Daniel Dendra


SOUNDCHECK

Klangkarten Informationsmedien und Planungshilfen


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Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

Das Thema von "SOUNDCHECK" ist die spielerische Bewußtmachung und Nutzung des Informationspotentials akustischer Wahrnehmungen und Phänomenen. Erarbeitet wurden 2 Klangkarten für jeweils verschiedene Benutzergruppen: Die Düsseldorfer Kartographie richtet sich als Informationsmedium an die breite Öffentlichkeit, die Karte der Stadt Rheinfelden soll das Planungswerkzeug von Architekten, Städtebauern erweitern.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Daniel Dendra

MitarbeiterInnen

  • Christian Schönthaler

Entstehung

Deutschland, 2001

Eingabe des Beitrags

Daniel Dendra, 30.06.2001

Schlagworte

  • Themen:
    • Wahrnehmung
  • Formate:
    • Internet |
    • Audio
  • Technik:
    • Flash

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

"Klavierstück für David Tudor Nr.2: Öffne den Tastendeckel, ohne bei dieser Tätigkeit ein Geräusch zu machen, das du hören kannst. Versuche es, so oft du willst. Das Stück ist entweder zu Ende, wenn dir dies gelingt, oder du beschließt aufzuhören. Erklärungen an das Publikum sind nicht notwendig. Tu einfach, was du zu tun hast, und wenn das Stück vorbei ist, deute dies auf die übliche Weise an. La Monte Young Oktober 1960" Bei der Untersuchung gestalteter Räume (seien sie innen, außen oder virtuell) stellt man fest, dass das Hauptaugenmerk der am Gestaltungsprozess beteiligten Personen sich auf das rein visuelle Raumempfinden beschränkt. Diese sinnliche Abstumpfung lässt sich nicht nur in der Architektur feststellen, sondern in fast allen Bereichen unserer heutigen Gesellschaft. Der Verlust an Sinnlichkeit bringt jedoch auch einen Verlust an Lebensqualität mit sich. So wird z.B. im schlimmsten Fall ein Konzertsaal nach rein optischen Gesichtspunkten geplant und erst im fortgeschrittenen Stadium der Planung ein Akustiker zur Hilfe geholt, der mit Hilfe von Einbauten und Anhängseln versucht, den Klang des Raumes in den Griff zu bekommen. Dabei kann gerade die frühzeitige Betrachtung aller Sinne zu spannenden Ergebnissen und Bereicherungen führen. Ein Beispiel für solch ein generalistisches Herangehen ist z.B. der Vortragssaals in der im Krieg zerstörten Bibliothek von Viipuri (Russland) von Alvar Aalto: Akustische Überlegungen zur Ausgestaltung der Decke führten zu einer optisch spannenden Form. Das Bemühen, Zweck und Form in Einklang zu bringen, ist in vielen Bauwerken von Alvar Aalto spürbar. Natürlich gibt es auch einige zeitgensssische Beispiele für sinnliche Architektur: Entgegen dem Expo2000-Trend zur Schaffung von Pavillons, die leere Hüllen für unzählige Bild- und Klangberieselung darstellten, versuchte Peter Zumthor, mit seinem ´Klangkörper Schweiz´ ein Gesamtkunstwerk zu schaffen. Hier wurden alle Sinne angesprochen ? von der warmen Haptik des Holzes, dem metallischen Klang der Trompeten und dem süßen Duft der heißen Schoki. Derartige generalistische Ansätze erfordern jedoch ein vorhandenes Bewusstsein für Sinneswahrnehmungen jeder Art. Die angefertigten Klangkarten sollen in diesem Bereich versuchen spielerisch ein Bewusstsein für akustische Phänomene zu wecken. Die Wichtigkeit der Akustik ist von der Industrie bereits seit Jahren erkannt worden. Hier werden gezielt klangliche Erkennungszeichen in Werbespots eingefügt oder der Klang von Autotüren, Motoren und sogar Kartoffelchips bewußt designed. Mit der Klangkarte versuche ich also, das Bewusstsein der Leute für die Klänge des Alltags zu schärfen. Sie soll die Menschen animieren, sich akustisch mit der Umwelt auseinander zu setzen - Ihre Stadt mit anderen 'Augen' kennen zu lernen. Es soll eine Aufforderung sein, das nächste Mal mit offenen Ohren durch die Stadt zu gehen. Eventuell in der Klangkarte gehörte Orte persönlich aufzusuchen und bewusst vor Ort zu hören. Probleme zu erkennen - Schönheit zu entdecken. Das Internet erscheint als optimale Vervielfältigungsplattform für multimediale Anwendungen. Bis jetzt wird dieses Medium jedoch vorwiegend visuell genutzt, sieht man von den beliebten Musiktauschbörsen einmal ab. Entwicklungsmöglichkeiten: Die zwei von mir erarbeiteten Klangkartenversionen arbeiten mit konservierten Klängen, die zu bestimmten Zeiten aufgenommen wurden. Als weitere Entwicklung wäre es wünschenswert, wenn derartige Klangkarten