Joachim Tillessen


unknown guests

Eine interaktive Parabel


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Technik

Technische Beschreibung

Die Interfacetechnologie ist mit der Software Flash MX realisiert; für die Seite ist das Flash 6 Plug-In erforderlich. Die Module funktionieren unabhängig voneinander, nutzen aber gemeinsame Komponenten für Steuerung und Datenverarbeitung. Die aktuellen Zustände der Module werden in einer MySQL Datenbank gespeichert. Beim Aufruf der Seite wird jedem Besucher von einem PHP Skript eine individuelle Nutzer ID erteilt, diese führt dieser ohne sein Wissen während seines gesamten Besuches auf der Seite mit. Bei Betreten einer Raumansicht ruft der Flash Film ein PHP Skript auf und übergibt ihm diese ID und die Nummern der Module, die in dieser Ansicht dargestellt werden müssen.
Aus diesen Informationen und den Daten in der Datenbank erstellt das Skript ein dynamisches XML Datenblatt, aus dem Flash den aktuellen Zustand der jeweiligen Module auslesen kann. Beim Verlassen des Raumes ruft Flash ein weiteres PHP Skript auf und übergibt diesem ebenfalls die Nutzer ID und die veränderten Zustände der Module in Datenform. Das Skript trägt dann diese Daten in die Datenbank ein. Dort werden sie zusammen mit dem Zeitpunkt ihres Eintrages gespeichert.

Hardware / Software

Zur Darstellung und Nutzung der Seite ist das Flash 6 Plug-In sowie ein aktueller Browser erforderlich. Für optimale Performance empfielt sich eine schnelle Internetverbindung.

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Fh Dortmund
Kommunikationsdesign

URL der Hochschule

» http://www.fh-dortmund.de/ [link 02]

Betreuer des Projekts

Prof. Dr. Heiner Wilharm

Kommentar des Betreuers

BEGEGNUNG DER ERSTEN ART
Wir besuchen ein Hotel, das nur virtuell existiert, nur in den Datenströmen des Internet. Jeder weiß, wer sich im Netz bewegt hinterlässt Spuren darin. Sehr viele unabsichtliche. Ihnen können Spezialisten folgen, um die Verursacher zu ermitteln. Noch mehr beabsichtigte Mitteilungen. Zur Netzkommunikation gehören wohl alle Formen von Spuren. Wie auch immer, allein in diesen Spuren, die zu Zeichen werden können, hat das Leben der Surfer Realität.
Die Gäste der Site, die hier vorgestellt wird, bleiben "unbekannte Gäste" - notgedrungen. Kein Vergleich zum analogen Verständnis eines Hotels, seiner Besucher und seines Betriebs, seiner Umgangsformen und seiner Gepflogenheiten. Im Internethotel Joachim Tillessens gibt es kein Hotelpersonal, das bis zum Mittag eines jeden Tags alle Spuren tilgt. Im Gegenteil, sie spielen die Hauptrolle. Immer wieder neue Gäste stoßen auf immer wieder neue Spuren. Reagieren sie darauf, nehmen sie sie als Zeichen auf. Unvermutet finden sie so womöglich den Lieblingssender des jungen Mannes (oder der jungen Frau?), der (oder die) noch vor kurzem das Zimmer bewohnte, eingeschaltet. Sie treffen auf Sätze, die auf den Badezimmerspiegel geschrieben sind. Oder ins Gästebuch an der Rezeption. Zuweilen hat ein Vorbewohner sein Bett nicht gemacht, nicht alles, was er im Koffer hatte, wieder mitgenommen, Kleider liegen lassen, Gegenstände und Mobiliar in ungewohnte Arrangements gebracht, das Licht an-, die Vorhänge zugezogen gelassen... Jedenfalls steht jedem frei, es zu glauben. Aber an wen waren die Botschaften adressiert? An mich, der das Hotel gerade betreten hat? An irgendwen anders, andere Unbekannte? Wenn Botschaften kursieren, dann an Unbekannte - gesendet von Unbekannten. - "Wenn". Wenn es denn überhaupt Botschaften sind. Reicht es für Kommunikation, dass sie als solche gedeutet wird? In der Klassifikation der Science Fiction haben wir es lediglich mit "Begegnungen der Ersten Art" zu tun. Man sieht sein Gegenüber nicht, schon gar nicht tritt man körperlich mit ihm in Kontakt. Man reagiert allein auf etwas, das eine Anwesenheit vermuten lässt. Eine vergangene Anwesenheit. So findet der Besucher seine Zeichen, fügt Zeichen zu Zeichen, entschlüsselt den Code - und vielleicht imaginiert er ein Bild seiner ihm unbekannten Vorgänger. Vielleicht waren es die, die in diesem Hotel zuletzt gewohnt haben. Aber auch dieses "zuletzt" bleibt im vagen. Wann die Interventionen stattfanden, deren Spuren zu finden sind, ob sie alte und noch ältere überlagern, das wissen die Besucher des "Unknown Guests" nicht. Ambitionen reagieren auf ein Gewesenes, zu dem der Weg verstellt ist. Man kann sich nicht an die richten, deren Botschaften man glaubt entschlüsselt zu haben, sondern allein an Unbekannte in der Zukunft. Wer beabsichtigt Kontakte knüpfen möchte kann den Erfolg nicht garantieren. Er muss es blind tun. So schafft sich wer will ein eigenes Ambiente und hofft vielleicht, auf diese Weise Botschaften an die Nachkommenden auf den Weg zu bringen. Oder aber er lässt es.

