Frederic Gmeiner


Memory Shapes

physical artefacts of moments


Eine Gedächtnisform: haptisches Diagramm eines Lebensjahres. [link 01]

Eine Gedächtnisform: haptisches Diagramm eines Lebensjahres.

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

HINTERGRUND

Das Dokumentieren und Archivieren des eigenen Lebens findet seit dem Beginn der Menschheit in allen Kulturen in den unterschiedlichsten Weisen statt. Diese können sich in Form direkter Aufzeichnungen (Höhlenmalerei, Tagebuch, Blog) oder indirekter Verweise auf Ereignisse (Ribbon Racks, Quilts,Tätowierung, Aufkleber, Wanderstöcke) äußern. Oft sind die Prozesse des Festhaltens von Informationen mit kulturellen und sozialen Ritualen verbunden, wodurch auch die Handlung des Dokumentierens an sich das Bewusstsein für die eigene Geschichte schafft. Die Resultate dieser Dokumentation sind persönliche Artefakte, welche zumeist als physische Archive (z.B. Fotoalben) bestehen und durch Ihre Beständigkeit auch kommenden Generationen als Repräsentation der Person und Ihrer Zeit dienen.

Heutzutage ermöglichen besonders die digitalen Medien viele neue Wege und Techniken zum Dokumentieren der eigenen Geschichte und bieten gleichzeitig auch die Möglichkeit, diese anderen Interessierten mitzuteilen. Zudem werden durch das Benutzen von immer mehr Communities (mySpace,Flickr,Plazes,etc.) automatisch verschiedenste Daten über die benutzenden Personen gesammelt und diesen ausgewertet bereitgestellt.

Jedoch sind diese Daten in der Regel in der digitalen Form gespeichert und somit zumeist nur in dieser Form zu betrachten, was oft zu einer weniger emotionalen, distanzierteren Sichtweise führt als es bei persönlichen, physischen Objekten der Fall ist.
Zudem birgt auch die Bindung an ein sich wandelndes Medium (Internetplattform, Dateiformate) eine Abhängigkeit, die einerseits die Betrachtungssituation, andererseits aber auch die Betrachtungsmöglichkeit schon in wenigen Jahren sehr verändern kann.
Durch die Vernetzung der digitalen Medien wird die eigene Lebensdokumentation zunehmend nicht mehr nur als individuell sondern unterbewusst auch als kollektiv begriffen: einem Tagebuch vertraut man sicherlich andere Informationen an als einem Internet-Blog.


KONZEPT

Der Grundgedanke besteht aus der Erarbeitung einer neuen prozeßhaften Form der Lebensdarstellung bzw. -dokumentation. Informationen sollten dabei nicht auf den ersten Blick ersichtlich sein, sondern durch bewusste Auseinandersetzung mit dem Objekt als Datenträger sichtbar werden. Dies gewährt die Unaufdringlichkeit der dargestellten Informationen und ermöglicht das Erforschen des eigenen/anderen Lebens auf eine interaktive Weise. Die entstehenden Gedächtnisformen wachsen mit dem Menschen mit wie eine Art Lebensbaum. Sie können einerseits zur Selbstreflexion dienen und bilden gleichzeitig eine beständige Repräsentation des jeweiligen Lebens für die Nachwelt.


Parameter - Was wird festgehalten?

Die Frage nach den Parametern, also welche Art von Ereignissen im Leben eines Menschen festgehalten werden, lässt sich nicht pauschal vorgeben. Es wäre nicht wirklich repräsentativ für die jeweilige Persönlichkeit, wenn diese aus einer beschränkten Auswahl von Parametern (z.B. "Anzahl der gelesenen Bücher", "Wie viel Zeit mit Oma verbracht?" oder "Wie häufig Klavier gespielt?") wählen müsste. Die Wahl über die Art der festgehaltenen Momente muss jeder Mensch für sich selbst treffen. Denn diese bewusste und freie Entscheidung verrät genauso viel über die jeweilige Persönlichkeit wie die später gesammelten Werte selbst. Halte ich fest wie viel Zeit ich mit einem Menschen verbringe oder wann ich welches Auto gefahren bin?



Darstellungsform - Welches Aussehen haben die Daten?

Ebenso sensibel wie die Entscheidung über die Parameter ist auch die Darstellungsform der gesammelten Daten. Welches Material wird verwendet? Welcher Maßstab? Welche Form und Farbigkeit? Wie viele Details werden zugelassen? - Diese wichtigen Gestaltungsfragen lassen sich nicht für jeden Menschen gleich bestimmen und sollten im engen Kontext zu den dargestellten Werten und den persönlichen ästhetischen Vorlieben des Menschen stehen, welcher durch diese Gedächtnisformen repräsentiert wird.


Generierung - Wie werden die Daten gesammelt?

Würde man seine Daten für die daraus zu erzeugenden Objekte automatisch aus alltäglich registrierten Ereignisse (z.B. Internetbenutzung, Wasserverbrauch oder Wetter) bekommen, so wäre dies sicherlich die bequemste und unauffälligste Weise. Jedoch erfährt man so nur das über sich selbst, was an Informationen von anderen Diensten über einen erfasst wurde. Ein viel interessanteres Wechselspiel zwischen den gesammelten Daten und dem daraus resultierenden Objekt entsteht erst, wenn man das Sammeln von Daten über sich selbst als persönliches Ritual begreift und inszeniert. Dieses ritualisierte Datensammeln kann sowohl aus bewussten Handlungen ("Meine Handlung wirkt sich auf die Erscheinung der später erzeugten Figur aus") oder unbewusst geschehen, indem ich z.B. ein Gerät hierfür mit mir trage. Auf jeden Fall wird hierdurch das Erfassen der Daten zu einem aktiven und sehr persönlichen Aspekt, welcher die Intensität der subjektiven und objektiven Assoziationen der Gedächtnisformen verstärkt.

» http://www.memoryshapes.com [link 02]

  • ›  [JPEG | 106 KB ] [link 03]
  • ›  [JPEG | 126 KB ] [link 04]
  • ›  [JPEG | 97 KB ] [link 05]
  • ›  [JPEG | 57 KB ] [link 06]
  • ›  [JPEG | 83 KB ] [link 07]
  • ›  [JPEG | 85 KB ] [link 08]
  • ›  [JPEG | 90 KB ] [link 09]
  • ›  [JPEG | 110 KB ] [link 10]
  • › Der Sammelknopf speichert ständig Anne's GPS Position [JPEG | 106 KB ] [link 11]
  • ›  [JPEG | 42 KB ] [link 12]
  • ›  [JPEG | 62 KB ] [link 13]
  • ›  [JPEG | 49 KB ] [link 14]