Olaf Val


Motel

Zwischen Impuls und Display: Der Autor und der Betrachter als Player


Layout der Installation Motel (ohne Antennen) [link 01]

Layout der Installation Motel (ohne Antennen)

Technik

Technische Beschreibung

Motel
Hardware:
Die Arbeit "Motel" ist als kompakte Wandinstallation konzipiert, die mit einer Stromversorgung auskommt. Der Rechner ist in einer Kiste untergebracht, die an der Wand hängt. An diesem Gehäuse wiederum ist der Flachbildschirm moniert, so dass er die Technik verdeckt. An den Rändern des Bildschirms sind rechts und links jeweils eine Theremin-Antenne befestigt.
(Die Antennen wurden von Martin Nawrath entwickelt und beruhen auf dem ATMEL Mikrokontroller AT90S2313.)
(Die Daten werden über den Serial Port über das SerialXtra an Director gesendet.)
Interaktion:
Nähert sich ein Betrachter der Arbeit, so werden von den Antennen die Abstände vom linken und rechten Rand zu seinem Körper gemessen. Anhand dieser Daten wird eine Cursorposition berechnet. Dieser Cursor läst sich nun steuern, indem man sich mit dem eigenen Körper vor dem Bildschirm bewegt. Bei einem Schritt nach rechts misst die rechte Antenne einen höheren Wert als die linke und der Cursor folgt, indem er ebenfalls nach rechts wandert. Da es für den Benutzer zu umständlich wäre, seinen Körper vertikal zu bewegen, arbeitet "Motel" nur mit einem eindimensionalen Kursor, also einer vertikalen Linie.
Software:
Der TWML (TwoWayMovieLinker) arbeitet mit komprimierten Quicktime Videos (Cinepack 800 x 600). Diese werden beim Import in die Applikation manuell klassifiziert. Die Software generiert Werte für alltägliche Bedürfnisse wie Ernährung, Fitness, Hygiene usw., welche der Klassifizierung des Videomaterials entsprechen. Anhand dieser Daten sucht der TWML am Ende einer Filmsequenz nach Verknüpfungen zu weiterführenden Videos. Innerhalb der gefundenen Links kann der Betrachter wählen und somit den Verlauf des Filmes steuern. Da das gesamte Videomaterial zweimal gedreht wurde, einmal mit Kostüm und einmal ohne, springt der TWML permanent zwischen beiden Ebenen hin und her. Vergleichbar mit dem Prinzip des Wechselschnitts hat der Betrachter auf diese Weise die Möglichkeit, zwei Erzählungen zu monieren. Der Cursorbalken, die Menüs so wie eine Visualisierung der Sensordaten werden als graphischen Interfaces über das Videobild eingeblendet.

Hardware / Software

Theremin Sensoren
Flachbildschirm
Holzgehäuse
Zugespielt werden inszenierte Videosequenzen mit Hilfe eines Computers (PC, WinXP 2MHZ), programmiert mit Macromedia Director.

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Kunsthochschule für Medien
Audiovisuelle Medien

URL der Hochschule

» http://www.khm.de [link 02]

Betreuer des Projekts

Prof. Valie Export

Kommentar des Betreuers

In Zusammenarbeit mit Ursula Damm wurde im vergangenen Semester in meinem Seminar "Künstlerisches-experimentelles
Gestalten - freies Arbeiten" die Frage nach der "Mensch-Maschine-Schnittstelle" mit Gästen wie Brigitte Felderer, Ernst Strouhal und Christa Sommerer diskutiert.
Im laufenden Semester rückte der Diskurs über das Verhältnis von Kunst und Öffentlichkeit mit Renate Puvogel und Kasper König in das Zentrum des Seminars.
Olaf Val entwickelt seine Diplomarbeit "Motel" vor diesem Hintergrund. Sein Experiment untersucht die Konstruktion von Künstler-Identität in der klassischen Installation und den elektronischen Medien. Vor dem Hintergrund früher interaktiver Arbeiten (Bubbles, Schmelzraum, Automatic Loop Unit) analysiert er die Defizite medialer Kommunikation wie das Unbehagen mit nicht-interaktiven Installationen, bei welchen eine inhaltliche Aussage als nicht zu hinterfragende These stehen bleibt.
Übrig bleibt die Person des Künstlers, der keine Heimat findet in einer Maschine, die nur in reduzierter Form ein Frage- und Antwort-Spiel zwischen ihm und dem Besucher ermöglicht, sich aber auch nicht in unveränderlichen, materiellen Artefakten repräsentiert sehen will.
Olaf Val geht dabei einen sehr spannenden, eigenständigen Weg.
In seiner Diplomarbeit entwickelt er eine Apparatur zum Abspielen eines "Interaktiven Filmes". Auf der Basis von handwerklichen wie technischen Kenntnissen in den Bereichen Kamera, Regie, Programmierung, Mikroelektronik und Softwarengeniering erforscht er die Trias Künstler, Kunstwerk und Betrachter. Sein Konzept beruht darauf, das Videomaterial für "Motel" erst ganz am Ende des Arbeitsprozesses zu drehen. Die Videoaufnahmen werden in einer nicht öffentlichen Performance produziert. Dabei gibt es kein Drehbuch, stattdessen bildet die Struktur der von Val programmierten Software das Storyboard für die Aufnahmen, die in der Installation gezeigt werden. Sein Video ist nicht eine Erzählung, die über die Interaktivität die Möglichkeiten von mehreren Erzählsträngen nutzt, sondern ein Video, das anstatt einer Geschichte die Wandelbarkeit des Künstlers bzw. Darstellers erforscht. Was bleibt vom Identitätsbegriff, wenn sich die Person in die Gefilde einer Programmstruktur begibt? Es ist Olaf Vals Engagement für die Rolle des Menschen im Verhältnis zur Maschine, was seinen Arbeiten eine große künstlerische wie moralische Qualität gibt.
Ich betreue das Projekt mit großem Interesse und wünsche Olaf Val einen glücklichen Ausgang seines Experimentes.

Seminar / Kurzbeschreibung

"Künstlerisches-experimentelles Gestalten - freies Arbeiten"
Diskurs über künstlerische Arbeiten, Besprechung von studentischen Projekten, Klärung des Verhältnisses medialer Arbeiten zur Öffentlichkeit, Formen der Interaktion.

Zuordnung Forschungsbereich

Medienkunst

  • › digital sparks 2003 [link 03]

» http://www.olafval.de [link 04]

  • › Layout des Netz-Menüs [JPEG | 23 KB ] [link 05]
  • › Martin Nawraths Zeichnung zur Funktion der Tereminsensoren [JPEG | 15 KB ] [link 06]