Till Cremer


Koeln 24

interaktive Videoinstallation


Koeln 24 - Standbild aus dem Film [link 01]

Koeln 24 - Standbild aus dem Film

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

Der Betrachter betritt einen Raum und sieht ein großes, an ein Gemälde anmutendes Bild in der Mitte. Es zeigt einen großen Platz mit vielen Menschen und Verkehr, das Fließen städtischen Treibens, im Hintergrund monumentale Gebäude. Das Bild entsteht durch die gleichzeitige Projektion zweier gleicher Filme mit komplementären Farbspektren. Der Film ist eine Zeitrafferaufnahme eines ganzen Tages. Der Betrachter interagiert mit Farbe, Raum & Zeit. Es ensteht eine neue, mediale Eigenwelt.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Till Cremer, Kommunikationsdesign, HBK Braunschweig

Entstehung

Deutschland, 2001-2002

Eingabe des Beitrags

Till Cremer, 19.06.2002

Kategorie

  • künstlerische Arbeit

Schlagworte

  • Themen:
    • Visual Effects |
    • Wahrnehmung |
    • Mixed Reality |
    • nonlineare Narration |
    • Audio |
    • Animation |
    • Medienkunst |
    • Medientheorie |
    • Interaktivität |
    • Narrative Intelligenz |
    • Artistic Software |
    • Virtuelle Realität |
    • Interface |
    • Fiktion |
    • Konzeptuelle Arbeit |
    • Mensch-Maschine-Interaktion HCI |
    • Abstraktion |
    • Raum |
    • Cognitive Science |
    • Design |
    • Künstliches Leben
  • Formate:
    • Virtuelles Environment |
    • Installation |
    • Projektion |
    • interaktiv |
    • Enviroment |
    • multi-user |
    • Film |
    • Audio |
    • Computeranimation |
    • Video
  • Technik:
    • Macromedia Director |
    • Quicktime |
    • Motion Tracking |
    • Digitales Video |
    • Midi |
    • Infrarot Tracking

Ergänzungen zur Schlagwortliste

  • Raum |
  • analog |
  • Köln |
  • Zeit |
  • Geschwindigkeit |
  • Farbe |
  • digital |
  • Super8

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

"Die Welt ist das, was ich wahrnehme." (Maurice Merleau-Ponty)
"Das Medium ist die Botschaft." (Marshall McLuhan)

"Koeln 24" heißt die interaktive Videoinstallation, die im Rahmen meiner Diplomarbeit mit dem Thema "Wahrnehmung im interaktiven Erfahrungsraum" im FB Kommunikationsdesign an der Hochschule für
Bildende Künste Braunschweig enstanden ist.
Betreuende und prüfende Professoren sind Frau Prof. Ulrike Stoltz und Frau Prof. Regina Henze.

