Klaus W. Eisenlohr, Sheri Wills

A Summer Evening With Sheri Wills

Ein Sommerabend mit Sheri Wills Sheri Wills Films und Video

Inhaltliche Beschreibung

Sheri Wills’ Filme sind von großer farbiger und musikalischer Intensität. Dabei sprechen die Bilder oft von der Schönheit und Fragilität des uns umgebenden Mikrokosmoses. Ursprünglich ausgehend von Photogrammen auf 16mm und Super-8 Material und den beinahe unendlichen Möglichkeiten des Kopierens auf der optischen Bank, nutzt die Künstlerin heute auch Foundfootage und eigene Kamerabilder sowie die Möglichkeiten digitalen Videos, um regelrechte farbmusikalische Kompositionen zu erstellen.

Bei näherer Betrachtung werden die Filme von Sheri Wills zu Erinnerungsbildern, ohne jedoch auf bestimmte vergangene Ereignisse oder auf die Vergangenheit bezogen zu sein. Sie werden zu Passagen in einem Territorium synthetisierter Erinnerung. Wenn es in der Sprache Bezeichnendes ohne Bezeichnetes (nach Roland Barthes, signifié/significant) geben kann, dann könnte man sagen, daß Sheri Willses künstlerische Bildwelten Erinnerungsbilder ohne Signifikanten in der Vergangenheit sind. Die Formen und Farben, so abstrakt sie erscheinen mögen, behalten eine Referenz zur physischen Welt. Allein, ihre Schönheit und rythmische Struktur verleiht ihnen die Qualität von Déjà-Vues. Bergsons Konzept der gleichzeitigen Anwesenheit von Vergangenheit und Gegenwart im Jetzt kommt in den Sinn. Folgen wir diesem Gedanken, dann könnten Sheri Willses Bildfindungen auch Gedächtnisbilder vergegenwärtigen, die in die Zukunft verweisen. Ihre Filme rufen Erinnerungen von vergessenen Träumen, von kindlichem Staunen, vom „frühesten Kino des Augenreibens“ (Brakhage) wach, und selbst die benutzten Foundfootage-Bilder sprechen nicht von einer bestimmten vergangenen Zeit, auch wenn wir vergangene Modedetails ausmachen. Auf diese, ihre ganz eigenen Weise hat Sheri Wills den Sprung vom Bewegungsbild zum Zeitbild (Deleuze, image-mouvement/ image-temps) vollzogen. Gedächtnisbilder müssen nicht von Vergangenem reden, Erinnerungen und Bildassoziationen können ebenso über die Gegenwart oder die Zukunft erzählen. Auf jeden Fall sprechen sie jedoch von einer anderen, besonderen Zeit.

Ihr großes Interesse an zeitgenössischer Musik hat die Künstlerin Sheri Wills auch zu kongenialen Gemeinschaftsarbeiten mit jungen, modernen Komponisten für ihre Filme geführt. So werden ihre Filme zu synästhetischen Erlebnissen von Farbe, Form, Rhythmus und Musik. Gezeigt werden 16mm Filme und digitale Videoprojektionen.

Sheri Wills kommt für diese Vorstellung aus New York/ USA nach Berlin. Das Filmprogramm ist Teil der Sommerscreenings „A Summer Evening With...“ der Directors Lounge und wird kuratiert von Klaus W. Eisenlohr.

Programm

Vorraussichtliche Screening-Abfolge:
Effigy 2.5' Dilemma 13' Riderless 12' Anyodyne 4' Acetylene 4' (Spider 3' optional) (Cricket 3' optional) (Bee 3' optional) H’un 23'