Marion Fröhlich, Alessandro Corsini, Florian Meier, …

Digital Shadows

Interaktive Installation im urbanen Raum

Nominee of the digital sparks award 2006

Digital Shadows Installation

Digital Shadows Installation

University / department

Hochschule für Künste Bremen
Digitale Medien

University URL

» http://www.hfk-bremen.de

Project supervisor

Professor Jörn Schafaff

Supervisor commentary

"Digital Shadows" widmet sich dem Verhältnis von urbanem und virtuellem Raum in Hinblick auf die strukturellen Bedingungen der Konstruktion von Identität. Die Installation versucht, durch eine audiovisuelle Anordnung in Realzeit, das vermeintlich selbstbestimmte und kontrollierte Agieren im Internet mit dem Unbehagen des Kontrollverlustes zu konfrontieren, welcher durch das meist unerwünschte Abgreifen von Nutzerdaten und ihrer fremdbestimmte Rekonfiguration einher geht. Dies geschieht, indem in Anlehnung an Closed Circuit Videoinstallationen aus den frühen Zeiten der Videokunst und in Weiterentwicklung digitaler interaktiver urbaner Installationen der letzten Jahre zunächst eine digital generierte Bildfläche generiert wird, auf der das Publikum mit seinen spiegelartigen Schattenumrissen interagieren kann. Schon bald aber isoliert eine Bilderkennungssoftware einen Ausschnitt der entstehenden Handlungsbilder und überführt diese in eine Bewegungsschlaufe. Aus der vermeintlich unmittelbaren Präsenz eines identischen Abbildes wird ein mittelbares, von den Akteuren gelöstes Bild, gegenüber dem das handelnde Subjekt einen Machtverlust erfährt. Ohne weitere Eingrfissmöglichkeiten verschwindet das Konterfei und taucht nach einem nicht einsehbaren Muster wieder auf, in neuen Konstellationen, in veränderter, verzerrter Form. Statt Identität erfährt das Subjekt die Differenz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung. Die Rücküberführung dieses im Digitalen ablaufenden Prozesses in den städtischen Raum und dessen Visualisierung mit Hilfe rauschartiger, technisch anmutender Ästhetik eröffnet dem Publikum Möglichkeiten, den Stadtraum und den virtuellen Raum der Datenwelt als aufeinander bezogen zu erfahren und die Bedingungen für die komplexen Identifikationsprozesse zu erörtern.

Mit "Digital Shadows" gelingt es der Projektgruppe, im Rahmen des Masterprojekts "THE AUGMENTED CITY" eine kritische Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Stadt und Digitalen Medien herzustellen. Der Einsatz medialer Mittel erschöpft sich nicht im Selbstzweck, sondern schreibt die Reflexion über das Abhängigkeitsverhältnis zwischen digitalen Medien und Benutzersubjekten produktiv in die apparative Anordnung ein.

Course abstract

Im Mittelpunkt des Internationalen hochschulübergreifenden Masterstudiengang Digitale Medien steht ein einjähriges, forschungsorientiertes Studienprojekt, das so genannte Masterprojekt. Im Sommersemester 2005 und im Wintersemester 2005/2006 richtete die Hochschule für Künste Bremen unter der Leitung von Prof. Roland Kerstein und Gastprofessor Jörn Schafaff ein Projekt mit dem Titel "THE AUGMENTED CITY" aus.

Das Master-Projekt THE AUGMENTED CITY erforscht die Veränderungen des städtischen Raums durch seine Anreicherung mit digitaler Information. Am Beispiel der Stadt Bremen untersucht die Projektgruppe die Herausforderungen, die mit der Digitalisierung der Alltagswelt für das urbanen Zusammenlebens entstehen. Während der Bürger für die Entwickler digitaler Medien häufig primär als Konsument interessant ist, bieten die neuen Technologien darüber hinaus Möglichkeiten zur Organisation neuer Formen gemeinschaftlichen Miteinanders. Innerhalb dieses Spektrums – so die Ausgangsthese – entstehen neue Konzepte des städtischen Raums und neue Umgangsformen der urbanen Kultur. Ein wesentlicher Aspekt ist das Verständnis der "User" als Akteure. Sie sind keine Konsumenten kalkulierter, vorprogrammierter Wahrnehmungs-, Erfahrungs- und Handlungsangebote, sondern entwerfen performativ - unter Einbeziehung des kulturellen Zeichenrepertoires - die aktuelle Rolle ihrer aktuellen Realität.

Mit einer Kombination, künstlerischer, theoretischer und technischer Ansätze entwickelt THE AUGMENTED CITY Szenarien und digitale Anwendungen für den Stadtraum Bremen. Gemeinsame Lektüre zur urbanen und digitalen Kultur, filmische Erkundungen des städtischen Raums, experimentelle installative Interventionen und Systeme des Interaktions-Designs gehören zu den Aufgaben der Gruppe. Begleitet wird das Vorhaben von einer interdisziplinären wissenschaftlichen Analyse zur Entwicklung des digitalen Alltags in der Stadt.

Ein wesentliches Merkmal des Projekts ist die ergebnisoffene Themenstellung. Der Findungsprozess der inhaltlichen, gestalterischen und technischen Bearbeitung ist integraler Bestandtteil des Vorhabens, es gilt für die Studierenden, eigene Aussageformate und -inhalte zu entwickeln und im Zuge dessen eine eigenständige künstlerisch-gestalterische und konzeptuell-theorietische Haltung zu entwickeln.

Das Studierendenteam ist international besetzt, die Projektsprache ist englisch.

Relation to the research area

Ein Lehr- und Forschungsbereich des Internationalen hochschulübergreifenden Bachelor- und Masterstudienprogramms Digitale Medien im Land Bremen ist die experimentelle und produktorientierte Erörterung des Verhältnisses von urbanen Räumen, digitalen Medien und sozialen Akteuren. Unter dem Stichwort "Urbane Räume" geht es um die strukturellen Veränderungen der urbanen Lebenswelt in Folge der Überlagerung von physischem und medialem Raum. Hiervon ausgehend werden multimediale Systeme, interaktive Räume und Formen der audiovisuellen Artikulation entwickelt und erprobt.

Untersucht wird, auf welche Weise - mit welchen Herausforderungen und welchen Möglichkeiten - der städtische Raum durch seine Anreicherung mit stationären und portablen digitalen Anwendungen Veränderungen erfährt. Der Lehr- und Forschungsschwerpunkt "Urbane Räume" widmet sich insbesondere der Erfoschung und Erprobung des "Augmented Space" (Manovich) in Hinblick auf andere urbanistische und architektonische Konzepte, einem sich wandelnden kulturellen Selbstverständnis und der Veränderung tradierter Formen des sozialen Miteinanders.