Boris Bandy


Handliche Welt

Eine qualitative Produktanalyse am Beispiel von Mobiltelefonen.


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Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

Handys haben ein Eigenleben. Dem Diplom-Projekt "Handliche Welt" liegt diese Annahme zu Grunde. Von Produktfamilien ausgehend wird angenommen, dass Mobiltelefone Familien angehören. Das Leben der Handtelefone rückt in den Mittelpunkt der qualitativen Produktanalyse von Handys. Wenn Taschentelefone leben, dann haben sie eine Biografie. Die Produktbiografie ist als Entwurf eines Denkmodells zu verstehen, dass die Beziehungen von Produkten untereinander und zu Menschen fokussiert. Wir Menschen heißen menschliche Wesen und adoptieren Mobiltelefone, deren leibliche Eltern die Hersteller und die Netzanbieter sind. Zu dem erzeugenden Vater Nokia gehört die väterliche Familie Nokia, während die Mutter TD 1 das Erziehungsprogramm in Form der Telefonkonditionen aufstellt. Die menschlichen Wesen konfrontieren die Handys mit ihren Vorstellungen, diese wird als Erziehung seitens der Adoptiveltern gedeutet, die mit dem Erziehungsprogramm der leiblichen Mutter kollidieren kann.

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Fachhochschule Köln
Institut für Medientechnik

Betreuer des Projekts

Prof. Peter Stephan
Institut für Medientechnik

» http://www.ds.fh-koeln.de/ [link 02]

Kommentar des Betreuers

Das Projekt "Handliche Welt" bietet eine neuen, designspezifischen Zugang zur Analyse medialer Produktwelten und entwickelt daraus Grundlagen für die Gestaltung zukünftiger Kommunikationsmittel. Während sich die bisher verbreiteten produktsprachlichen Ansätze allein auf die materiellen Anmutungsfunktionen von Geräten bezogen, eröffnet Bandy eine neue Perspektive, indem er die Geräte selbst als aktive Erzeuger von Kommunikationen beschreibt. Handys werden als lebende Wesen beschrieben, die sich in ihrem biografischen Zyklus verschiedene Träger aneignen. Eine Vielzahl von Belegen wie Handyzubehör (analog zu Kinderausstattungen) bis zu Handyfriedhöfen illustriert diese These. Eine solche, kulturell begründete Perspektive stellt neue Möglichkeiten für die Gestaltung zukünftiger Kommunikationswelten dar. Sie ist erweiterbar auf die Fragen von Subjektivität, Vertrauensbildung und sozialer Organisation in virtuellen Welten. Ich befürworte daher, daß diese Projekt auf Ihrer Veranstaltung präsentiert wird und sage eine entsprechende Unterstützung durch meine Hochschule zu.

Seminar / Kurzbeschreibung

Formales Das Projekt entstand im Zusammenhang mit meinem Seminar "Mobile Connectivity" (http://mg.khm.de/mobile/) im SS 2001 an der Kunsthochschule für Medien Köln. Zugleich war es eine Kooperation mit der Fachhochschule Köln, Fachbereich Design (Frau Prof. Dr. Brandes), wo es als Diplomarbeit mit "sehr gut" bewertet wurde.

Zuordnung Forschungsbereich

1) die umkehrung der perspektive auf die dinge. hier beziehe ich mich auf die untersuchungen des psychologen friedrich w. heubach, der in seinem buch: "das bedingte leben" aus psychologischer sicht die wirkungen der dinglichen umwelt auf die menschliche psyche fokussiert hat. der perspektivwechsel zielt auf die modellhafte verlebendigung von produkten ab, um ihre verbindungen zu menschlichen wesen und anderen produkten zu untersuchen. beispielhaft wird die produktfamilie der mobiltelefone analysiert. der gelaeufige ausdruck produktfamilie, sowie die expression produktleben verweisen auf umgangssprachlich bereits gebraechliche analogien zwischen menschenleben und produktleben. 2) anhaltspunkt der qualitativen produktanalyse ist das biografische modell, dass sich entlag eines chronologischen verlaufs orientiert und zwischen anfangspunkt (geburt) und endpunkt (tod) eine lebensgeschichtliche erzaehlung entwirft. als designer und im einklang mit erkenntnissen aus der biografieforschung, in denen die konstruktion einer biografie als bewusster entwurfsprozess verstanden wird, dient die biografie als denkmodell. dieses ist als ein den entwurfsprozess begleitendes konstrukt zu verstehen, dass nicht als statisches modell, sondern als ein variables design der produktanalyse zu grunde liegt. lebensaeusserungen des produktes mobiltelefon sind in dem denkmodell bilder von handys, zeitungsartikel von taschentelefonen, menschliche erzaehlungen, explorative interviews und andere qualitative aeusserungen von handtelefonen. grundlage und transfer die produktanalyse liegt als textdokumentation vor. das eingereichte projekt handliche welt ist als transformation einiger ergebnisse auf eine konkrete handy-kommunikationssituation am beispiel des fachbereich design der fachhochschule koeln zu verstehen. die kommunikationsbedingen der mobiltelefone richten sich demnach nicht nur nach den erfordernissen der besitzenden menschlichen wesen, sondern wesentlich nach den als familienbeziehungen interpretierten herstellern, netzbetreibern und anbietern von kommunikationsservices. diese verleihen den handys ihre identifizierenden merkmale im kontrast zu den flexibleren kommunikationserfordernissen der sie benutzenden Menschen.

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