB ] [link 07]
  • › Ausschnitt Clip 1 [9 MB ] [link 08]
  • › Ausschnitt Clip 2 [9 MB ] [link 09]
  • › Ausschnitt Clip 3 [9 MB ] [link 10]
  • › Screenshot aus "The End of Print" by David Carson [JPEG | 50 KB ] [link 11]
  • › Collage "Attwenger" zur Einbindung in das Video [JPEG | 449 KB ] [link 12]
  • › Skizze [JPEG | 435 KB ] [link 13]
  • › Skizze [JPEG | 318 KB ] [link 14]
  • › Collage zur Einbindung in das Video [JPEG | 397 KB ] [link 15]
  • › Collage zur Einbindung in das Video [JPEG | 378 KB ] [link 16]