Markus Nachtrab

Zur Sonne Empor

Das Sonnenobservatorium Einsteinturm

Nominiert für den
Digital Sparks Award 2003

Zur Sonne Empor - Startmenü

Zur Sonne Empor - Startmenü

Inhaltliche Beschreibung

Zum Objekt:
Mit dem Potsdamer Einsteinturm und seinen Protagonisten Einstein, Freundlich und Mendelsohn, gingen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts Wissenschaft und Kultur in eine außergewöhnliche Synthese ein und hinterließen ein spektakuläres Bauwerk von großer Symbolkraft. In ihm vereinen sich bahnbrechende Erkenntnisse und Entwicklungen in der Physik, Astronomie und Architektur des 20. Jahrhunderts in einem "Monument der Wissenschaft". Bis auf den heutigen Tag ist er zugleich ein Symbol für die großen Ideen, die unser modernes physikalische Weltbild geprägt haben, ein einzigartiges Baudenkmal expressionistischer Architektur und ein Ort moderner astrophysikalischer Forschung.
Multimediale Umgebungen bieten die besten Vorraussetzungen, um solche komplexen Objekte und Themen in einem mehrdimensionalen Medium erlebbar und verständlich zu machen, insbesondere wenn sich das Hauptobjekt der allgemeinen Öffentlichkeit verschließt, wie das beim Einsteinturm der Fall ist, da er bis heute als Forschungseinrichtung genutzt wird.
Zum Projekt:
Ziel der Arbeit war es, das Themenspektrum des Einsteinturms mit seinen inneren, wechselseitigen Beziehungen näher zu erkunden, und einen Ansatz zu finden, wie diese auf der Basis einer CD-ROM ganzheitlich darstellbar und der Raum des Einsteinturms erlebbar wird. Dabei sollte das visuelle Design in angemessener Korrespondenz zur expressionistischen Formenwelt des Bauwerks, als auch zum naturwissenschaftlichen Charakter des Instruments "Einsteinturm" stehen.
Erzählt wird von der kulturhistorischen Entwicklung der Sonnenbeobachtung, von Einsteins Idee, die allgemeine Relativitätstheorie anhand optischer Phänomene bei der Sonnenbeobachtung zu überprüfen, von Erich Mendelsohns Suche nach einer neuen Baukunst, bis hin zur modernen Sonnenforschung und den neuesten Projekten der Potsdamer Sonnenphysiker. Durch zahlreiche Interaktionsmöglichkeiten und audiovisuell geführt, kann sich der Besucher durch das Gebäude bewegen, zu architektonischen und wissenschaftlichen Sachthemen informieren und eigene Experimente machen.
Das Projekt entstand als Diplomarbeit im Rahmen des Themenkomplexes PUSH (Public Understanding of Science and Humanities) der FH Potsdam und wurde als Ergänzung zur Dauerausstellung "Vom Großen Refraktor zum Einsteinturm" konzipiert. Es will damit einen Beitrag zum aktuellen Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft leisten und den Wissenschaftsstandort Potsdam, anhand seines prominenten Wahrzeichens Einsteinturm, der Öffentlichkeit mit Hilfe neuer Medientechnologien zugänglich machen.
Die Arbeit wurde vom Astrophysikalischen Institut Potsdam organisatorisch unterstützt und fachlich betreut. Die CD-ROM hat momentan den Stand einer Demo-Version erreicht. Die komplette Umsetzung und Finanzierung ist derzeit noch ungeklärt.
Highlights:
- Die Geschichte des legendären Potsdamer Einsteinturms, erzählt in Wort, Bild und Film
- Audiovisuelle Führung durch den Einsteinturm: virtueller Rundgang durch das gesamte Gebäude mittels Qubic-VR-Technologie
- Im Blickpunkt: Relativitätstheorie und nichteuklidische Architektur
- Biografischer Teil: Albert Einstein, Erwin Finlay Freundlich und Erich Mendelsohn
- Einblicke in die aktuelle Arbeit der Potsdamer Sonnenforscher
