Thomas Junk

Die Antwortmaschine

Eine interaktive Installation

Eine Ansicht der Antwortmaschine.

Eine Ansicht der Antwortmaschine.

Inhaltliche Beschreibung

Die Idee zur Antwortmaschine begann mit einer Beobachtung: Wenn man bei offenem Fenster im Auto fährt und das Radio leise eingeschaltet ist, beginnt das Gehirn schon nach kurzer Zeit, die unverständlichen Teile der Musik zusammenzusetzen. Es entsteht ein neues Lied im Kopf. Dieses muss nicht mal ansatzweise etwas mit dem Lied zu tun haben, das tatsächlich im Radio läuft. Selbstverständlich erwartet man die Art Musik, die gewöhnlich im Radio gespielt wird. Dreht man das Radio lauter, weil man wissen möchte, um welches Lied es sich handelt, stellt man häufig fest, dass das Lied nicht so gut zur eigenen Stimmung passt, wie das kurz zuvor im Kopf entstandene.
Hier ist etwas Merkwürdiges passiert. Zwischen Sender und Empfänger gibt es eine Interferenz oder Störung. Im Vertrauen darauf, dass der Sendende sowohl Intention wie auch Kompetenz gleichermaßen konstant hält, ersetzt man unbewusst die fehlenden Teile mit dem Wahrscheinlichsten oder der Extrapolation des zuletzt über der Wahrnehmungsschwelle Gehörten. Hier entsteht etwas neues, ohne eine Intention, ohne ein Wollen.
Die Antwortmaschine soll die Ergänzungsfreudigkeit des Wahrnehmungsapparates auf einer unbewussten Ebene nutzen. Die antrainierte Suche nach dem Sinn einer Aussage und die Vorurteile ermöglichen es, schnell mit einem Themenkomplex umzugehen. Die Voreingenommenheit, die Konnotation der Situation und der kommunizierte Kontext erleichtern die Ablenkung der Aufmerksamkeit und den Zugang zum Verschütteten und Nichtbewussten. Die Antwortmaschine bietet ein Gerüst an, das der Rezipient, ohne es bewusst zu merken, mit seinen persönlichen Inhalten ergänzt.
Diese Öffnung des Unbewussten soll systematisiert werden. Das Missverständnis und die Fehlinterpretation sind erwünscht, denn auf der Ebene des Unbewussten ist jedes Verständnis und jede Interpretation brauchbar. Jeder verwehrt sich mehr oder weniger die Antworten, die er in sich trägt, mit seinem rationalen Bewusstsein. Der Ordnungswille des Gehirns soll aber dem Bewusstsein vorenthalten werden. Daher besteht die Antwortmaschine aus drei Ebenen der Wahrnehmung: der Inszenierung oder Ablenkung, der Projektionsfläche oder Impuls und der Deutung, also dem Hinweis auf die Verbindung zwischen Frage und Antwort.