Juliane Fuchs, Marc Olff

backup_festival. neue medien im film

backup ist ein Festival für Film- und Videoproduktionen, die unter Verwendung digitaler Werkzeuge entwickelt werden

Nominee of the digital sparks award 2003

backup screen 2002

backup screen 2002

University / department

Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Medien

University URL

» http://www.uni-weimar.de

Project supervisor

Dipl.-Ing.  Peter Benz

Supervisor commentary

Gutachten zum Beitrag der Studierenden Juliane Fuchs und Marc Olff
Von Dipl.-Ing. Peter Benz
Zur Vorgeschichte
Die Bauhaus-Universität Weimar - und an der Universität im besonderen die Fakultät Medien - veranstaltet seit 1999 das "backup_festival. neue medien im film". Was zunächst ein studentisches Forum für eigene Arbeiten aus der Bauhaus-Universität sein sollte, entwickelte sich rasch zu einer internationalen Plattform für die diversen Aspekte des Einsatzes von sog. neuen Medien im Film: Einflüsse auf Inhalt und Erzählweise, Ästhetik, Präsentations- und Rezeptionsform, Produktion und Vertrieb.
Im Vordergrund des Interesses der studentischen Veranstalter steht bis heute der nationale und internationale Wettbewerb mit Arbeiten, die von vergleichbaren Institutionen stammen (z.B. Hochschulen mit Medien-Bereich) und die nicht im klassischen Filmhochschulkontext zwischen Drehbuch und Schauspielführung stehen. Bevor backup entstand, gab es in Deutschland weder ein Forum, das ein besonderes Augenmerk auf die Auswirkungen und Ergebnisse der Medienausbildungszweige legte, noch gab es ein Festival mit dem Schwerpunkt "Neue Medien im Film".
Eine erste, positiv zu bewertende Leistung der Studierenden Juliane Fuchs und Marc Olff besteht bereits darin, diesen Bedarf erkannt, formuliert und als komplexes, eigenes künstlerisch-gestalterisches wie auch theoretisch-medienreflexives Studienprojekt initiiert zu haben.
Zum Projekt:
In verschiedensten Programmformaten gelingt es den oben genannten Organisatoren und ihren zahlreichen studentischen Mitarbeitern, eine atmosphärisch dichte Gesamtpräsentation zu kreieren, welche die Bereiche internationaler Experimentalfilm, Musikvideo, On-Air-Promotion, Netart, Video- und Rauminstallation und Klubkultur vereint. Detailliert konzipierte, von künstlerischem Bewusstsein für die jeweiligen Arbeiten und Präsentationsformen geprägte Veranstaltungen und theoretische Diskurse bilden eine Einheit.
Darüber hinaus bieten das backup_festival vielen anderen Studierenden die Möglichkeit, in immer neuen Projektgemeinschaften und Kooperationen mit allen Teilen der Bauhaus-Universität an den weiteren Bereichen, die für den Erfolg des Festivals so wichtig sind, zu arbeiten: Gestaltung des Gesamterscheinungsbildes des Festivals, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, das internationale Netzwerk, Finanzierung und Marketing. Allein die Schaffung dieser sich immer wieder erneuernden Infrastruktur, dieses lebenden und lebendigen Festival-Organismus mit all seinem faszinierenden Erfahrungspotential ist eine herausragende Leistung von Juliane Fuchs und Marc Olff und ein echter Gewinn für alle Beteiligten - auch für die Lehre an der Bauhaus-Universität.
(Tatsächlich lässt die Dokumentation des Projektes im Netz unter www.backup-festival.com und auch hier im Rahmen von digital sparks leider nicht die Wirkung zu, die das Festival als physisches Ereignis mit seinen internationalen Künstlern und Gästen usw. hat.)
Das backup_festival schafft ein komplexes Netz verschiedener Festival-Formate, die das gesamte Themenspektrum der Neuen Medien im Film abdecken:
- Der "backup.award" ist ausgeschrieben für den internationalen Wettbewerb filmischer Arbeiten, deren Ästhetik, Erzählweise, Produktionsform und Distribution die tradierten Wege des analogen Kinos verlassen;
- Mit dem "backup.clipaward" kreierten die Studierenden einen nationalen Wettbewerb für Musikvideos, die Neue Medien als kreativen Spielraum für audiovisuelle Arbeiten nutzen;
- Im "backup.lounge|lab" lösten die Studierenden die Beziehung zwischen Produzent und Rezipient in einem Workspace zu Gunsten eines dynamischen Netzwerks der Kollaboration auf. Im Jahr 2002 waren 18 internationale Künstler verschiedenster Disziplinen daran beteiligt.
- Im Rahmen von "backup.closeup" wurden Podien und Präsentationen und aktuelle theoretische Diskurse zu Themen des Mediensektors mit namhaften Experten initiiert. Schwerpunkt 2002: Das Dispositiv als Bestandteil filmischer Architektur.
- Im "backup.forum" präsentierten die Studierenden filmische Arbeiten aus dem Umfeld der Bauhaus-Universität Weimar sowie Arbeiten von Studierenden der New School New York, aus Lateinamerika und Frankreich.
- In den Veranstaltungen von backup.club vereinen die studentischen Kuratoren wiederum Präsentation und Rezeption in einer entspannten Lounge-Atmosphäre, es wird mit neuen Partizipationsmöglichkeiten und Aneignungstechniken experimentiert und gespielt.
Ausschreibung, Vorauswahl und Präsentation aller Beiträge werden von den Studierenden konzeptionell, künstlerisch, organisatorisch und technisch selbständig umgesetzt. Der erreichte Professionalitätsgrad des Festivals ist nicht nur im universitären Kontext hervorragend. Hervorzuheben ist sicherlich die Komplettheit, mit der die Studierenden die Szenarien für das Gesamtfestival durchdacht und in einem pragmatisch-konsequenten Konzept vorausschauend geplant haben. Absolut bewundernswert ist der hohe persönliche Einsatz, den alle beteiligten Studierenden in dieses Projekt einbringen - und dies bereits im fünften Jahr!
Das "backup_festival. neue medien im film" erreicht sein Ziel als Treffpunkt und Plattform für nationale und internationale Film- und Medienschaffende. Die Resonanz der internationalen Teilnehmer und Gäste ist außergewöhnlich positiv.
Reaktionen
"Ein kaum hinterfragtes Schlagwort der Neuen Medien behauptet, dass mit den digitalen und vernetzten Medien insbesondere der geografische Raum neutralisiert wird, das Leben also in ortlosen Räumen realisiert wird. Das Thüringer backup_festival 2002 bewies eindrucksvoll das Gegenteil. Mit höchstem Lässigkeitsfaktor verschmolzen Veranstaltungsinhalt und -ort, das e-werk." Mitteldeutsche Medienförderung MDM Trailer 05/2002
"Das backup_festival widmet sich den Neuen Medien und zeichnet sich durch eine besondere Bandbreite von Angeboten aus. Kern des Festivals ist der backup.award." schnitt. Das Filmmagazin/Kalender 7/2002
Zum Umfeld:
Neben der rein künstlerisch-gestalterischen Arbeit ist das Netzwerk der internationalen Teilnehmer, Experten, Universitäten und Gäste zu beachten. Im Jahr 2002 hatte das Festival fast 1000 internationale Einsendungen und aktuell konnten die Studierenden mit Auswahlprogrammen von Videoarbeiten nach Frankreich, Polen und sogar nach Brasilien reisen.
Ähnlich gelang es den Studierenden, für alle relevanten Bereiche technischen Support zu organisieren und weitere Studierende im technischen- und technologischen Bereich zu involvieren, Sponsoren und öffentliche Förderer zu begeistern etc.
Zusätzlich zur hohen gestalterischen Perfektion zeugt das Vorgehen vom hohen Engagement der Studierenden und dem Willen zur Vollendung des eigenen Projekts.



