Hans-Jürgen Boysen-Stern


Rasenstücke_Naturausschnitte - medial erfasst

Eine Unterrichtseinheit für die 11. Klasse eines Gymnasiums im Rahmen des Projektes: "MuSe Computer"


Motivsuche mit der Digitalkamera [link 01]

Motivsuche mit der Digitalkamera

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

Die Aufgabe für eine Jahrgangsstufe 11 lautete: "Naturdarstellung - Naturerfassung" - neben den inhaltlichen Implikationen ging es unter anderem auch um Auffrischung von Zeichentechniken, zum Beispiel um Strukturzeichnen, was Wirklichkeit imitieren soll. Die Nahsicht auf die Wirklichkeit war durch Albrecht Dürers "Großes Rasenstück" (1503) motiviert.
Zwischen den Polen des Dürer-Bildes und "Interactive Plant Growing" von Sommerer/Mignonneau (im ZKM Karlsruhe) entwickelte sich die praktische Unterrichtsidee, konventionelle Strichzeichentechniken und digitale Eingabemöglichkeiten zur Herstellung naturimitierender Strukturen zu verwenden. Die SchülerInnen hatten Formen des gestischen Skizzierens bei Giacometti und Arnulf Rainer kennen gelernt und waren in den Gebrauch von einfacher digitaler Bilderstellungs- und -Bearbeitungssoftware eingeführt worden.

Die Darstellung des Arbeitsprozesse kann auch bildhaft anhand einer Powerpoint-Präsentation beziehungsweise von Videos nachvollzogen werden.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Hans-Jürgen Boysen-Stern, Altes Kurfürstliches Gymnasium Bensheim

Entstehung

Deutschland, 2001

Partner / Sponsoren

Altes Kurfürstliches Gymnasium Bensheim, Jahrgangsstufe 11

Kommentar

Das Projekt wurde gefördert im Programm "Kulturelle Bildung im Medienzeitalter - KuBiM" der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Hessische Kultusministerium. Federführung: Referat Vb, MinRn Gabriele Vogt.

Eingabe des Beitrags

, 04.02.2004

Kategorie

  • Bildung und Lernen

Schlagworte

  •  

Ergänzungen zur Schlagwortliste

  • Kunstunterricht

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

AUFGABE DER SCHÜLER/INNEN

Die Aufgabe der SchülerInnen war nun die Abbildung, Nachahmung und Erfindung eines "Rasenstückes" (aus der ‚Dürer-Perspektive') mit konventionellen und digitalen Bildgenerierungstechniken als:
- gestisch-freie Graphitzeichnung
- digital nachgeahmte Graphitzeichnung (Grafiktablett auf Staffelei, Ausdruck auf Zeichenkarton)
- abbildhaft nachahmende Strichzeichentechnik (Feder- oder Finelinerzeichnung)
- Strichzeichenbild oder Graphitzeichnung, eingescannt und digital überarbeitet und ausgedruckt auf Transparentpapier für Sandwich-Bilder
- Digitalfotografie, auf Aquarellpapier ausgedruckt und konventionell überarbeitet
- Digitalfotografie, digital bearbeitet und auf Aquarellpapier ausgedruckt.

