Anja Kempe


Loser Raum


Loser Raum: Am Rande der Balance [link 01]

Loser Raum: Am Rande der Balance

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

Der „Lose Raum“ ist eine interaktive Installation von Anja Kempe und entstand 2002/2003 im Interface-Labor der Kunsthochschule für Medien Köln. In der Installation werden die Fotografien von zwei bzw. drei Wänden eines Raumes auf die Wände selbst projiziert. Eine Wägeplattform misst die Gewichtsverteilung der Besucher in dem Raum und steuert durch Schwerpunktsverlagerungen das virtuelle Raummodell – die Projektion des Raumes deckt sich nicht mehr mit dem realen Raum, die virtuelle Welt kippt aus ihrer Gleichgewichtslage heraus.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Anja Kempe, Künstlerin/Studentin, KHM Köln

MitarbeiterInnen

  • Jochen Viehoff, Dozent, KHM, Köln › Biografie [link 02]

Entstehung

Deutschland, 2002

Partner / Sponsoren

CodeKIT:Interfacelabor der KHM, Köln

Kommentar

Eingabe des Beitrags

, 01.03.2004

Kategorie

  • künstlerische Arbeit

Schlagworte

  • Themen:
    • Interface |
    • Mensch-Maschine-Interaktion HCI |
    • Kommunikation |
    • Wahrnehmung |
    • Mixed Reality |
    • Raum |
    • Körper |
    • Medienkunst |
    • Interaktivität |
    • Augmented Reality |
    • Virtuelle Realität
  • Formate:
    • Installation |
    • Projektion |
    • interaktiv |
    • multi-user |
    • Video
  • Technik:
    • Motion Tracking |
    • Java |
    • Balance Platform

Technik

  • › Java-Codes für Loser Raum, gezippt [9 KB ] [link 03]
  • › Loser Raum: Entwurfsskizze [JPEG | 24 KB ] [link 04]
  • › Loser Raum: Entwurfsskizze [JPEG | 76 KB ] [link 05]
  • › Loser Raum: Scherwägezelle [JPEG | 7 KB ] [link 06]
  • › Steuereinheit für die Wägeplattform [JPEG | 17 KB ] [link 07]
  • › Loser Raum: Physikalische Konstanten steuern die Dynamik [31 KB ] [link 08]
  • › Loser Raum: Auszug aus dem Java (3D) Programm [27 KB ] [link 09]
  • › Loser Raum Skizze (Poster 1,6MB) [JPEG | 1 MB ] [link 10]

Technische Beschreibung

Für die Installation „Loser Raum“ müssen im Vorfeld drei Wände eines geeigneten Raumes abfotografiert werden. Ferner werden unter der Decke des Raumes drei Beamer so befestigt, dass mit Weitwinkelobjektiven jede Wand vollständig ausgeleuchtet wird. Jeweils ein Laptop generiert die Bildprojektion für einen Beamer. Das projizierte Bild des Raumes deckt sich mit dem realen Raum, solange kein Betrachter das Gleichgewicht stört.
Für die Interaktion ist in der Mitte des Raumes eine 4m x 4m große Wägeplattform als begehbarer Fußboden installiert (technische Daten s.u.). Vier präzise Wägezellen messen die Gewichtsverteilung von Personen auf der Plattform. Nach einfachen Regeln lässt sich daraus der Schwerpunkt der Gesamtmasse berechnen. Diese Gewichtskraft wirkt am Ort des Schwerpunkts auf die Simulation einer physikalischen zweidimensionalen Wippe, deren Aufhängungspunkt in der Mitte des Raumes liegt. Bedingt durch die äußere Kraft, neigt sich die Wippe. Die Auslenkung aus der Ruhelage wird von zwei unabhängigen Winkeln beschrieben. Korrespondierend zu der Auslenkung werden die Wandprojektionen aus ihrer Nullposition ausgeschwenkt – der gesamte virtuelle Raum ist in Bewegung. Lineare Rückstellkräfte sorgen dafür, dass die Wippensimulation (und der fest damit verknüpfte virtuelle Raum) langsam in ihre Ausgangposition zurück schwingt (Relaxation). Trägheit der Wippe und die Viskosität ihrer Umgebung legen die Dynamik der Bewegung anhand weniger Parameter fest.

Wägeplattform:

» Holzkonstruktion, Eisen verstärkte Ecken
» 4 Scher-Wägezellen
» lineare Signalverstärkung
» max. Belastung: 4000 kg
» Genauigkeit: +-2kg

