Daniel Fetzner

Zwischen Raster und Nebelkörper

Max Bense in San Franzisko - Rekonstruktion einer Körperspannung

Max Bense auf der Golden Gate Bridge, 1969

Max Bense auf der Golden Gate Bridge, 1969

Content Description

Die beiden Modelle des Raster- und des Nebelkörpers können als eine biografische Klammer im Leben von Max Bense verstanden werden. Das Projekt fogpatch interpretiert diese alternativen Konzepte zwischen "technischem Rauschen und sinnlichem Rausch" (Holl 2002) als Tanzperformance in einer interaktiven Umgebung. Recherche und Konzeption erfolgen im Rahmen eines Forschungssemesters in San Francisco und am ZKM in Karlsruhe, die Umsetzung geschieht in Zusammenarbeit mit weiteren Partnern und einer Projektgruppe 6 der Hochschule Furtwangen.

Im Zentrum der Installation steht ein kybernetisches Objekt, das eine konzeptionelle Synthese der Golden Gate Bridge mit dem Körper von Max Bense darstellt. Besucher der Installation sind in der Rolle von Passanten, die diesem Objekt zufällig begegnen. In Form von Videoprojektionen und Soundcollagen haben sie die Möglichkeit, die Situation auf der Brücke zu erfahren und in Benses Notizen der "Existenzmitteilung" einzusteigen.

Das kybernetische Objekt besteht aus einer Tensegrity-Struktur, in die Drahtseile eingespannt sind, die kolikartig mit Motoren kontrahiert werden können. Darin eingespannt sind Membrane, auf die flackernde Super8-Aufnahmen projiziert werden, die Benses Blick in San Franzisko nachstellen. Die Geschwindigkeit der Projektoren und Ihre Geräusche sind abhängig von den Bewegungen des Besuchers und werden über die Software gesteuert, die die gesamte Performance koordiniert (Max/MSP/Jitter). Sounds sind Vibrationsgeräusche der Brücke sowie Atemgeräusche Benses aus der TV-Diskussion mit Joseph Beuys. Der Rhythmus der Sounds und die Bewegungen der Besucher sind Taktgeber der ca. 2300 diskreten Einzelschritte über die Brücke. Choreografische Grundform der Kolik ist die Krümmung, der ihr zugrunde liegende Schmerz paralysiert jede Mobilität. Körper und Geist morphen schliesslich zu ''feinem Haar''. Auf einer großen Leinwand werden Videoaufnahmen von Meeresquallen aus der Bay gezeigt, die mit den Fernsehaufnahmen von Bense überlagert werden.