mit Live-Klängen versorgt würden. In Analogie zu den bereits bestehenden Webcams könnten an spezifischen Orten Webmikros aufgestellt werden. Durch eine flächendeckende Versorgung mit Live-Mikrophonen ist der Benutzer in der Lage verschiedene Orte im Präsenz zu vergleichen. Im Gegensatz zu einer Webcam, die immer nur einen beschränkten, fokussierten Ausschnitt der Wirklichkeit übermittelt, liegt der Vorteil eines Webmikros in der weiträumigen Erfassung der Umwelt. Mit den Klängen aus den Webmikros könnte man eine Art Datenbank betreiben, welche die aufgenommenen Lautsphären für die Zukunft dokumentiert. Das Kompressionsverfahren der Klangkartographie bietet eine Möglichkeit, um die Vielzahl der Klänge überschaubar zu halten und trotzdem einen repräsentativen Eindruck des Ortes festzuhalten. Gefahren: Natürlich würde eine Live-Einspielung der Klänge durch Webmikros auch eine Art Voyeurismus der Benutzer befriedigen. Die Gefahr eines Missbrauchs bzw. einer Einschränkung der Privatsphäre kann man jedoch als gering einschätzen, da bei den übermittelten Klängen eine eindeutige persönliche Zuordnung (z.B. Gespräche) nicht ohne weiteres möglich ist. Die potentielle Gefahr von Webcams ist höher einzustufen. Keinesfalls aber wäre eine naheliegende Verknüpfung der beiden Systeme zu empfehlen. Die Klangkarte liegt in zwei verschiedenen Versionen vor, welche sich nicht nur den untersuchten Ort, sondern auch durch die angesprochene Zielgruppe unterscheiden: Klangkarte Düsseldorf Im Gegensatz zur Kartographie Rheinfelden ist das Projekt Düsseldorf ein Beispiel für eine Klangkarte, die für eine breite Öffentlichkeit von Interesse sein kann. Sowohl Bürger der Stadt als auch Touristen, Wohnungssuchende etc. könnten diese Klangkarte für ihre jeweiligen Interessen nutzen. Im Widerspruch zur anfänglich geäußerten Angst der Einschränkung der persönlichen Freiheit fällt hier jedoch auch eine positive Eigenschaft der Klangkarte auf: Das Lautereignis vor dem Landtagsgebäude NRW (siehe Abbildung) dokumentiert eine Studentendemonstration gegen die Bildungspolitik der rot-grünen Regierung. In diesem Fall unterstützt die Klangkarte sogar die öffentliche Meinungsbildung. Ähnlich dem Speakers-Corner in London könnte man sich z.B. auch vorstellen, dass sich ein bestimmtes Webmikro zu einem solchen öffentlichen Klangkarte Rheinfelden Die Klangkarte Rheinfelden soll ein Beispiel für den speziellen und professionellen Einsatz dieses Mediums, hier stellvertretend für den Entwurfsprozess von Architekten, Landschafts- und Städteplanern sein. Sie wurde im Rahmen eines städtebaulichen Entwurfs entwickelt und soll als Hilfsmittel bei der Ortsanalyse dienen. In dem einwöchigen Workshop in Basel haben wir an drei Tagen das Planungsareal besucht und versucht, uns dem Ort zu nähern. Im Laufe der weiteren Analyse der Gegebenheiten und Ausarbeitung der Ideen am Schreibtisch, werfen sich immer neue, den Ort betreffende Fragestellungen auf. Wenn man dann nicht ohne weiteres den Ort des Geschehens besuchen kann, um eine Antwort zu finden, muss man sich auf sein gesammeltes Potpourri aus Skizzen, Fotos, Plänen, Luftbildern, Texten etc. verlassen, um eventuell eine Antwort zu finden. Das Problem hierbei ist, dass diese Quellen meist nur der rein visuellen Wahrnehmung genügen. Man kann sich ein Bild von der Problemstellung machen, an Schwarzplänen ist es möglich, sich die Räume nochmals vor Augen zu führen, mit Hilfe von Texten kann man sich ein wenig die Atmosphäre vor Ort ins Gedächtnis zurückrufen ? doch alle anderen Sinne bleiben meist außen vor. Hier könnte die Klangkarte helfen, das Spektrum der Informationen um eine weitere Sinnesebene zu erweitern. Man ruft Eindrücke erneut wach oder ist im besten Fall in der Lage die Fragestellung zu beantworten. Da nachweislich die akustische Information unser Gedächtnis tiefsinniger anspricht als die optische Information, sind wir in der Lage, mit Hilfe von Geräuschen und Tönen auch Informationen anderer Sinne wieder ins Bewusstsein zurück zu holen. Das heißt, dass man mit Hilfe der Akustik auch in der Lage ist, sich Erlebnisse oder Gegebenheiten anderer Sinne zu vergegenwärtigen. Man spürt wieder den harten Wind auf der Haut, der an diesem Ort vorherrschte oder man riecht den speziellen Duft der örtlichen Vegetation. INFORMATION: DER TEXT LIEGT EBENFALLS ALS PDF-DOKUMENT VOR. DAS PDF-DOKUMENT SOLL DIE VERKNÜPFUNG VON TEXT UND ABBILDUNGEN VERDEUTLICHEN.

