Stephan Karsch

MAQUINA POETICA

Die Entwicklung eines Poesieautomaten für das Internet

Nominiert für den
Digital Sparks Award 2003

maquina-poetica: Schwarm

maquina-poetica: Schwarm

Hochschule / Fachbereich

Fachhochschule Schwäbisch Hall
Mediengestaltung

URL der Hochschule

» http://www.fhsh.de

Betreuer des Projekts

Prof. Dr. Martin Koeppl

Kommentar des Betreuers

Die Arbeit 'maquina-poetica.net' von Stephan Karsch ist eine virtuelle Vorrichtung zur Erzeugung von Gedichten. Unter der Bedingung des Bildschirms als Textrezeptions- und Produktionsumfeld wird ein Spektrum an projektiven Verfahren zur Verfügung gestellt und verschiedene semantische Mechanismen bei der Gestaltung von Texten ins Bewusstsein gebracht. Am meisten dürfte dabei der Bereich 'Kreativ' den etablierten Vorstellungen des poetischen Spielers entsprechen, d.h. durch die Vorgabe eines Zufallsgedichtes, das bei Nichtgefallen neu durchgemischt werden kann, baut der so angeregte Spieler aus der eigenen Intentionalität heraus Silben- und Wortkombinationen zusammen, die von bedeutungsschwanger bis seicht und silly alle Tiefen und Untiefen des poetischen Schaffens abdecken können. Der Rest ist 'Maschine', die mit Anspruch auf anspruchsvolle Kreation Strukturen auf verschiedenen Ebenen aufdeckt und nutzt: Es ist die Infrastruktur der Sprache, die hier auf eindrucksvolle Weise mit dem Zufall ins Zusammenspiel gebracht wird. Im Einstiegsszenario der kombinatorischen Poesie herrscht eine strenge Syntax und Morphologie, die nach einigem Durchmischen und Neuschaffen der verbalen Zufallsstruktur die Vorgehensweisen des digitalen Poeten aber auch mancher leibhaftiger Poeten bewusst macht: Der wohl angeborene Trieb des wahrnehmenden Wesens, aus wahrgenommenen Formen und Strukturen sinnhafte und bedeutungsvolle Gestalten zu konstruieren, und, soweit ein scheinbarer Schöpfungsakt dahinter steht, dem Willen dieses Wesens hier absichtsvolle Schöpfung zu unterstellen, wird durch diese Maschine überzeugend als intellektuelles Spiel ausgebreitet. Verschiedene visuelle Übersetzungen verdeutlichen den Überschwang assoziativer Operationen gegenüber den streng analytisch konstruierten.
Hinter dieser Kunst, den Computer mehr oder weniger intelligent mit Worten und verbalen Werten umgehen zu lassen, steht eine rechte Programmierkunst, und, last but not least, hohe literatur- und sprachwissenschaftliche Kompetenz des Autors dieser Maschine (abgeschlossenes Literaturstudium vor dem Gestaltungsstudium). Dass sich die Interaktion mit der Maschine wie eine nichtlineare Geschichte auf der Basis eines unkonventionellen Interfaces entwickelt, lässt zwar die Maus- und Cursorbewegung nicht zur kienästhetischen Erfahrung werden, eröffnet aber in der Interaktion dennoch eine rekombinatorische Freiheit, die die Gestaltungsebenen des Interfaces, der graphischen Gestaltung und der Textpoesie ineinander spiegelt.

Seminar / Kurzbeschreibung

Bachelor-Arbeit und Kolloquium

Zuordnung Forschungsbereich

Visual Design & Interactive Storytelling
Hypermedia Semantics