Sascha Kempe

STADTWIRKLICHKEIT

Entdecke und entwerfe die unsichtbaren Städte des Italo Calvino

Gewinner Digital Sparks Award 2001

Inhaltliche Beschreibung

In seinem Roman "Die unsichtbaren Städte" ruft Italo Calvino Marco Polo auf die Bühne, damit er dem Mongolenherrscher Kublai Khan von seinen Reisen berichtet. Marco Polo schildert fünfundfünfzig Städte, die jede für sich als Modell einer Wirklichkeit oder, anders gesagt, als Mikrokosmos betrachtet werden kann. Calvino verspricht uns Möglichkeiten paralleler Welten. In jeder Stadt herrschen andere Gesetze, bilden sich unterschiedlichste Beziehungen, die von einer Vielzahl mehrdeutiger Zeichen beschrieben werden. Marco Polo fordert Kublai Khans Vorstellungskraft, indem er ihm eröffnet, dass jede Stadt ausschließlich aus der Imagination heraus ihre Form bezieht. Alle Beteiligten, also Italo Calvino, Marco Polo, Kublai Khan und nicht zuletzt der Leser des Buches selbst werden somit zu Städtebauern. Das Projekt "STADTWIRKLICHKEIT" greift diese Idee auf. Der Besucher der Internetseite begibt sich auf eine Reise in fünf ausgewählte Städte aus Calvinos Buch. Während er durch audiovisuelle Räume streift, werden fünf Texte durch Stimme und Klanginstallationen erlebbar gemacht. Hat der Besucher schließlich eine Stadt erwählt, wird ihm angeboten, in diese einzuziehen. Er wird aufgefordert, sich eine "STADTWIRKLICHKEIT" vorzustellen. Dies geschieht, indem er seine Wunschstadt in Text und Bild beschreibt. Diese Beschreibung wird zu einem Gebäude der ausgewählten Stadt. Der Besucher wird damit zum Schöpfer oder zum Architekten eines Teiles der Stadt. In Form einer sichtbaren Fläche kann das Gebäude von anderen Besuchern angeklickt und abgerufen werden. Da wir glauben, dass Wirklichkeiten in einem gemeinschaftlichen Prozeß erschaffen werden, das heißt, Übereinkünfte oder Konzessionen sind, entscheiden alle Besucher gleichsam, wie wirklich oder glaubhaft die einzelnen Beiträge sind. Im Abstimmverfahren können alle Mitteilungen beurteilt werden. Je höher ein Beitrag bewertet wird, desto deutlicher wird seine visuelle Erscheinung. Visualisieren sich gerade eingeladene Statements noch als fast durchsichtige Flächen, nimmt deren Opazität mit jeder positiven Stimme zu, bis sie schließlich völlig sichtbar sind. Durch das negative Urteil der Besucher kann dieser Prozeß auch umgekehrt werden. Wirklichkeiten werden uninteressant, verblassen und existieren nicht mehr...