Thomas Junk


Die Antwortmaschine

Eine interaktive Installation


Eine Ansicht der Antwortmaschine. [link 01]

Eine Ansicht der Antwortmaschine.

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

Die Antwortmaschine beantwortet eine ihr gestellte Frage mit einer Sequenz von drei aus 21 Filmen und gibt anschließend eine Deutung der Antwort in gesprochener Form.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Thomas Junk

Entstehung

Deutschland, 2002-2003

Eingabe des Beitrags

Thomas Junk, 28.06.2003

Kategorie

  • künstlerische Arbeit

Schlagworte

  • Themen:
    • Interface |
    • Repräsentation |
    • Mensch-Maschine-Interaktion HCI |
    • Kommunikation |
    • Wahrnehmung |
    • nonlineare Narration |
    • Cognitive Science |
    • Medienkunst |
    • Animation |
    • Design |
    • Identität |
    • Soziale Systeme |
    • Interaktivität |
    • Systemtheorie
  • Formate:
    • Montage |
    • 2D |
    • Installation |
    • interaktiv |
    • Film |
    • Video
  • Technik:
    • Macromedia Director |
    • Quicktime

Ergänzungen zur Schlagwortliste

  • Kulturantropologie

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

Die Idee zur Antwortmaschine begann mit einer Beobachtung: Wenn man bei offenem Fenster im Auto fährt und das Radio leise eingeschaltet ist, beginnt das Gehirn schon nach kurzer Zeit, die unverständlichen Teile der Musik zusammenzusetzen. Es entsteht ein neues Lied im Kopf. Dieses muss nicht mal ansatzweise etwas mit dem Lied zu tun haben, das tatsächlich im Radio läuft. Selbstverständlich erwartet man die Art Musik, die gewöhnlich im Radio gespielt wird. Dreht man das Radio lauter, weil man wissen möchte, um welches Lied es sich handelt, stellt man häufig fest, dass das Lied nicht so gut zur eigenen Stimmung passt, wie das kurz zuvor im Kopf entstandene.
Hier ist etwas Merkwürdiges passiert. Zwischen Sender und Empfänger gibt es eine Interferenz oder Störung. Im Vertrauen darauf, dass der Sendende sowohl Intention wie auch Kompetenz gleichermaßen konstant hält, ersetzt man unbewusst die fehlenden Teile mit dem Wahrscheinlichsten oder der Extrapolation des zuletzt über der Wahrnehmungsschwelle Gehörten. Hier entsteht etwas neues, ohne eine Intention, ohne ein Wollen.
Die Antwortmaschine soll die Ergänzungsfreudigkeit des Wahrnehmungsapparates auf einer unbewussten Ebene nutzen. Die antrainierte Suche nach dem Sinn einer Aussage und die Vorurteile ermöglichen es, schnell mit einem Themenkomplex umzugehen. Die Voreingenommenheit, die Konnotation der Situation und der kommunizierte Kontext erleichtern die Ablenkung der Aufmerksamkeit und den Zugang zum Verschütteten und Nichtbewussten. Die Antwortmaschine bietet ein Gerüst an, das der Rezipient, ohne es bewusst zu merken, mit seinen persönlichen Inhalten ergänzt.
Diese Öffnung des Unbewussten soll systematisiert werden. Das Missverständnis und die Fehlinterpretation sind erwünscht, denn auf der Ebene des Unbewussten ist jedes Verständnis und jede Interpretation brauchbar. Jeder verwehrt sich mehr oder weniger die Antworten, die er in sich trägt, mit seinem rationalen Bewusstsein. Der Ordnungswille des Gehirns soll aber dem Bewusstsein vorenthalten werden. Daher besteht die Antwortmaschine aus drei Ebenen der Wahrnehmung: der Inszenierung oder Ablenkung, der Projektionsfläche oder Impuls und der Deutung, also dem Hinweis auf die Verbindung zwischen Frage und Antwort.

Technik

Technische Beschreibung

Die Antwortmaschine basiert auf einer Director 8.5 Anwendung unter Zuhilfenahme des MPEG Advance XTRAs, um MPEG2 Videodaten verarbeiten zu können und des FFT XTRAs, um realtime Audioinput visuell darstellen zu können.
Es wurden 21 Videoclips für die Antwortmaschine produziert. Diese durchliefen eine Reihe aufwändiger Postproduction Methoden um - neben dem eigens komponierten Soundtrack - die Aussage und den emotionalen Impact zu verstärken.