Aber wenn ich nicht hoffen darf, dass ich erreichbar bin für meine Gesprächspartner, wo soll da Platz für kommunikative Absichten sein? Die Absicht, Nachrichten zu hinterlassen, Grüße zu senden, Fragen zu stellen, Behauptungen zu wagen?
Kommunikation "face to face" findet nicht statt. Bestenfalls "interface to interface". Präsenz und Zeichen gibt es nur in der Latenz von Spuren. Was der "Kommunikation" hier bleibt ist eine Mischung aus Exhibitionismus ohne Zuschauer und Voyeurismus ohne Darsteller.
Joachim Tillessen hat eine Netzanwendung gestaltet, die sich auf die Kommunikationsformen des Netzes selbst bezieht. Wer mitspielt betrachtet sich selbst "in interaction". Resultat: "percepting is involving". Die Konsequenzen erscheinen hier eher negativ - negativer vielleicht als es das Medium verdient hat. Umso folgenreicher - möglicherweise - sind die sich anschließenden Überlegungen.
Das Hotel bietet aber eben nicht nur Anlass, über das Medium selbst zu reflektieren. Es ist auch der Ort eines äußerst unterhaltsamen Spiels. Eine Art Detektivspiel, das uns auffordert, wo auch immer in diesem Haus Spuren zu entdecken und in Zeichen zu verwandeln. Das alles in einer angemessen sparsamen, indes gestalterisch überzeugenden Ästhetik und einer gekonnten technischen Realisierung.
05/03 Heiner Wilharm

Seminar / Kurzbeschreibung

Die Diplomarbeit im Studiengang Kommunikationsdesign am Fachbereich Design der Fachhochschule Dortmund, die wir hier vor uns haben, stand, wie einige andere Arbeiten, die seit 2001 unter "digital sparks " vorgestellt wurden und werden, im Rahmen gestaltungstheoretisch semiotischer Seminare und damit verbundener gestalterisch praktischer Projekte. Ihr Ziel ist es, Begrifflichkeit und Praxis der sog. "Neuen Medien" zu beleuchten. Dieses Angebot ist von Studiengang und Studienrichtung unabhängig und richtet sich an alle Studierenden des Kommunikations- und Mediendesign in Dortmund (in der Regel des Hauptstudiums, so dass hier nicht selten Diplomprojekte erdacht werden).

Zuordnung Forschungsbereich

Gestaltungswissenschaften/Designtheorie: Semiotik/Neue Medien
Institut für integriertes Design (IIG) am Fachbereich Design der FH, University of Applied Sciences, Dortmund.

  • › digital sparks 2003 [link 03]

» http://www.unknown-guests.com [link 04]

  • › Konzept [PDF | 870 KB ] [link 05]
  • › the hotel [248 KB ] [link 06]
  • › the lobby [230 KB ] [link 07]
  • › inside a room [195 KB ] [link 08]