Stephan Windischmann

Projekt: indexCube

Eine interaktive Medieninstallation zur kreativen Komposition audiovisueller Medien.

Projekt: indexCube

Projekt: indexCube

Inhaltliche Beschreibung

Der »indexCube« ist Teil einer interaktiven Medieninstallation, die über ein neu konzeptioniertes »Tangible User Interface« Anwender befähigt Audio- und Videopatterns in unterschiedlicher Kombination zu einem neuen Ganzen zu komponieren. Der Anwender wird zum Akteur und gleichzeitig in die Rolle eines DJs (Disk Jockey) und VJs (Visual Jockey) versetzt. Das Interface befähigt ihn, das Ausgangsmaterial spielerisch und interaktiv in Einklang zu bringen: zu schneiden, zu mischen, zu manipulieren und sogar audiovisuelle Kompositionen in einer Live Performance darzubieten.

Spielerische Interaktivität

In Form einer interaktiven Installation werden reale, freibewegliche, leuchtende Grundprimitive Würfel und Kugel als Interface Elemente eines Multimediasystems verwendet. Eine Kamera erfasst Bewegungen beider Objekte, die sich auf der transparenten Oberfläche eines ein Meter großen Kubus befinden. Die Handhabung und Bedienung ist im übertragenen Sinne mit der eines Brettspiels, mit handgroßen Spielelementen, vergleichbar. Das System ist fähig dreidimensionale Änderungen der Gegenstände zu erfassen, zu interpretieren und auf diese Benutzereingabe zu reagieren. Durch den spielerischen Umgang eröffnet sich dem Anwender ein multimediales Feedback auf seine Interaktion mit den Objekten, ohne spezifische Computerkenntnis besitzen zu müssen.

Der Würfel stellt im Rahmen dieses Systems das zentrale Objekt und das Mittel zur Selektion von Musiktiteln dar – das Werkzeug zur Navigation. Die unterschiedlich gekennzeichneten Würfelseiten repräsentieren je ein interaktives Musikvideo. Die Änderung der Rotationslage leitet den thematischen Wechsel ein. Die Metapher eines sechsseitigen Spielwürfels unterstützt den Benutzer das Objekt im richtigen Zusammenhang zu verwenden.

Das zweite Element, die Lichtkugel, befähigt mit dem aktuell selektierten Musikvideo zu interagieren. Sie befindet sich auf einer Kreisbahn, die in die Oberfläche des Kubus eingearbeitet ist. Die dynamische Objekteigenschaft einer Kugel findet innerhalb dieses interaktiven Systems eine multimodale Verwendung zur Manipulationsmöglichkeit der Inhalte durch den Benutzer. Sie kann angestoßen, abgebremst, die Bewegungsrichtung variiert und die Position verändert werden. Aus diesen Kombinationshandlungen werden Benutzereingriffe gewonnen, die eine Live Performance erst ermöglichen. Das Interaktionsmodell der Lichtkugel ist von der Art und Weise abgeleitet wie ein Disk Jockey mit zwei Schallplattenspieler Musikstücke seinem Publikum individuell und künstlerisch darbietet.

Multimediales Erlebnis

Die Grundelemente des multimedialen Teils der Arbeit sind repetitive Audio- und Videopatterns, die entsprechend der Interaktion der Rezipienten in unterschiedlicher Kombination zu einem Neuen, Ganzen komponiert werden. Wichtig aus der Sicht der Benutzer ist das individuelle, spielerische Erfahren qualitativ hochwertigen und spannenden Ausgangsmaterials und dessen Verschmelzung mit den kreativ-kompositorischen Möglichkeiten der interaktiven Medieninstallation. Die Komplexität des zugrunde liegenden, kompositorischen Vorgangs und die Bedienung umfangreicher, dem Laien oft unverständlicher Software wird hier durch die Steuersoftware und das Interface dem Akteur abgenommen und durch einen direkten, spielerisch-kreativen Interaktionsprozess ersetzt. Die Herausforderung stellt hier nicht mehr der eigentliche Umgang mit multimedialen Inhalten, sondern die Selbsterfahrung während des kompositorischen Interagierens als ganz persönliches Erlebnis dar.