Course abstract

Seminar / Kurzbeschreibung
Die Arbeit entstand im Rahmen eines freien Projekts im Studiengang Mediengestaltung und wurde vor allem von Frau Prof. Otten betreut. Das Projekt hatte gestalterische Arbeiten im Rahmen eines Events zum Thema, wobei Fragen der medialen Gestaltung von der Website über Print-Produkte bis hin zum Programm und dessen Präsentationsräumen analysiert, erörtert und in der Praxis erprobt wurden. Genre- und Gestaltungsraster wurden durchgespielt, unterschiedliche Visionen bezüglich Medien, Sinnen, Technologien, Moden, Kunst und Kulturen entstanden, mediale Inszenierung wurden bearbeitet.
"Nur konsumiert" ist ein Event ein flüchtiges Erlebnis, erst die neuartige, fundierte Konzeption und die professionell umgesetzte Veranstaltung führen zu einer nachhaltigen Wirkung. Live-Marketing beginnt lange vor dem Event mit einer räumlichen und zeitlichen Strukturierung. Ein integrierter Teil dieses Projekts ist deshalb die Begleitung aller Design- und Kommunikationsprozesse die vor, während und nach den Veranstaltungen stattfinden.
Mit dem Projekt backup_festival werden Studierende aller Fakultäten angesprochen, die eine interdisziplinäre Zusammenarbeit suchen.

Relation to the research area

Zuordnung Forschungsbereich
Frau Prof. Jacqueline Otten leitet die Professur Moden und öffentliche Erscheinungsbilder an der Fakultät Medien. Der Lehrbereich erarbeitet auf bildnerischer, medienästhetischer Grundlage die praktische Gestaltung einer medienspezifischen Öffentlichkeitsarbeit. Dabei geht es u. a. um die Erzeugung und Veränderung äußerer öffentlicher Erscheinungsbilder von Institutionen, Gruppen und Personen, die Einflussnahme auf den Mode- und Trendwechsel bei Leitbildern in Geschmacks- und Ansichtsfragen, die Ausgestaltung des Prozesses gesellschaftlicher Gruppenbildung durch äußere Accessoires und Verhaltensweisen.
Weitere Kooperationen gab und gibt es mit den Fachbereichen Medienereignisse und Interface Design der Fakultät Medien sowie mit den Fakultäten Gestaltung und Architektur der Bauhaus-Universität.
Das Projekt backup_festival schafft ein breites Feld der Gestaltung medienspezifischer Öffentlichkeitsarbeit, der Auseinandersetzung mit digitalen Kommunikationsmedien sowie der Neu-Definition von Konventionen und kulturtheoretischer Diskurse.