Sorin  Helbig

Chrysalis

transforming architecture

Chrysalis

Chrysalis

Content Description

Lage

Als geeigneter Ort für das Retreat bietet sich Schönthal bei Langenbruck, Kanton Basel Land in der Schweiz an. Oben auf den rissigen Felsen, auf der raueren Nordseite, am östlichen Ende des Tales findet sich die nötige Ruhe und Abgeschiedenheit. Obwohl die Sicht in die Weite gewährt wird, ist man vor Blicken und Besuchern geschützt. Die Zugangswege, die prinzipiell von drei Seiten möglich sind, werden nicht klar definiert. Der Weg, den sich jeder Besucher selbst suchen kann und muss, ist eine Art natürliche Schwelle und dient als Einstimmung und Vorbereitung des zu sich Selbst Kommens.

Chrysalis

Der Begriff der Chrysalis bezeichnet gleichzeitig Kokon und Puppe des Monarch Schmetterlings.
Es verwischt sich in diesem Begriff die Grenze zwischen Hülle und darin befindlichem Subjekt: beide sind für den Zeitraum der Metamorphose verbunden.
Beim Bewohner der hier entworfenen „Chrysalis“ ist diese Metamorphose, anders als beim Schmetterling, nicht auf einen einmaligen Zeitraum festgelegt, der durch Anfang und Ende definiert ist. Es handelt sich vielmehr um einen unregelmäßig fortlaufenden Prozess, der durch Vielschichtigkeiten in der Beziehung zur eigenen Person und der Umwelt gekennzeichnet ist.

Die „Chrysalis“ erkennt die Affektzustände des Bewohners, zum Beispiel durch Knopfdruck oder - ohne aktives Zutun des Bewohners - durch Ablesen der Gesichtsmuskulatur, bzw. andere derzeit noch nicht entwickelte Verfahren zur Erkennung von Bedürfnislagen und reagiert auf diese mit der Veränderung der Hülle.
Diese leitet außerdem durch ihre Transluzenz die gefilterten und gedämpften Impulse des Umfeldes nach innen weiter. Auch in geschlossenem Zustand wird so die Stimmung der Natur durch die Lichtimpulse erlebbar. Zu welchem Grad die Membran opak ist, richtet sich dabei nach dem momentanen Bedürfnis des Bewohners.
Durch die flexible amorphe Form ist es möglich, komplexe veränderbare Situationen im Innenraum zu schaffen. Im Weiteren könnte man sich vorstellen, wie sich die innenräumlichen Funktionen an die Affektzustände des Bewohners anpassen. Das Bett wird zum Sofa, zum Stuhl – je nach Aktivität des Nutzers.

Metamorphose

Mit dem Öffnen des Kokons verändert sich die Wahrnehmung des Umfeldes dramatisch.
Während des langsamen Auffaltens wandelt sich, durch die Spannung der Membran, das Licht vom Diffusen zum Präzisen. Die Schatten bekommen scharfe Konturen. Die Haptik des Innenbereiches verändert sich von rau zu glatt, von weich zu hart. Durch die Veränderung der Abschirmung nach außen werden akustische Signale und Gerüche der Umwelt erlebbar. Das herausschieben aus dem Wald, ins Freie, über die Felskante macht die Vertikalität zunehmend erlebbar. Sie fordert heraus - in Abstimmung auf die eigene Person – ohne zu überfordern.