Produktion von Musik- und Videoclips

Jeder einzelne Song ist mit Musikern aus verschieden Stilrichtungen speziell für die Installation ausgewählt und aufgenommen. Charakterisiert sind alle Musikstücke durch reduzierte Instrumentierung und einfache Songstrukturen, die nach der Fertigstellung in ihre rhythmischen Grundformen unterteilt und im System gespeichert sind. Ein Computer wird als Audio-/ Videosampler verwendet, um Passagen wie Strophe und Refrain tempogerecht und taktgetreu wiedergeben zu können. Durch dieses Verfahren werden die Passagen frei und in unterschiedlicher Abfolge vom Benutzer arrangiert.

Konzert-Visuals untermalen mit bewegten Bildern Emotionen und Inhalte der Musikstücke. Individuell gestaltete Videoclips und künstlerische Animationen, die mit modernen Produktionstools aus dem Mediendesign angefertigt sind, thematisieren jedes Lied in einer eigenen Bild- und Formensprache. Die Darstellung der Musik erfolgt durch das Adaptieren von Rhythmus und Dynamik in Form und Bewegung der Videoclips. Zu jeder Liedpassage, die im Audiosampler abgelegt ist, steht für die synchrone Wiedergabe ein Visual bereit. Zusammen entsteht ein endloses Musikvideo das den Rezipienten fortlaufend fordert mit dem interaktiven System zu kommunizieren.

Integration in den realen Raum

Schon aus einer gewissen Distanz sind zwei leuchtende Tangibles und ihre Einspiegelungen auf der Oberfläche des Kubus zu erkennen, welche die Entdeckung im Zusammenspiel mit Projektion und Musik fordern. Die Anordnung der Elemente auf der Oberfläche stellt ein gestalterisch ausgewogenes und geschlossenes System dar. Die zentrale Position unterstreicht die Bedeutsamkeit der zentralen Funktion innerhalb der Installation. Die Betrachtung zeigt den Würfel zur Navigation von einem quadratischen Rahmen eingefasst. Kleine eingesetzte Blöcke im Würfel, Abbilder seiner selbst in roter Farbgebung, deuten auf verbogene Inhalte und Information hin, die wiederum eine Aufforderung zum Wechsel kommunizieren. Die Rotation der rot leuchtenden Lichtkugel auf ihrer Kreisbahn zitiert Geschwindigkeit, vermittelt Veränderung und Wechsel, delegiert die Bewegung zum dynamischen Kreis und ermöglicht zeitlich in das Geschehen einzugreifen.

Der Kubus ist Teil und Zugang zu einer interaktiven Medieninstallation, das Benutzer befähigt, interaktiv multimediale Inhalte zu entdecken. Bildschirme, Projektionswände und Lautsprecheranlagen sind in unmittelbarer Nähe modular mit der Hardware des Systems verbunden, in welche das System die audiovisuellen Inhalte entfaltet. Technische Komponenten bleiben im Verborgenen. Infolgedessen sind Interface und Medieninstallation in verschiedene öffentliche Räume integrierbar. Das Bedienkonzept der Medieninstallation für jeden Menschen offen und zugänglich. Es erfolgt eine Erweiterung der Realität durch interaktive multimediale Inhalte. Die Installation wird zum interaktiven Mediensystem und ist dabei selbst multimodal erweiterbar für neue Konzepte und kulturelle Verwendung.

Geschlossenes Gesamtkonzept

Die interaktive Medieninstallation verfolgt ein geschlossenes Gesamtkonzept – das Schema der Reduktion. Dieses Grundprinzip entsteht durch immer wiederkehrende reduzierte Strukturen der Musik, des Design, der Architektur und der Benutzerinteraktion. Die klare und reduzierte Darstellung aller beteiligten Disziplinen unterstützt die Bedienbarkeit und Zugänglichkeit des Benutzers bei der Anwendung des Tangible Interfaces. Das unkonventionelle Objektdesign ist der Stilrichtung des Bauhauses angelehnt. Die Erkenntnisse und Bedeutung der Bauhausschen Formensprache bildeten den Ausgangspunkt für Konzept und Gestaltung der Benutzerschnittstelle. Das Resultat aus diesen Überlegungen ist ein Avantgarde Möbelstück in Form eines Kubus. Im Zentrum der Formensprache der Arbeit stehen Kugel und Würfel. Die Schlichtheit beider Formen und deren gegensätzliche Natur bilden zum einen die Grundlage des reizvollen Designs und zum Anderen eine klare Unterscheidung der jeweiligen Funktion innerhalb des Interfaces. Als Grundsatz gilt auch hier: Form folgt Funktion. Der Projektname indexCube bezieht sich auf Form und Funktionalität des Würfels als zentrales Navigationselement.