Till Cremer

Koeln 24

interaktive Videoinstallation

Koeln 24 - Standbild aus dem Film

Koeln 24 - Standbild aus dem Film

University / department

Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
Kommunikationsdesign

University URL

» http://www.hbk-bs.de

Project supervisor

Prof. Ulrike Stoltz

Supervisor commentary

Till Cremer studiert an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig Kommunikationsdesign. Bei der eingereichten Arbeit handelt es sich um seine Diplomarbeit.
Er setzt sich in dieser Arbeit "Köln 24" neben den inhaltlichen Aspekten, die ihm selbstverständlich wichtig sind, auch mit der Schnittstelle von analog und digital und den damit verbundenen Möglichkeiten auseinander.
Für seine Arbeit hat er zunächst mit einer super8-Kamera an einem festen Standort einen ganzen Tag im Zeitraffer aufgenommen. Dies wäre zwar auch mit Video prinzipiell möglich, erforderte jedoch einen ungleich höheren Aufwand. Abgesehen von diesen äusseren Einschränkungen waren für Till Cremer aber vor allem ästhetische Gesichtspunkte ausschlaggebend: super8 bietet z.B. eine ganz andere Farbigkeit als Video und hat insgesamt eine malerischere Wirkung. Der malerische Eindruck des Film-Bildes und der ganze Tag im Zeitraffer sind zwei Faktoren, die wesentlich zur poetischen Wirkung der Arbeit beitragen.
Mit dem so entstandenen Film hat Till Cremer nun eine interaktive Installation erarbeitet. In dieser Installation wird der Film von beiden Seiten auf eine durchscheinende Leinwand, die in der Mitte des Raumes angebracht ist, projiziert. Um bei der Umsetzung von analog zu digital das herauszuholen und zu verstärken, was der super8-Film an Bandbreite quasi offeriert, ist ein aufwendiges Arbeiten mit Masken nötig.
Für die Installation wird nun die Video-Version des Films in zwei komplementäre Farbspektren (orange-rot und blau) getrennt, die sich bei synchroner Projektion wieder zu dem vollen RGB-Spektrum ergänzen. Von der einen Seite wird die orange-rote, von der anderen Seite die blaue Version auf die durchscheinende Leinwand projiziert.
Bei einer Projektion in gleicher Geschwindigkeit und auf die gleiche Fläche ist kein Unterschied festzustellen, der Film sieht völlig normal aus. In der Installation hat der Betrachter nun die Möglichkeit, die Abspielgeschwindigkeit des Films durch seine eigene Bewegung zu steuern: Je näher er sich auf die Leinwand zu bewegt, desto langsamer läuft der auf diese Seite projizierte Film ab; je weiter er von der Leinwand weggeht, desto schneller ist der Ablauf auf dieser Seite. Es entstehen irritierende Verschiebungen. Einerseits löst sich der ursprüngliche Tag von seiner ursprünglichen Form; die Illusion, die wir bei einem normalen Film leicht haben könnten, nämlich dass hier etwas Echtes zu sehen ist, löst sich deutlich auf. Es entsteht auch eine Verschiebung von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft: in der einen Farbfassung kann ich schon etwas sehen, was in der anderen Farbfassung erst später kommt; was passiert hier mit der Zeit? Diese Fragestellungen werden in der Installation durch den Einsatz von Ton/Geräuschen noch unterstützt.
Die Installation wird mit elektronischen Mitteln realisiert. Es wäre grundsätzlich auch möglich, diese Installation mit super8, also analog, zu machen, die Steuerung wäre aber extrem kompliziert und vermutlich auch sehr anfällig. Till Cremer verwendet also die beiden verschiedenen Welten des Analogen und Digitalen jeweils in der ihnen gemässen Weise; die jeweiligen Grenzen werden ausgelotet und eröffnen in der Kombination neue Möglichkeiten.



Course abstract

Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine Diplomarbeit. Sie entstand also nicht im Rahmen eines Seminars.

Relation to the research area

Ich bin Professorin für Typografie und Buchgestaltung. Insbesondere beschäftige ich mich mit dem Buch als eigenständigem Medium und den darin liegenden Möglichkeiten. Da ich zahlreiche Parallelen sehe zwischen Film/Video und Buch, kommt es immer wieder vor, dass Studierende bei mir ihr Diplom anmelden, deren Arbeit gerade keine Buchgestaltung ist. Dies ist auch hier der Fall. Die Schnittstelle zwischen analog und digital interessiert mich auch im Rahmen meines Fachgebietes, da unser kulturelles Gedächtnis gerade von der analogen Form - dem Buch - in die digitale Form - das Internet - zumindest erheblich erweitert wird. An dieser Schnittstelle findet immer eine Veränderung sowohl der Wahrnehmung als auch der Inhalte selbst statt.