Technik

Technische Beschreibung

Aufnahme der Klangsphären: Die Klangsphären wurden mit einem Originalkopfmikrophon und einem handelsüblichen Minidisk-Recorder aufgenommen. Das Originalkopfmikrophon wird wie ein mobiler Kopfhörer in den Ohren getragen, dadurch werden die beiden Stereokanäle mit der selben Laufdifferenz aufgenommen wie es das menschliche Ohr wahrnimmt. Die spätere Wiedergabe der Klänge sollte daher möglichst mit einem Stereo-System durchgeführt werden. Einen sehr naturnahen Effekt erhält man bei der Wiedergabe mit Stereokopfhörern. Die Klangdateien wurden bei der späteren Bearbeitung am Computer mit Hilfe des MP3-Verfahrens komprimiert. Für die CD-Version der Klangkarten wurde dabei ein Kompressionsverfahren von 128 kb/s(stereo),für die Netzversionen 80 kb/s (stereo), bzw. 20 kb/s (mono) gewählt. übertragung der Klänge: Für die übertragung der Klänge wurden die entsprechenden Dateien als Streaming-Sound programmiert. D.h. es wird nur jeweils ein kleiner Teil der Datei geladen und abgespielt, während dieser Teil gehört wird, wird ein weiterer Teil im Hintergrund geladen. Folglich kommt es, im besten Fall, nur am Anfang der Datei zu einer kleinen Verzsgerung. Mit zunehmender Effizienz der Programmierungsroutinen und Steigerung der übertragungsgeschwindigkeiten im Internet kann die Qualität der Klänge verbessert werden.

