Inhaltliche Beschreibung
„Einfach eine Webcam aufstellen und dabei sein. Filmen Sie Ihre Straße, ihr Lieblingsrestaurant gegenüber, alles, was andere Orwells interessieren könnte. So erhalten Sie freien Zugang zu allen Webcams der Orwell-community, mittlerweile über 60.000 in ganz Deutschland.“
So präsentiert sich Orwell in einem Werbetext, als cleveres Geschäftsmodel, den web2.0-communities wie youtube und flickr folgend: die Möglichkeit, durch die webcams anderer user die Welt zu beobachten, scheint verlockend. Indem man sich bei Orwell registriert, erhält man Zugang zu allen angeschlossenen Videostreams; die eigenen Bilder werden öffentlich gemacht. Wie reagieren die Menschen auf dieses Angebot?
Beworben wird Orwell im öffentlichen Raum. Ein Promotionteam verteilt Flyer, eine kostenlose webcam soll das social-network noch attraktiver machen. Folgt man dem Link auf die website www.orwell-com.com, findet man weitere Informationen.
Doch Orwell verfolgt ein anderes Ziel, dass offensichtlich wird, sobald man auf der Site seine Gratis-webcam bestellen möchte. Die vermeintliche Community outet sich als Fake und erwischt den geneigten Kunden unvermittelt: mit Informationen zu Überwachung, Datenschutz und Privatsphäre.
Zusammen mit Prof. H. Wöhlbier haben Sebastian Schäfer, Kristin Lauer und Vera Pardall, Studierende des Studiengangs Kommunikationsdesign der HS Mannheim, ein Gedankenexperiment gewagt, dass in Orwell seinen Ausdruck findet: Wie sensibilisiert ist die Öffentlichkeit dem Thema Überwachung und Datenschutz gegenüber? Wie unreflektiert werden gravierende soziale Veränderungen angenommen?
Orwell soll informieren, Fragen aufwerfen und zum Denken anregen, ein Projekt, dass durch Verbreitung im öffentlichen Raum und der Blogosphäre mehr Bewusstsein für ein immer wichtiger werdendes Thema schaffen kann.