Inhaltliche Beschreibung
Begibt man sich auf die Suche nach dem Material ästhetischer Praxis der Gegenwartskunst, so läßt sich das Ergebnis dieser Unternehmung zunächst wohl am eindrücklichsten in dem Satz "The dematerialization of the art object" zusammenfassen. Unter diesem programmatischen Titel führte Lucy Lippard 1973 die verschiedenen künstlerischen Entwicklungen seit Mitte der 1960er Jahre zusammen, deren gemeinsames Merkmal - bei aller vorhandenen Unterschiedlichkeit in der Ausführung - die Aufgabe des klassischen ästhetischen Materials war.
Besonders seit der Minimal- und Konzept-Kunst findet sich eine Reduktion des ästhetischen Objekts sowie eine Ersetzung desselben durch eine Vielzahl von Handlungen, Notaten und Aktionen, die nicht nur den Begriff der künstlerischen Arbeit nach dessen Radikalisierung durch die klassische Moderne nochmals erweiterte, sondern besonders ab Mitte der 60er Jahre den tradierten Kanon von Aktion und Rezeption der Kunst umgestaltete. Kunst wird als eine Gleichsetzung von künstlerischem Objekt und künstlerischer Praxis verstanden.
Die Tendenzen der Ephemerisierung und Entmaterialisierung, die Neudefinition als Phänomen in Raum und Zeit, siedeln das Kunstwerk jenseits der Konventionen der einzelnen Gattungen an, wie es besonders deutlich wird an Werken der Medienkunst.
Man versteht nun unter diesen Kunstwerken nicht mehr die konservierte Spur eines Herstellungsprozesses, wie bsp. im abstrakten Expressionismus, noch einen Prozess - wie im Happening. Mit diesen neuen Konzeptionen wird das Werk dynamisiert durch ein begrenzt offenes Verhältnis zwischen Konzept und Ausführung und in der Folge als eine Serie von Entscheidungsprozessen verstanden. Eine künstlerische Arbeit, die sich durch einen performativen Charakter auszeichnet, ist handlungsorientiert und prozeßhaft und damit ein ephemeres und dennoch partizipatorisches, performatives und konzeptorientiertes Ereignis. Die weitere Präsentation verlangt nach einer Transformation der künstlerischen Arbeit in eine Variante ihrer Medialität. Damit wird das Kunstwerk nicht mehr als ein abgeschlossenes Objekt mit einer in ihm lagernden Bedeutung, sondern als ein Erkenntnisprozess verstanden.
Diese situationistische Geste der künstlerischen Arbeit ist dabei direkt an den Körper und an die sich vollziehende Gebärde gebunden und bezieht sich somit unmittelbar auf das Verhältnis des Körpers zum Raum, also auf die kinästhetischen Relationen des Werks.