Hardware / Software

Eingesetztes Equipment: Spezielle Hardware Portabler MD-Recorder Sony MZ-R70 (dieser Recorder wurde nur für die Voruntersuchungen benutzt. Die analoge Aufnahmequalität dieses Recorders ist jedoch sehr schlecht. Er wurde für die Aufnahmen in der Ideenfindungsphase eingesetzt. Da einige aufgenommene Ereignisse jedoch einmalig waren, befinden sich in der Klangkarte Düsseldorf 2 Aufnahmen mit der schlechten KlangqualitSt.) Portabler MD Sony MZ-R900 portabler MD Recorder Sharp MT 90 stationSrer MD-Player Sony MDS-JE530 Originalkopfmikrophone Soundman OKM II (Leihgabe der Firma Soundmedia, Oldenburg) Kunstkopf der Firma Soundmedia (Leihgabe der Firma Soundmedia, Oldenburg) Soundkarte Terratec EWX 24/96 (Leihgabe der Firma Terratec, Nettetal) Aktivlautsprechersystem Videologic Scirocco (Leihgabe der Firma Videologic, Dreieich) Spezielle Software Macromedia Flash Steinberg Wavelab Kartendaten (Rechte + Herkunft) Für die Klangkarten wurden folgende Karten zugrunde gelegt: Düsseldorf digitale Ortho-Bilder; Rechte: Landesvermessungsamt NRW Es wurde eine Hochschullizenz durch die Fachbibliothek der FH-Düsseldorf erworben. Damit ist das nicht kommerzielle Publizieren der Daten auch im Internet unter Nennung der Herkunft möglich. Rheinfelden digitale Katasterpläne der Stadt Rheinfelden; touristischer Stadtplan; Rechte ungeklärt.

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Fachhochschule Düsseldorf
Fachbereich Architektur

Betreuer des Projekts

Prof. Eva-Maria Joeressen
Fachbereich Architektur

» http://www.fh-duesseldorf.de/ [link 02]

Kommentar des Betreuers

Die Arbeit "Soundcheck" von Daniel Dendra behandelt auf sehr unprätentiöse Weise ein komplexes umweltpolitisches und architektonisches Thema . Die Benutzerin, der Benutzer der Soundkarten nähert sich zunächst eher spielerisch den örtlich-akustischen Situationen in zwei Städten. Suksessive wird dabei aber realisiert und deutlich, daß akustische Tatsachen in Städten nicht nur sehr vielfältig und von hohem auditivem Informationswert sind, sondern daß Bild - Vorstellung - Erinnerung und eben Akustik - Ton - Klang durchaus in einem widersprüchlichen Verhältnis stehen können (z.B. wird das kartografisch/fotografische Idyll des Hofgartens als durch Verkehrslärm verunstaltet entlarvt). Der Wert der Karten besteht also einerseits in hohem Maße darin, daß sie im Schlechten wie natürlich auch im Guten unser Bild von Wirklichkeit vervollständigen helfen. Außerdem regen sie aber auch zu genauerem Hinhören an und können - ganz pragmatisch und doch hoch sinnfällig - der Arbeit von Stadtplanern und Architekten entscheidende Informationen vermitteln.

Seminar / Kurzbeschreibung

Das Soundcheck-Projekt von Daniel Dendra entstand im WS 2000/01 im Rahmen des Seminars "Bodycheck - Bauen für die Sinne - Leibvergessenheit?". Die Fragestellungen im Seminar lauteten u.a.: Wie viele Aspekte unseres Körpers, unserer Sinne, benötigen wir zum Erleben von Architekturen bzw. werden von Architekturen angeregt. Welcher unserer Sinne sind wir uns mehr oder eben auch weniger bewußt?

Zuordnung Forschungsbereich

Zuordnung zum Forschungsbereich: Lehrgebiet Gestaltungslehre URL des Forschungsbereich: http://www.fh-duesseldorf.de/DOCS/FB/ARCHITK/LEHR/JOERESSEN/lehre.html

  • › digital sparks 2001 [link 03]

» http://www.fh-duesseldorf.de/klangkarte [link 04]

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  • › Rechte an Abbildung nicht bekannt. Gescannt aus Buch. [6 KB ] [link 08]
  • › Rechte an Abbildung nicht bekannt. Webcam url. siehe pdf-Dokument [JPEG | 10 KB ] [link 09]
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  • › PDF-Dokument zur ausführlichen Projektbeschreibung. [PDF | 2 KB ] [link 12]
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