- Überblick über das moderne Bild der Sonne
- Bibliothek mit Sachthemen aus den Bereichen Architektur, Astrophysik und Theoretische Physik
- Experimentierkasten für spielerische, didaktische Einführung in Aufgabenstellungen und Methoden der Astrophysik
Didaktisches Konzept:
Dem User erschließt sich der Zugang zum Einsteinturm auf verschiedenen Ebenen und Abstraktionsgraden:
- räumlich-visueller Zugang zum Gebäude
- Darstellung der Fachdisziplinen (Architektur, Sonnenforschung, Theoretische Physik) und Biographien in narrativer und explorativer Form
- lexikaler Zugriff
- Experimentiermöglichkeiten in spielartiger Aktionsform
Ein grundlegendes Gestaltungsprinzip des Systems ist: der User bewegt sich durch eine Raumlandschaft, in der er Orte oder Objekte vorfindet, die durch Interaktion zu "sprechen" beginnen. Das können moderierte Video-Clips sein, die in der virtuellen Führung konkreten Standorten im Gebäude und dessen Umgebung zugewiesen sind, oder einzelne Themenabschnitte, die wie Schautafeln in einer abstrakt gestalteten Ausstellungslandschaft organisiert sind. Dabei ist der Weg durch die Landschaft immer ringförmig geschlossen und ergibt einen vollständigen thematischen Zyklus, der nur durch das Wechseln in die höher gelegene Ebene der Hauptnavigation verlassen werden kann. Die ringförmig angelegten Strukturen ermöglichen eine narrative Darstellungsform als auch einen schnellen, explorativen Zugriff. Darüber hinaus greifen sie das Gestaltungsprinzip der ebenfalls ringförmig angelegten Dauerausstellung auf, aber auch das Grundprinzip aller Observatorien und Teleskope, die naturgemäß rotationssymetrisch bzw. mittelaxial aufgebaut sind. Die Experimente-Sammlung (Experimentierkasten) ist als Spiel mit Punktesystem gestaltet.
Der Recherchebereich (Bibliothek und Labor) besteht aus einer Sammlung von Fachbegriffen aus den Bereichen Architektur, Astrophysik und theoretische Physik bzw. astrophysikalischen Experimenten. Dieser ist tabellenartig gestaltet und besitzt ein alphabetisches Auswahlmenü.
Über Textlinks in den Themenzyklen kann die Bibliothek mit korrespondierenden Einträgen parallel aufgerufen werden. Ebenso sind auch die Experimente mit der Bibliothek verlinkt.
Zielgruppe:
So vielschichtig wie der Einsteinturm im Wesen ist, so vielschichtig ist die Besucherzahl des Potsdamer Telegrafenberges und damit auch die Zielgruppe der CD-ROM. Die Zahl der registrierten Besucher liegt bei ca. 6000 jährlich und setzt sich aus einem Fachpublikum (Architekten, Astrowissenschaftler, Kunsthistoriker) und einem Laienpublikum (Einwohner, Touristen, Kunst- u. Architekturinteressierte, Hobbyastronomen, Urania-Besucher, Schulklassen) zusammen. Nur ein kleiner Teil davon bekommt allerdings die Gelegenheit, das Gebäude zu betreten. Das unterirdische Labor ist für den Besucherverkehr völlig gesperrt.
Hinzu kommt eine unbekannte Zahl an nicht registrierten Besuchern, die den Telegrafenberg täglich aufsuchen. Das dürften vor allem Touristen sein, die in Potsdam sehr zahlreich sind. Die einmalige Potsdamer Kulturlandschaft besitzt Highlights, die Besucher aus aller Welt anzieht.
Neben Touristen und Besuchern des Telegrafenberges schließt die Zielgruppe aber auch den mittelbaren Personenkreis ein, der nicht vor Ort anzutreffen ist aber ein ähnliches Interessenprofil aufweist. Der didaktische Ansatz und die spielerische Aktionsform in einem virtuellen Labor machen die Anwendung auch für eine junge Zielgruppe interessant, so dass z.B. auch ein Einsatz im Schulunterricht denkbar wäre.