Das Projekt „Loser Raum“ ist ein Beispiel für eine verteilte Computeranwendung im künstlerischen Kontext. Für jede Wandprojektion wird ein eigener Rechner und ein Beamer eingesetzt. Die vorproduzierte Wandfotografie ist als zweidimensionales Objekt in eine Java3D Umgebung eingebettet und kann über zwei Winkel gedreht und gekippt, bzw. dreidimensional transformiert (verschoben) werden (Java-Applikation „BalanceRoomDisplay“). An einen der Rechner ist die Wägeplattform angeschlossen. Auf diesem Gerät wird zusätzlich die physikalische Bewegung einer zweidimensionalen Wippe in einem viskosen Medium simuliert („BalanceRoomServer“). Über das angeschlossene Netzwerk (Ethernet) werden die Simulationsparameter (Neigungszustand der Wippe) an die Display-Applikationen gesendet, und es entsteht der Eindruck eines zusammenhängend animierten Raumes („low cost cave“).
Für die Java-Programmierung wurden CodeKit-Module aus den Bereichen „Netzwerk“ und „Java3D“ benutzt und erweitert. Weil das projizierte Bild mit der realen Wand – im Gleichgewichtszustand – exakt übereinstimmen muss, wurde ein „TuningServer“-Programm geschrieben. Die Java-Applikation ermöglicht die Feinjustierung der virtuellen Wände und kompensiert gleichsam Verzerrungsartefakte in der Wandfotografie, was den Aufbau der Installation überhaupt erst ermöglicht.
Wichtig ist uns, dass die in der aufwändigen Installation gesammelten Erfahrungen und Hilfsprogramme anderen Studierenden in ihren künstlerischen Projekten zur Verfügung stehen. Deshalb wurde die Software nachträglich ausführlich kommentiert, aufgearbeitet und steht im CodeKit-Archiv frei zur Verfügung. Fragemente dieser Programme wurden bereits für die Arbeit „Update (zo2)“ von Vera Doerk weiterverwendet.

Hardware / Software

Source-Code:

BalanceRoomDisplay.java
BalanceRoomServer.java
TuningServer.java

Diese Java-Codes stehen hier zum Download als gezippte Datei zur Verfügung.

Kontext

Statement

„O-TON“ DER KÜNSTLERIN:

„Loser Raum“ thematisiert den Körper in einer virtuellen Situation.
Es wird eine Fiktion vorgegeben: Ein schwankender Raum, der sich je nach dem Gewicht seiner Besucher hebt und senkt. Das Schwanken erfolgt über die Bewegung von drei Projektionen. Drei Projektionen bilden auf drei Wänden das Bild der Wände ab. Im Ruhezustand sind Wand und Bild der Wand deckungsgleich und man nimmt das projizierte Bild nicht wahr.
Die Fiktion wird nun zu einem körperlichen Erlebnis, weil die Projektionen an den drei Wänden auf die Bewegungen des Besuchers reagieren. Wie auf einem großen Floß kommt der Raum ins Schwanken, wenn auf dem Boden kein Gleichgewicht herrscht. Wenn allerdings alle Besucher gleichmäßig auf dem Boden verteilt sind, können Projektion und Wand wieder zur Deckungsgleichheit gebracht werden. Bewegen sich die Besucher, schwankt die Projektion entsprechend und erst wenn niemand mehr auf dem Boden herumläuft, kommt die bewegte Projektion langsam zur Ruhe. Der Raum atmet auf.

Theorie / Forschung

ENTSTEHUNGSGESCHICHTE:

Die interaktive Installation „Loser Raum“ ist ein konkretes Beispiel für die enge Zusammenarbeit zwischen Künstler, Programmierer und Techniker. Die Konzepte sowohl für das Interface-Design (Wägeplattform s.u.) als auch für die Simulation einer zweidimensionalen „Wippe“ entstanden unter Berücksichtigung physikalischer Kräfte. Weil sich das Projekt zudem nur durch eine aufwändige Programmierarbeit realisieren ließ, setzte die Künstlerin sich mit den Grundzügen der Java-Programmierung auseinander und nahm am Programmierkurs und weiterführenden Fachseminaren teil. Diese Art der wechselseitigen Beeinflussung halten wir als „künstlerisches Experiment“ für sehr wichtig.

Anja Kempe hat mit der Installation „Loser Raum“ den Digital Sparks Preis 2002 in der Rubrik „Interaktive Kunst“ gewonnen.
http://netzspannung.org/digital-sparks/03/


Ausstellungen / Präsentationen

  • Ars Electronica 2002, KHM - Ausstellung auf der Ars Electronica
    » http://www.aec.at [link 11]
  • Altitude 2002, tage der offenen Türe, KHM, Köln
    » http://www.khm.de/altitude [link 12]
  • › Medienkunst Lernen [link 13]

» http://java.khm.de [link 14]

  • › Loser Raum Video (Realvideo) [RealMedia] [link 15]
  • › Loser Raum: Detail [JPEG | 50 KB ] [link 16]
  • › Loser Raum: Einsame Besucherin auf der Wägeplattform [JPEG | 6 KB ] [link 17]
  • › Loser Raum Video [Windows Media] [link 18]
  • › Java-Codes für Loser Raum, gezippt [9 KB ] [link 19]
  • › Loser Raum: Entwurfsskizze [JPEG | 24 KB ] [link 20]
  • › Loser Raum: Entwurfsskizze [JPEG | 76 KB ] [link 21]
  • › Loser Raum: Scherwägezelle [JPEG | 7 KB ] [link 22]
  • › Steuereinheit für die Wägeplattform [JPEG | 17 KB ] [link 23]
  • › Loser Raum: Physikalische Konstanten steuern die Dynamik [31 KB ] [link 24]
  • › Loser Raum: Auszug aus dem Java (3D) Programm [27 KB ] [link 25]
  • › Loser Raum Skizze (Poster 1,6MB) [JPEG | 1 MB ] [link 26]