Die Intention
Die Medien unserer Zeit werden immer eindringlicher und direkter in ihrer Kommunikation und ihre Präsenz bestimmt zunehmend unseren Alltag. Die Dimensionen unserer nätürlichen Umwelt und die des Mediums verschmelzen zu einer neuen Art der Perzeption und Apperzeption.
Was bedeutet das für den Menschen, seine Wahrnehmung und seine Vorstellung? Wie verändern sich Raum und Zeit als subjektive Bedingungen jeder Erfahrung?
Ich möchte die Beziehungsstruktur zwischen Wahrnehmung und Medium untersuchen und die Wechselwirkungen zwischen unserem Bewusstsein und dem interaktiven, audiovsiuellen Medium herausarbeiten. Ziel meiner Arbeit über die Wahrnehmung im interaktiven Erfahrungsraum ist, seine Dimension und Wirkungsweise unserer Physis gegenüberzustellen und das Medium als "Botschaft" in Form einer interaktiven Installation dem Betrachter zu vermitteln.
Es geht um einen projezierten Raum, der durch seine interaktive Struktur mit unserer sinnlichen Welt in direkte Beziehung tritt. Die interaktive, audiovisuelle Dimension erweitert unsere Wahrnehmung im Rahmen ihrer dargestellten Form und bildet in unserem Bewusstsein eine Symbiose mit unserer natürlichen Umwelt. Der Betrachter soll intuitiv erfahren, in welchen Dimensionen er sich bewegt.
Der Film
Der Betrachter betritt einen Raum und sieht ein großes, an ein Gemälde anmutendes Bild in seiner Mitte. Es zeigt einen großen Platz mit vielen Menschen und Verkehr, das Fließen städtischen Treibens, im Hintergrund
monumentale Gebäude.
Das Bild ist eine Zeitrafferaufnahme. Es zeigt uns einen ganzen Tag. Die Sonne geht auf und zeigt uns die Silhouette der umgebenden Architektur und läßt uns langsam das vordergründige Schauspiel erahnen. Die Sonne tritt als funkelnder Ball ins Bild und leuchtet wie ein Scheinwerfer den belebten Platz im Vordergrund aus, während die Gebäude im Hintergrund durch das starke Gegenlicht weiterhin nur als Scherenschnitt erkennbar sind. Mit fortschreitendem Tag offenbart sich mehr und mehr die Fülle des Bildes, bis wir die Geamtheit des Bildraumes erfassen können und Gebäude, Menschen und Verkehr deutlich sehen. Durch die Wanderung des Sonnenlichtes verändert sich stetig die Gestalt des Motivs, bis die Sonne schließlich untergeht und all ihre Farben, Lichter und Schatten mit ihr gehen.
Es ist Nacht. Die elektrischen Lichter von Lampen, Leuchtreklamen und Autos sind die einzigen Anhaltspunkte in der absoluten Dunkelheit. Sie bilden ein recht abtraktes Schauspiel und zeigen uns den dargestellten Raum nochmal auf eine ganz eigene Weise
Die Installation
Der Betrachter beobachtet den Tag, kann kontemplativ erfahren und beobachten, wie sich dieser dargestellte Tag in seinem Verlauf verändert. Der Betrachter kann das Bild von allen Seiten sehen, da die transparente Projektion sich in der Mitte des Raumes befindet. Er kann um das Bild herumlaufen, sich entfernen oder nah herangehen. Durch die Veränderung seiner Position im Raum, durch seine Bewegung verändert sich die Darstellung des Motivs. Es scheint als würde sich die Zeit auflösen, die Farben verändern sich und das dargestellte Motiv erscheint ungewohnt surreal. Nähert sich der Betrachter der Leinwand, so hat er das Gefühl in das Geschehen einzutauchen, er hört Geräusche, als würde er einen Moment greifen. Er kann einzelne Szenen des Tages beobachten, aber auch den ganzen Tag als ein durch die Sonne bestimmtes Szenario erfahren, in welchem der Mensch seinen künstlichen "Mikrokomsos" geschaffen hat. Entfernt er sich von der Leinwand, so wird das Geschehen flüchtiger und er sieht mehr dem Sonnenzyklus nach.
Durch die Interaktion des Betrachters wird der audiovisuell transportierte Tag in gewisser weise verfügbar, verliert jedoch seine ursprüngliche, natürliche Form und wird zu einer neuen interaktiven, audiovisuellen Erfahrung. Es ensteht eine Art Zwischenwelt, eine mediale Eigenwelt, in der der natürliche, lebensbestimmende Sonnenzyklusseine lineare Struktur verliert und sich das Motiv in einer neuen, einzigartigen Farbigkeit zeigt.
Der Ton ist eine Kollage von Athmogeräuschen, welche sich in unterschiedlichen Geschwindigkeiten überlagern. Durch die Veränderung der Abspielgeschwindigkeit der Filme treten auch durch den Ton immer andere, assoziative Momente des Geschehens hervor. Inbesondere wenn der Betrachter sich Nahe der Leinwand befindet und der Film langsam läuft, werden zusätzlich Geräusche abgerufen, welche den dargestellten Moment atmosphärisch vedichten.
Die Technik
Das Bild entsteht durch zwei Projektionen, die sich auf der transparenten Leinwand in der Raummmitte mischen. Beide Projektionen zeigen den gleichen Film, die Zeitrafferaufnahme von 24 Stunden des Kölner Bahnhofvorplatzes. Einen Tag zusammengefasst in etwa 15 Minuten Film, ein Motiv, dessen Gestalt durch den Zyklus der Sonne bestimmt ist.
Die Projektion ist reines Licht, welches sein Farbspektrum aus Rot, Grün und Blau (RGB) bildet. Dem einen Film fehlt jedes Blau (RG), dem anderen jedes Rot (GB) in seinem Farbspektrum. Auf der Leinwand ergänzen sich beide Projektionen wieder zu einem vollen Farbspektrum (RGB) und laufen die Filme synchron, so sieht man wieder den ursprünglichen Film in seinen echten Farbe.
Der oder die Betrachter interagieren durch ihre Bewegung im physischen Raum jeweils auf einer Seite der Projektionsfläche und verändern die Geschwindigkeit eines der projezierten Filme. Dadurch laufen die Filme asynchron und es entsteht eine Farbverschiebung in der Projektion. Die Interaktion der Betrachter löst die uns vertraute Form und abtrahiert die dargestellte Wirklichkeit, deren fragmentarischer Schein von unwiederbringlichen, flüchtigen Momenten ist. Es entseht eine mediale Eigenwelt.
Die Filme laufen digital von einem Macintosh Computer, der den Anschluß zweier Databeamer erlaubt, die jeweils eine Seite der transparenten Leinwand beleuchten. Die Infrarot-Sensoren, die die Schnittstelle für die Interaktion der Betrachter bilden, werden über ein Interface an den Computer angeschlossen und in Macromedia Director, hier werden auch die beiden Filme gesteuert, ausgewertet.
Die Zeitrafferaufnahme ist zuerst mit einer Super8-Kamera aufgenommen worden, später über eine DV-Kamera digitalisiert und speziell am Computer nachbearbeitet worden, um möglichst ein malerisches Motiv zu entwickeln.

