Christian Pollak

medusa*

Ein kulturtechnisches Werkzeug für den Zugang zu kollektivem Wissen

Nominee of the digital sparks award 2001

Content Description

Das Erschliessen und Verwalten von Information in der Virtualität etabliert sich als fester Bestandteil unseres Alltages. Die Kategorisierung und Prüfung von Information im Internet ist für Suchdienste und den Einzelnen nicht bewältigbar. "medusa*" ist eine experimentelle Community-Plattform, bei der jeder Nutzer die Erfahrungen mit seinen Informationsquellen der Community zu Verfügung stellt. Die Basis dafür bilden persönliche Linksammlungen. Durch diesen Wissensaustausch profitieren alle Beteiligten. Es entsteht ein Kategorisierungssystem, das sich selbst organisiert und das sich den gesellschaftlichen Entwicklungen anpasst. Das Interface zeigt die Struktur des Internets auf, die von der Community definiert wird. Neben der Kategoriesierung nach persönlichen Bedürftnissen entsteht durch die räumliche Navigation interdisziplinäres Orientierungswissen. "medusa*" soll als Beitrag zum Entwurf einer neuen Kulturtechnik gesehen werden, der die kommunikativen Möglichkeiten des Mediums Internet erhöht, um dem Einzelnen den Umgang mit den in Zukunft zu bewältigenden Aufgaben zu erleichtern. Die Gestaltung dieser neuen Kulturtechnik bewegt sich weg von statischen, hin zu dynamisch-interaktiven Landschaften, die die komplexen Informationsgefüge und Aktivitäten des abstrakten Raumes Internet in einen für den Menschen bekannten und fassbaren Code zurückübersetzt. Selbstorganierendes System: Das "medusa*-Netzwerk" ist eine offene Struktur, die keine Komplexitätsbegrenzung besitzt. Kultivierung des Systems: Die Kategorien passen sich durch die Erweiterung und Verfeinerung durch die User an das sich ständig ändernden, wachsenden Informationsgefüge an. Kategorien und Projekte: Der Nutzer kann Projekte definieren, in die er Links aus der gleichen Kategorie mit anderen relevanten Links aus seiner Sicht kombiniert. Jedem Nutzer kann entscheiden, welche Kategorien und Projekte er mit der Community teilt. Er kann die eigenen Wissensbereiche jederzeit "entrümpeln", aus dem System entnehmen und backupen oder löschen. Interdisziplinarität, Wissensaustausch: Jeder Internetnutzer leistet in seinem Kontext eine redaktionelle Arbeit. Das Resultat sind viele personalisierte Linksammlungen. Interdisziplinäre Verbindungen werden sichtbar, wenn der gleiche Link in mehreren Kategorien unter unterschiedlichen Kontexten vorkommt. Visuelles Konzept: Häufig besteht das Problem, große Datenmengen auf begrenzter Fläche darzustellen. Datenbankausgaben, Organisationsdiagramme, Texte oder Landkarten sind im Allgemeinen zu groß, um sie als Ganzes auf einem Bildschirm zu zeigen. Daten Kompression: Mit der Fisheye View kann eine große offene Datenstruktur dargestellt werden. Dazu wird jedes Element der Struktur unter einem Betrachtungswinkel von 180? (Mensch 30?) dargestellt. Parallelübersicht: Um Information zu recherchieren und die eigenen Tätigkeitsfelder im System gleichzeitig zu organisieren, können je nach Interesse verschiedene Wege und Themenbereiche im Fokus behalten werden. Visualisierung: Die Diplomarbeit "medusa*" ist es einen Beitrag am Entwurf einer neuen Kulturtechnik, die die kommunikativen Möglichkeiten des Mediums erhöht, um dem Einzelnen den Umgang mit den in Zukunft zu bewältigenden Aufgaben bei der Organisation seiner Informationsresourcen zu erleichtern. Es soll ein Bild vermittelt werden, das der globalen Struktur des Internet eine Richtung und Ausdehnung gibt, um eine räumliche Orientierung für einen abstrakten Raum zu schaffen, der den Nutzern das Gefühl des Bekannten und die Möglichkeit gibt, sein Orientierungswissen strukturell zu definieren. Dem schnellen hindurch Browsen von Sites auf der Suche nach relevanter Information soll entgegengewirkt werden. Dieses Verhalten ist endogen steuerbar, aber der Effekt ist, dass es zu einer Art schizoidem Denken kommt, mit dem nichts mehr verbunden ist und dass es zum Informationsstress oder dem Gefühl "Lost in Hyperspace" kommt. "medusa*" bietet Entscheidungshilfen, wie der Rat einer Person des Vertrauens. Im Gegensatz zur Informationsvisualisierung in hochauflösenden Printmedien auf unbegrenzter Fläche bietet die Visualisierung für den Bildschirm auf der einen Seite die Herausforderung einer kleineren Fläche mit geringerer Auflösung und auf der anderen Seite völlig neue Parameter der Visualisierung. Um einen Überblick über Daten zu bekommen, müssen Methoden des Abstrahierens und der Kompression angewendet werden. Die Möglichkeiten von dynamischen, interaktiven, skalierbaren und filtrierbaren Darstellungen sind für das Arbeiten mit sich ständig ändernden, wachsenden Informationsgefügen von großem Vorteil. Unsere Arbeit soll experimentell neue Methoden im Bereich der Datenvisualisierung erforschen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf den Möglichkeiten des neuen Mediums, um Informationen für den User begreifbar und manipulierbar zu machen.