Hardware / Software

Die Antwortmaschine besteht - neben der äußeren Hülle - aus einem Apple Macintosh G4 Rechner mit 500MHz, einem Orginalkopfmikrofon, einem USB Controller mit Drucksensoren, einem 14" Triniton Monitor und einem Harman/Kardon Verstärker mit JBL Control1 Boxen.

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Bergische Universität Wuppertal
Kommunikationsdesign

URL der Hochschule

» http://www2.uni-wupp…tal.de/FB5/muehlmann/ [link 02]

Betreuer des Projekts

Prof. Ursula Wevers und Prof. Dr. Heiner Mühlmann

Kommentar des Betreuers

1. Prof. Ursula Wevers
Die Antwortmaschine schafft einen neuen narrativen Raum. Ihre Aussage beschränkt sich nicht auf die Grenzen des Bildschirms, sondern lässt durch die gesamte Inszenierung die Schnittstellen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen. Durch diese medientheoretische Besonderheit erhält die gestellte Frage eine Einordnung in ihren kulturellen Kontext. Das vorgegebene Gitter von Placebo-Sinn-Fragmenten (Impulse) wird ohne bewusste Steuerung vom Fragenden gefüllt und als die Leistung der Maschine wahrgenommen.
Die modularisierte Vorgehensweise zitiert althergebrachte Methoden der Zukunftsbeschreibung und Ratgebung. Beginnend bei Kultstätten - wie dem Orakel von Delphi - scheint der Wunsch des Menschen mehr über sich und seine Situation zu erfahren in Sancen, Sitzungen mit Wahrsagern und Psychoanalytikern bis hin zu den Horoskopen sehr stark unsere Kultur zu durchwirken. Die heutigen unumstrittenen Prognosetechniken basieren wahrscheinlich auf den Erfahrungen und Experimenten der damaligen Sterndeuter, Zukunftsforscher und Medien.
2. Prof. Dr. Heiner Mühlmann
Der dieser Arbeit zugrunde liegende theoretische Ansatz geht auf zwei Überlegungen zurück. Die erste zielt auf Veränderungen, die sich im Repräsentationsbereich manifestieren, sobald Manipulationen an den Präsentationstechniken vorgenommen werden. Die zweite Überlegung zielt auf die Intensivierung der episodischen Umstände und deren Auswirkung auf die Merkfähigkeit.
Die Manipulation der Repräsentation durch die Präsentation hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Dekonstruktionsmethode. Die submediale Schicht tritt in Erscheinung und die Semantik einer Medienproduktion kann sich verändern bis zur Erzeugung einer semantischen Leerstelle (le vide s mantique).
Das Interesse an der Aktivierung des episodischen Gedächtnisses steht im Zusammenhang mit der Gedächtnisforschung, die an unserem Lehrstuhl in Kooperation mit Neurobiologen durchgeführt wird. Dabei geht es um die Erzeugung von mnemoaktiven Objekten oder mnemoaktiven Ereignissen. Es wird davon ausgegangen, dass der kulturelle Erfolg eines Artefakts oder einer Inszenierung immer an einen Gedächtniserfolg gekoppelt ist.

Seminar / Kurzbeschreibung

Zuordnung Forschungsbereich

  • › digital sparks 2003 [link 03]

» http://www.dontempi.de/am.pdf [link 04]

  • › Ein Artikel zur Antwortmaschine. [Microsoft® Word | 351 KB ] [link 05]
  • › Recherche zu Antwortmaschine [PDF | 3 MB ] [link 06]
  • › Das VAD-Modul zum Hohepriester. [JPEG | 84 KB ] [link 07]
  • › Das VAD-Modul zum Turm. [JPEG | 91 KB ] [link 08]
  • › Das VAD-Modul zur Sonne. [JPEG | 107 KB ] [link 09]
  • › Das VAD-Modul zur Lust. [JPEG | 66 KB ] [link 10]
  • › Das VAD-Modul zum Tod. [JPEG | 36 KB ] [link 11]
  • ›  [JPEG | 151 KB ] [link 12]
  • › Visualisierung des Audiosinals während der Frage. [JPEG | 29 KB ] [link 13]