Till Cremer
www.laboratoriumforart.de
t.cremer@laboratoriumforart.de





















Technik

Technische Beschreibung

Die Technik
Das Bild entsteht durch zwei Projektionen, die sich auf der transparenten Leinwand in der Raummmitte mischen. Beide Projektionen zeigen den gleichen Film, die Zeitrafferaufnahme von 24 Stunden des Kölner Bahnhofvorplatzes. Einen Tag zusammengefasst in etwa 15 Minuten Film, ein Motiv, dessen Gestalt durch den Zyklus der Sonne bestimmt ist.
Die Projektion ist reines Licht, welches sein Farbspektrum aus Rot, Grün und Blau (RGB) bildet. Dem einen Film fehlt jedes Blau (RG), dem anderen jedes Rot (GB) in seinem Farbspektrum. Auf der Leinwand ergänzen sich beide Projektionen wieder zu einem vollen Farbspektrum (RGB) und laufen die Filme synchron, so sieht man wieder den ursprünglichen Film in seinen echten Farbe.
Der oder die Betrachter interagieren durch ihre Bewegung im physischen Raum jeweils auf einer Seite der Projektionsfläche und verändern die Geschwindigkeit eines der projezierten Filme. Dadurch laufen die Filme asynchron und es entsteht eine Farbverschiebung in der Projektion. Die Interaktion der Betrachter löst die uns vertraute Form und abstrahiert die dargestellte Wirklichkeit, deren fragmentarischer Schein von unwiederbringlichen, flüchtigen Momenten ist. Es entseht eine mediale Eigenwelt.
Die Filme laufen digital von einem Macintosh Computer, der den Anschluß zweier Databeamer erlaubt, die jeweils eine Seite der transparenten Leinwand beleuchten. Die Infrarot-Sensoren, die die Schnittstelle für die Interaktion der Betrachter bilden, werden über ein Interface an den
Computer angeschlossen und in Macromedia Director, hier werden auch die beiden Filme gesteuert, ausgewertet.
Die Zeitrafferaufnahme ist zuerst mit einer Super8-Kamera aufgenommen worden, später über eine DV-Kamera mit unterschiedlichen Belichtungen digitalisiert und speziell mit Alphamasken am Computer nachbearbeitet worden, um möglichst ein malerisches Motiv zu entwickeln.

Hardware / Software

Macromedia Director 6
QuickTime
Apple Mac G4
2 HD
Serial Interface Service III
8 IR-Sensoren

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
Kommunikationsdesign

URL der Hochschule

» http://www.hbk-bs.de [link 02]