EXEMPLARISCHE PROZESSBESCHREIBUNG

Konrad, zwangsläufig im Kunstkurs, weil ihm die Alternative Musik in der Oberstufe noch weniger zusagt, macht sich lustlos an die Aufgabe.
Motivsuche mit der Digitalkamera - Objektstudium.
Dann Übungen zur nachahmenden Strukturzeichnung: mit dem Graphitstift und dem Aus-Radierer in lockerer Geste über das Papier - das Ergebnis gefällt Konrad nicht, bestätigt ihm nur seine Unfertigkeit zum Zeichnen. Meint er. Vertrauter ist ihm der Umgang mit dem PC. Also scannt er seinen Graphit-Versuch ein, um ihn mit einem Bildbearbeitungsprogramm zu glätten. Das Ergebnis druckt er aus, zufällig war gerade ein Transparentpapier im Drucker (vom vorhergehenden Architekturkurs hängen geblieben).
Aha, hat was, der Ausdruck. Auf seine Graphitzeichnung gelegt, ergebt sich ein ästhetisch interessantes Sandwich. Da sieht er bei Marlene, die ihr Digitalfoto gerade im Bildbearbeitungsprogramm betrachtet, einen interessanten Fehler: wie so oft macht sich irgendetwas im PC selbstständig und führt zu einer interessanten Farbverfremdung im Foto.
Ja, so macht Farbe Spaß. Also nimmt Konrad sich noch einmal seine eingescannte Zeichnung vor und jagt sie ebenfalls durch dieses Werkzeug von Marlene, "Gradationskurve" nennt sich das wohl im Programm. Seine Graphitzeichnung erblüht nun grün und blau und sieht ein wenig wie eine Farbstift-Zeichnung aus.
Das meint der Kunsterzieher. Und gibt ihm den Tipp, dieses Ergebnis einmal auf einem groben Papier und nicht auf dem unästhetisch gräulichen Druckerpapier auszugeben. Gesagt, getan: auf Aquarellpapier sieht das gleich ganz anders aus. Aquarell - klingt nach Wasser. Also nimmt Konrad, nun fast schon im schöpferischen Rauschzustand, sich Pinsel, Schwamm und Wasser zur Hand und rückt damit seinem Ausdruck auf Aquarellpapier zu Leibe, um ihr - wie er sagt - das "glatte Computerische" zu nehmen.
Heraus kommt schließlich ein Mix, der ihn für dieses Stück Kunstunterricht gewonnen hat. Weil das Ergebnis mehr ist als "nur" gezeichnet, und weil es nicht ausschaut wie Computergrafik, was die anderen wohl von Konrad am ehesten erwartet hätten.

RESÜMEE

Die gleichzeitige Verfügbarkeit aller kunstpraktischen Werkzeuge zwischen analog und digital, das Arbeiten also in einer Werkstatt-Situation, welche eher einem gewachsenen Künstler-Atelier als einem Unterrichtsraum ähnelte, war eine wichtige Voraussetzung für den hier beschriebenen Prozess. Diese situative Offenheit ermöglichte kreativitätsfördernde Vernetzungen auf der Ebene des Materialen wie des Kommunikativen und war durchaus auch im eng gesteckten Rahmen eines 90-minütigen Unterrichtsblockes realisierbar.
Andererseits bestand stets die Gefahr, dass die Reflektion der Arbeit - hier besonders die Bewusstwerdung des eigenen ästhetischen Urteils als Steuerungsmoment im kunstpraktischen Prozess - in einem CrossOver-Aktionismus zu kurz kam. Deshalb wurden in Besprechungssequenzen immer wieder die Ergebnisse der praktischen Arbeit auf ihren ästhetischen "Mehrwert" hin befragt.

Technik

  • › Sandwich aus analoger und digitalisierter Zeichnung [JPEG | 131 KB ] [link 02]
  • › Artefakt in der Bildübertragung auf den PC [JPEG | 211 KB ] [link 03]
  • › Das eingescannte und farblich verfremdete Rasenstück-Sandwich [JPEG | 197 KB ] [link 04]
  • › Beim nachträglichen Aquarellieren der Computer-Ausdrucke [JPEG | 79 KB ] [link 05]
  • › Das definitive "Rasenstück" [JPEG | 173 KB ] [link 06]
  • › Medienkunst Lernen [link 07]

» http://netzspannung.…ng/muse/rasenstuecke/ [link 08]

  • › Motivsuche mit der Digitalkamera [JPEG | 201 KB ] [link 09]
  • › Übungen zur nachahmenden Strukturzeichnung [JPEG | 98 KB ] [link 10]
  • › Video der Rasenstücke-Genese [RealMedia] [link 11]
  • › Video der Rasenstücke-Genese [Windows Media] [link 12]
  • › MuSe Rasenstücke [Microsoft® PowerPoint | 2 MB ] [link 13]
  • › Sandwich aus analoger und digitalisierter Zeichnung [JPEG | 131 KB ] [link 14]
  • › Artefakt in der Bildübertragung auf den PC [JPEG | 211 KB ] [link 15]
  • › Das eingescannte und farblich verfremdete Rasenstück-Sandwich [JPEG | 197 KB ] [link 16]
  • › Beim nachträglichen Aquarellieren der Computer-Ausdrucke [JPEG | 79 KB ] [link 17]
  • › Das definitive "Rasenstück" [JPEG | 173 KB ] [link 18]