Joanne Moar


Becoming German

Eine interaktive Online-Datenbank zur Untersuchung einer typischen deutschen Kindheit.


Mit dem "Mobilen Info-Modul" in Iserlohn unterwegs, Juni 2005  (Foto: Nadine Minkwitz) [link 01]

Mit dem "Mobilen Info-Modul" in Iserlohn unterwegs, Juni 2005 (Foto: Nadine Minkwitz)

Inhalt

  • › Becoming German - Personal Statement [PDF | 591 KB ] [link 02]
  • › Mit dem "Mobilen Info-Modul" in Köln unterwegs, Juli 2005 (Foto: Nadine Minkwitz) [JPEG | 192 KB ] [link 03]
  • › Mit dem "Mobilen Info-Modul" in Kassel unterwegs, November 2004 (Foto: Hee Seon Kim) [JPEG | 174 KB ] [link 04]
  • › www.becoming-german.de - Foto-Dokumentation [PDF | 620 KB ] [link 05]

Inhaltliche Beschreibung

„Wir Migranten sind die Fenster, durch die die Einheimischen die Welt sehen können.“
(Vilém Flusser, Von der Freiheit des Migranten, S. 8)

Als ich in Neuseeland aufwuchs, habe ich gelernt, Sätze wie „Proud to be a Kiwi“ zu sagen. Mich als „Kiwi“ – das neuseeländische Wappen-Tier – zu bezeichnen, war für mich damals völlig normal. Erst in Deutschland habe ich erfahren, dass ein nationales Selbstbewusstsein keine Selbstverständlichkeit ist. Als dann die Debatte um die deutsche Leitkultur im Herbst 2000 entfachte und ausgehend von meinen eigenen Erfahrungen in Deutschland fing ich an, eine eigene Definition von „deutsch werden“ künstlerisch auszuarbeiten. Das daraus entstandene Projekt ist „Becoming German“ und besteht in der jetzigen Form und Gestaltung seit November 2004.

Die Datenbank fungiert als „Börse“ für „deutsche“ Kindheitserinnerungen im Internet. Hier werden subjektive Erinnerungen von in Deutschland aufgewachsenen Personen gesammelt und in der Online-Datenbank gespeichert. Diese individuellen Erinnerungen können dann anhand von Eckdaten (beispielsweise Geburtsdatum, Lieblingshobby, Familien- und Wohnsituation etc.) in neuer Zusammensetzung wieder abgerufen werden. Diese Funktion ist in erster Linie für diejenigen gedacht, die nicht in Deutschland aufgewachsen sind, damit sie erfahren können, wie eine Kindheit in Deutschland gegebenenfalls gewesen wäre. Möglichkeiten der Integration und des kulturellen Austausches werden hier durch das Medium Internet untersucht.

Die Datenbank ist eine prozesshafte Arbeit – sie wächst mit jedem neuen Eintrag. Die Treffgenauigkeit der Datenbank ist darauf angewiesen, dass möglichst viele Einträge von möglichst vielen Personen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten und Gegenden Deutschlands gesammelt werden. Um das Projekt an die Öffentlichkeit zu bringen, bin ich im Sommer 2005 mit dem eigens dafür angefertigten "Mobilen Info-Modul" (ein Holzwagen mit Klapptisch und Stühlen) „Auf Wanderschaft“ durch unterschiedliche Städte und Regionen Deutschlands gegangen. Im Sinne der mündlichen Überlieferung habe ich Personen, die in Deutschland aufgewachsen sind, aufgefordert, Fragen zu spezifischen Kindheitserinnerungen zu beantworten.

Durch die Nutzung der Datenbank im Internet und durch die Aktionen in den Städten sind Erinnerungsräume sowohl im virtuellen als auch im öffentlichen Raum entstanden.

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Kunsthochschule für Medien Köln
Medienkunst

URL der Hochschule

» http://www.khm.de [link 06]

Betreuer des Projekts

Prof. Valie Export

Kommentar des Betreuers

Das Projekt "Becoming German" von Joanne Moar ist an der Kunsthochschule für Medien im Rahmen meines Seminars "Expanded Arts" entstanden.

Dieses Projekt entsprach idealerweise dem Hauptziel des Seminars, die Studenten zur Reflexion der kodierten medialen Ausdrucksformen aufzufordern. Im Zentrum der studentischen Recherchen und Experimenten standen immer wieder Fragen zur gesellschaftlichen Relevanz künstlerischer Positionierung. In diesem Zusammenhang erarbeitete Joanne Moar ihr Projekt „becoming german“, das sowohl als Internetdatenbank als auch als Performance im öffentlichen Raum funktioniert.

Ihre Online-Datenbank nimmt beide Grundmetaphern des Mediums Internet auf: das Gedächtnis (des Computers) und die Öffentlichkeit (des Internets). Zur Entfaltung Ihrer Frage nach Zugehörigkeit und Identität hat sie typische Mittel der soziologischen Untersuchung eingesetzt; die Kindheit wird von ihr als Ort der Identitätsbildung deklariert und Kindheitserinnerungen als austauschbares Gut verwertet. Die Befragung von Passanten auf öffentlichen Plätzen versinnbildlicht eine weitere mögliche Gedächtnisstruktur und wirkt als Kontrast zum Computer.

Um ihre Arbeit nicht nur über das Internet publik zu machen, sondern über diese Grenze hinaus, unternahm Joanne Moar eine Reihe Wanderschafts-Aktionen mit Ihrem "Mobilen Info-Modul". Dadurch entstand ein starkes Interesse der Medien (Printmedien, Rundfunk und Fernsehen) und "Becoming German" wurde weit über die Hochschule hinaus bekannt. Die Datenbank konnte daher schnell wachsen und das Projekt genoss eine große Aufmerksamkeit.

Aus diesen Gründen möchte ich Joanne Moar und ihr Projekt „Becoming German“ nachdrücklich für den digital sparks Award empfehlen.

  • › digital sparks 2006 [link 07]

» http://www.becoming-german.de [link 08]

  • › Becoming German - Personal Statement [PDF | 591 KB ] [link 09]
  • › Infoheft: www.becoming-german.de - Projektbeschreibung [PDF | 429 KB ] [link 10]
  • › Infoheft: www.becoming-german.de - Auf Wanderschaft [PDF | 234 KB ] [link 11]
  • › Pressemappe [PDF | 461 KB ] [link 12]
  • › Mit dem "Mobilen Info-Modul" in Köln unterwegs, Juli 2005 (Foto: Nadine Minkwitz) [JPEG | 192 KB ] [link 13]
  • › Mit dem "Mobilen Info-Modul" in Kassel unterwegs, November 2004 (Foto: Hee Seon Kim) [JPEG | 174 KB ] [link 14]
  • › www.becoming-german.de - Foto-Dokumentation [PDF | 620 KB ] [link 15]
  • › Becoming German - Reiseausrüstung [PDF | 80 KB ] [link 16]