Berit Greinke

MONOLINE

Bleistiftzeichnungen als Klang- und Rauminstallation

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Inhaltliche Beschreibung

Der wesentliche Bestandteil von Bleistiften ist Graphit - ein Mineral, das elektrisch leitende Eigenschaften besitzt. Auch Bleistiftzeichnungen funktionieren unter bestimmten Voraussetzungen als elektrische Bauteile und sind in meinem Diplomprojekt als gezeichnete Widerstände und Kondensatoren eingesetzt. An einfache Tongeneratoren angeschlossen, ändern sie je nach ihrer Größe und Art einen Klang in seiner Höhe, Lautstärke und Charakteristika. Der Klang erweitert die visuelle Ebene der Zeichnungen und verleiht ihnen eine technische Anwendung. Jede Zeichnung hat ihren eigenen - hohen oder tiefen, lauten oder leisen, reinen oder verrauschten - Klang.
Die Installation ist interaktiv, da die Zeichnungen als Antennen funktionieren. Je nachdem wie nahe der Betrachter der Zeichnung steht, wie viele Personen sich im Raum befinden, wie die Luftfeuchtigkeit ist, oder wie viele Radiosender sich in der Umgebung befinden, reagiert der Klang mit der Änderung seiner Charakteristik.

Um herauszufinden, wie sich die Ästhetik und der Stil einer Zeichnung zu ihrer elektrischen Funktion verhält, habe ich zunächst unter ästhetischen und technischen Aspekten Messreihen gezeichnet. Die 84 Zeichnungen stellen einen Zusammenhang her zwischen Größe und Dicke einer Fläche, Länge einer Linie, Anzahl von Linien und Widerstandsgrößen, gemessen in Ohm, und Auswirkung auf den Klang. Um eine Vergleichbarkeit herzustellen, optimierte ich die technischen Voraussetzungen: Ich verwendete immer dasselbe Papier als Untergrund, immer diesselbe Bleistiftmarke, zeichnete immer mit möglichst gleichen Druck und gleicher Geschwindigkeit.
Die Auswertung, die zwar sehr offen interpretierbar und nur schwer auf eine angestrebte „Zeichenformel“ reduzierbar, aber innerhalb einer Messreihe erstaunlich verlässlich ist, stellt eine technische Analyse meines persönlichen Zeichenstils dar. Diese ist die Voraussetzung gewesen für die dreizehn Zeichnungen zu den Themen Linie, Flächengröße und Flächendicke, die auf Transparentpapier zwischen Größen von 50x70cm und 120x100cm angefertigt sind.
Die Installation beinhaltet die Zeichnungen, die frei hängend an Wänden angebracht sind. Sie sind durch jeweils zwei Kabel mit einem einfachen Klanggenerator, Verstärker und Kopfhörer verbunden.

In dem Projekt habe ich mich mit dem Anspruch der technischen Zeichnung auseinandergesetzt: Mein Ziel war, einen möglichst genauen Wert der Zeichnung zu erhalten - und sie deshalb auch technisch perfekt und maschinell anmutend zu gestalten. Doch lässt die Handzeichnung diese Perfektion nicht zu und erhält gerade dadurch ihren gestalterischen Reiz.
Desweiteren erkundige ich mich nach der Stellung der Handzeichnung im Entwurfsprozess. Während im Tätigkeitsfeld des Designers die Zeichnung meistens die erste Visualisierung einer Idee darstellt, ist sie für mich gleichzeitig Ideenskizze, technische Zeichnung, Material und Endprodukt.