Jan Ulrich Schmidt, Alexander Walter, Corine Stübi, …

chimere

Next Generation Media

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Content Description

Was kommt heraus, wenn man das Beste vom Fernsehen mit dem Besten vom Internet kreuzt? Genau: Eine bunte multimediale Bilderflut, die nun endlich auf das Feedback des Nutzers nicht nur reagiert, sondern regelrecht darauf angewiesen ist! Und damit meinen wir nicht NUR (recht langweiliges) Streamen von Content in EINE Richtung auf Abruf, sondern eher eine lebendige Interaktion - bis hin zur echten Kommunikation zwischen Broadcaster und Nutzer. Eben diese vielgepriesene Interaktion ist uns wichtig und wir kombinieren sie deshalb mit dem Mittel des schnellerzählenden Videos - heraus kommt: Ein interaktiver Film.
Vier Personen sitzen um einen Tisch. Einziger Schauplatz und damit übersichtliche Theaterbühne ist ein ca. 4 x 4 Meter großer Raum, in dessen Mitte der Tisch steht. Die Requisiten und auch der Tischaufbau (eine Frühstücksszene) sind absichtlich karg bis minimal gehalten, um die Szene leicht begreifbar und zudem kompressions- und streamingfreundlich zu gestalten. Die Personen - drei Männer und eine Frau - werden von uns selbst gespielt. Alle Personen werden im einleitenden und frei schwenkbaren Panoramaview, sowie in sämtlichen Realitäts-Szenen stark überbelichtet in weißer Kleidung in einem weißen Raum dargestellt und sollen zunächst absichtlich nichts über ihren wahren Charakter und ihre verborgenen Phantasien verraten. Der aufgeräumte und unterkühlt cleane Stil der Realitäts-Bilder soll einen Hinweis auf ein mögliches Zukunftsszenario der "Next Generation" geben, eine verklärt-atmosphärische Ausgangsposition schaffen und zudem den Kontrast zwischen Realität und Traumwelten optisch unterstreichen (...sowie abermals erhebliche Datenmengen dank Kompressionsfreundlichkeit schrumpfen lassen). Der einleitende Panoramaview ist beliebig zoom- und drehbar, bis man auf eine der vier Personen klickt : Abhängig davon, auf welche Person geklickt wurde, beginnt eine spezifische kurze Vorstellung der jeweiligen Person im Umgang mit den anderen: Hier offenbart sich ein erstes Mal die jeweilige Verhaltensstruktur. Für jede der Personen wird die Realität sehr ernüchternd bis peinigend dargestellt, so dass in eine personenspezifische Tagtraumsequenz übergeblendet wird - sofern nichts angeklickt wurde. Die Traumsequenzen offenbaren das wahre ICH und Wunschdenken der teilweise schizophrenen Charaktere. Die Bandbreite reicht von sexuellen Wunschträumen bis hin zu rachegetriebenen Mordinszenierungen. Nach einem kurzen Traumausflug "landet" der Plot wieder in der nun sehr ernüchternd wirkenden Realität, der man nach ca. 15-20 Sekunden abermals und nun deutlich heftiger wieder entflieht. Jede zweite Phantasiephase gipfelt in einem mehr oder weniger aufklärenden Klimax. Von hier aus gelangt der Nutzer zu einer Kino-Plattform, die ihm das Wechseln des Genres, ganz nach individuellem Geschmack, ermöglicht.
Wo bleibt hier nun die Interaktion?, mag sich der aufmerksame Leser nun fragen.
Bitte schön: ALLE Personen, die im Bild zu sehen sind, bilden mit ihrer ganzen Körperfülle Hyperlinks und sind somit klickbar! Der vorgestellte Ablauf eines Handlungsplots geht davon aus, dass der Nutzer niemanden anklickt und die Story für die jeweilige Person straight durchläuft. Klickt man jedoch während einer Realitäts-Szene auf eine andere Person, so springt die Handlung automatisch auf diese Figur und deren assoziierte Geschichte. Klickt man während einer Phantasie-Szene auf eine andere Figur, so springt eben diese Person in die Rolle des Protagonisten, doch in der Szenerie DIESES Traumes - quasi eine Meta-Phantasie innerhalb einer Phantasie!
Daraus ergeben sich 29 kurze Filmsequenzen, die einen Pool aus untereinander querverlinkten Filmschnipseln mit mindestens 600 Kombinationsmöglichkeiten bilden. Selbst wenn der Nutzer ein "Umherklicken" vermeidet oder aus Angst, einen Handlungsablauf in seiner "reinen" Form zu verpassen, ergibt sich im Durchlaufenlassen ein Stream von mehreren Minuten. Dabei sollen die einzelnen Sequenzen nicht länger als 30 Sekunden sein, um dem Nutzer quälende Wartezeiten zu ersparen. Auf gesprochene Dialoge wird verzichtet, stattdessen sorgen Klang- und Musikuntermalung für die jeweils notwendige Atmosphäre.
Technische Produktion
<chimere/> ist im Mai 2001 innerhalb des Projektes "Next Generation Media" von Prof. Dr. Jens Geelhaar an der Bauhaus-Universität-Weimar, Fakultät Medien, entstanden
Gedreht wurden alle Aufnahmen mit MiniDV. Nachdem die Videos den Schnitt im Avid überstanden hatten, wurde - zur Encodierung und zum Deklarieren der HotSpots - mit Media Cleaner 5 gearbeitet. Die abschließende Bearbeitung erfolgte mit Quicktime5Pro. Das den Film einleitende Panorama der vier am Tisch sitzenden Protagonisten wurde mit QuicktimeVR realisiert.
Integriert wird sämtliches Streaming-Material in einer Website, in der HTML, Flash und 3D-Objekte gegenseitig unterstützend kombiniert wurden.
Was hat es nun mit dem Namen <chimere/> auf sich?
Chimäre die; -,-n 1. Schimäre 2. (biol.) aus verschiedenartigen Zellen aufgebauter, durch Kreuzung entstandener Organismus. In der antiken Mythologie wird eine Chimäre als fabelhaft vielseitiges Sagentier beschrieben.
Die französische chimere ist eine illusorische Idee, ein Traum. La chimera beschreibt in der Sprache Italiens die klassische Synergie des Labyrinths innerhalb des Labyrinths - quasi die Kraft und Faszination der Kombination. Wir heben diesen Titel nur allzu gern in den Plural und verweisen damit vielleicht auch ein wenig stolz auf die Trinatio- und Lingualität unseres Projektteams.