Technische Beschreibung
Bei den ersten Versuchen, einen Einstieg zur Umsetzung des Projekts zu finden, arbeitete ich ausschließlich mit Bildern, Clips und typografischen Elementen in digitaler Form und animierte diese in Premiere Professional. Das Hauptproblem, das sich hierbei recht schnell ergab war, dass es den Videos an 'Tiefe' fehlte und sie für eine Arbeit, die sich mit regionaler Identität auseinandersetzt, zu digital anmuteten.
Um meine Ideen neu zu ordnen begann ich damit, Screenshots von den vorhandenen Videos zu generieren, diese auszudrucken und in Collagentechnik neu zusammenzufügen. Mit dieser Methode gelang es mir, den persönlichen Bezug zu gewähltem Thema und gewähltem Material zu intensivieren.
Während des Bearbeitungszeitraums sind sechs experimentelle Clips entstanden, die in entsprechender Anordnung zu einem Video zusammengeführt wurden. Aus dieser Anordnung heraus ergibt sich die Farbfolge Rot, Blau und Gelb.
In der Farbpsychologie steht Rot für anregend, aufmunternd, dynamisch und wird allgemein als warm und stimulierend empfunden. Die Aufmerksamkeit des Betrachters wird so auf die Videoprojektion gezogen und stimuliere seine Wahrnehmung für Bild und Ton.
Blautöne stehen für den "... klaren empfangenden Geist", für innere Reizverarbeitung, sie versetzen in einen Zustand des Träumens und wirken beruhigend. Die Farbe Blau gilt als Farbe des Gemüts und stimmt positiv. Dem Betrachter wird Raum geboten, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen und die in vorangegangener Sequenz erhaltenen Reize zu verarbeiten.
Gelb symbolisiert das Sonnenlicht, die Erkenntnis und das Gedeihen des Lebendigen. Nach Goethes Farbenlehre führt Gelb "... in ihrer höchsten Reinheit immer die Natur des Hellen mit sich und besitzt eine heitere, muntere, sanft reizende Eigenschaft ... Das Auge wird erfreut, das Herz ausgedehnt, das Gemüt erheitert; eine unmittelbare Wärme scheint uns anzuwehen." Die dritten Sequenz symbolisiert die Lebendigkeit aber auch die Wärme, die der Mensch in regionaler Identität finden kann.
Durch den steten Bewegungsfluss entstehen Bildräume, die den Betrachter einnehmen, und ihm beispielsweise immer neue Eindrücke von Landschaft ermöglichen. Die Ästhetik des Videos und die auditiven Inhalte erlauben es, sich als Teil des Geschehens und nicht nur als Zuschauer zu verstehen,unterstützt wird dies durch die Größe der Projektionsfläche.
Die experimentellen Teilsequenzen spiegeln abwechselnd Landschaft bzw. Leute wider. Landschaften ergeben sich aus Bildüberlagerungen und miteinander verschmelzenden Bildebenen. Bilder von Menschen, die sich zu manifestieren scheinen lösen sich bevor sie greifbar werden entweder auf oder werden verwischt.
Weitere thematisch verbindende Gestaltungsmerkmale der Videoclips sind typografische Elemente, die den Bildrahmen teilweise zu sprengen scheinen. Durch die Animation dieser Elemente visualisiere ich den Klang des bayrischen Dialekts, der sich auch durch die Betonung und Dehnung von Vokalen auszeichnet. Das Video basiert auf den Phonemen der bayrischen Sprache als authentisches Grundlagenelement der Arbeit, an denen sich die anderen Bestandteile lose aber wiederkehrend orientieren.
Die verwendeten typografischen Elemente habe ich selbst produziert, digitalisiert und dann entsprechend nachbearbeitet und animiert. Wichtig hierbei ist, dass für den Betrachter erkennbar ist, dass es sich um authentische Handschrift handelt, die in jedem Fall von der Norm abweicht so wie Dialekt von der Hochsprache abweicht.
Das Zitherstück, "Der Dritte Mann" von Anton Karas untermalt die Videoclips, die durch die Farbtöne Rot und Gelb charakterisiert werden. Die Zither ist ein Zupfinstrument der Volksmusik, das vorwiegend in den Alpenländern verbreitet ist. Der Klang der Zither unterstützt den aufmunternden und heiteren Charakter vorgenannter Passagen.
Gleichzeitig ist das Musikstück auch Titelmelodie des Kinofilms "Der dritte Mann", der zu den Klassikern der Filmgeschichte zählt, und mehr als ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung nichts von seiner Faszination und Aktualität eingebüßt hat und zu den Meilensteinen des Nachkriegskinos zählt. "Gleichzeitig ist er eine höchst authentische Momentaufnahme der Stadt Wien als Mikrokosmos der großen Weltpolitik zur Zeit des Kalten Kriegs."
Die Blau dominierten Clips hingegen werden von Alphörnern und Jodelgesang begleitet. Der Klang der Alphörner symbolisiert meines Erachtens die Weite von Landschaften und wirkt im Kontrast zum Zitherspiel beruhigend.
Von Zeit zu Zeit wölben sich dem Betrachter aus der Gesamtkomposition konkrete Bilder entgegen. Diese enthalten Anzeichen typisch bayrischer Kultur, oder zumindest Anzeichen dessen was weltweit als typisch bayrisch gehandelt wird: Dirndl und Lederhose, die Frauenkirche in München, Edelweiß und Enzian. Zusätzlich zu dem Bruch auf der visuellen Ebene setzt auch auf der auditiven Seite eine Veränderung ein: typische bayrische Mundart setzt sich gegen die Soundcollage durch. Im Zusammenspiel von Bild und Ton zeigt sich authentische regionale Identität.
Hardware / Software
Medium: DVD
Sound: 16-Bit-Stereo
Software: Adobe Photoshop, Adobe Premiere Professional, Adobe AfterEffects, Magix Samplitude V8 Professional
Hardware: Digitalkamera, Internetzugang, Scanner, Drucker