Betreuer des Projekts

Prof. Ulrike Stoltz

Kommentar des Betreuers

Till Cremer studiert an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig Kommunikationsdesign. Bei der eingereichten Arbeit handelt es sich um seine Diplomarbeit.
Er setzt sich in dieser Arbeit "Köln 24" neben den inhaltlichen Aspekten, die ihm selbstverständlich wichtig sind, auch mit der Schnittstelle von analog und digital und den damit verbundenen Möglichkeiten auseinander.
Für seine Arbeit hat er zunächst mit einer super8-Kamera an einem festen Standort einen ganzen Tag im Zeitraffer aufgenommen. Dies wäre zwar auch mit Video prinzipiell möglich, erforderte jedoch einen ungleich höheren Aufwand. Abgesehen von diesen äusseren Einschränkungen waren für Till Cremer aber vor allem ästhetische Gesichtspunkte ausschlaggebend: super8 bietet z.B. eine ganz andere Farbigkeit als Video und hat insgesamt eine malerischere Wirkung. Der malerische Eindruck des Film-Bildes und der ganze Tag im Zeitraffer sind zwei Faktoren, die wesentlich zur poetischen Wirkung der Arbeit beitragen.
Mit dem so entstandenen Film hat Till Cremer nun eine interaktive Installation erarbeitet. In dieser Installation wird der Film von beiden Seiten auf eine durchscheinende Leinwand, die in der Mitte des Raumes angebracht ist, projiziert. Um bei der Umsetzung von analog zu digital das herauszuholen und zu verstärken, was der super8-Film an Bandbreite quasi offeriert, ist ein aufwendiges Arbeiten mit Masken nötig.
Für die Installation wird nun die Video-Version des Films in zwei komplementäre Farbspektren (orange-rot und blau) getrennt, die sich bei synchroner Projektion wieder zu dem vollen RGB-Spektrum ergänzen. Von der einen Seite wird die orange-rote, von der anderen Seite die blaue Version auf die durchscheinende Leinwand projiziert.
Bei einer Projektion in gleicher Geschwindigkeit und auf die gleiche Fläche ist kein Unterschied festzustellen, der Film sieht völlig normal aus. In der Installation hat der Betrachter nun die Möglichkeit, die Abspielgeschwindigkeit des Films durch seine eigene Bewegung zu steuern: Je näher er sich auf die Leinwand zu bewegt, desto langsamer läuft der auf diese Seite projizierte Film ab; je weiter er von der Leinwand weggeht, desto schneller ist der Ablauf auf dieser Seite. Es entstehen irritierende Verschiebungen. Einerseits löst sich der ursprüngliche Tag von seiner ursprünglichen Form; die Illusion, die wir bei einem normalen Film leicht haben könnten, nämlich dass hier etwas Echtes zu sehen ist, löst sich deutlich auf. Es entsteht auch eine Verschiebung von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft: in der einen Farbfassung kann ich schon etwas sehen, was in der anderen Farbfassung erst später kommt; was passiert hier mit der Zeit? Diese Fragestellungen werden in der Installation durch den Einsatz von Ton/Geräuschen noch unterstützt.
Die Installation wird mit elektronischen Mitteln realisiert. Es wäre grundsätzlich auch möglich, diese Installation mit super8, also analog, zu machen, die Steuerung wäre aber extrem kompliziert und vermutlich auch sehr anfällig. Till Cremer verwendet also die beiden verschiedenen Welten des Analogen und Digitalen jeweils in der ihnen gemässen Weise; die jeweiligen Grenzen werden ausgelotet und eröffnen in der Kombination neue Möglichkeiten.



Seminar / Kurzbeschreibung

Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine Diplomarbeit. Sie entstand also nicht im Rahmen eines Seminars.

Zuordnung Forschungsbereich

Ich bin Professorin für Typografie und Buchgestaltung. Insbesondere beschäftige ich mich mit dem Buch als eigenständigem Medium und den darin liegenden Möglichkeiten. Da ich zahlreiche Parallelen sehe zwischen Film/Video und Buch, kommt es immer wieder vor, dass Studierende bei mir ihr Diplom anmelden, deren Arbeit gerade keine Buchgestaltung ist. Dies ist auch hier der Fall. Die Schnittstelle zwischen analog und digital interessiert mich auch im Rahmen meines Fachgebietes, da unser kulturelles Gedächtnis gerade von der analogen Form - dem Buch - in die digitale Form - das Internet - zumindest erheblich erweitert wird. An dieser Schnittstelle findet immer eine Veränderung sowohl der Wahrnehmung als auch der Inhalte selbst statt.

  • › digital sparks 2002 [link 03]

» http://www.laborator…orart.de/Koeln24.html [link 04]

  • › Koeln24 - Beschreibung als PDF [PDF | 1 MB ] [link 05]
  • › Koeln 24 - Ausschnitt einer Farbverschiebung [812 KB ] [link 06]
  • › Koeln 24 - Installationsskizze [37 KB ] [link 07]
  • › Koeln 24 - Installationsskizze [37 KB ] [link 08]