Marion Fröhlich, Alessandro Corsini, Florian Meier, …


Digital Shadows

Interaktive Installation im urbanen Raum


Digital Shadows Installation [link 01]

Digital Shadows Installation

Inhalt

  • › Digital Shadows Clip (small) [3 MB ] [link 02]

Inhaltliche Beschreibung

Was wäre wenn Dein Schatten plötzlich beginnen würde zu rebellieren, sich weigern würde dir zu folgen? Was wäre, wenn er begänne Dich zu parodieren, Deine Silhouette und Bewegungen so zu verändern, dass es Dir kaum möglich wäre, Dich wieder zu erkennen? Was wäre, wenn so ein Schatten bereits von Dir existierte und Dein Leben im Hier und Jetzt beeinflusste?

Neben der realen Stadt existiert ein digitaler urbaner Raum, der einen immer größer werdenden Teil unserer Kommunikation einnimmt. In dieser elektronischen Welt hinterlassen wir durch unsere sozialen Interaktionen persönliche Spuren. Dabei lässt die Immaterialität dieser Spuren leicht ihre Existenz vergessen. Mehr noch - im Gegensatz zu den Spuren, die wir in der Realität hinterlassen, und die zunehmend verblassen, bis sie unwiederbringlich verschwunden sind, wissen wir in der Regel nichts über ihren Verbleib.

Diese Spuren im digitalen Raum bilden ein virtuelles Gegenstück zu unserem physischen Körper: den digitalen Schatten. Dieser Schatten besteht aus der Gesamtheit der digitalen Daten, die mit unserer Person verknüpft sind. Nicht alle dieser Daten befinden sich aber unter unserer Kontrolle. Sie werden unbemerkt gesammelt, gespeichert, verändert und verkauft. Die interaktive Installation „Digital Shadows" macht das Verhältnis zwischen realen und digitalen Identitäten im urbanen Raum erfahrbar

Der Benutzer der Installation wird beim Vorbeigehen unbemerkt von einer Kamera erfasst (siehe Digital Shadows Schema). Auf einer transparenten Fläche im Raum ist die Projektion einer digitalen Schattenwelt sichtbar. Verschiedene Schattenwesen und Schattenfragemente bewegen sich auf einer Leinwand durch den Raum. Plötzlich entdeckt der Benutzer zwischen diesen verfremdeten Silhouetten und urban anmutenden Fragmenten seinen eigenen digitalen Schattenriss - die Projektion seines verfremdeten Videobildes.

Nachdem der Benutzer sich mit seiner Silhouette identifiziert und vertraut gemacht hat, beginnt er mit seinem Gegenüber und gleichzeitig mit den anderen digitalen Schatten zu spielen. Doch plötzlich löst sich das digitale Abbild von dem Benutzer, verändert seine Erscheinung und beginnt autonom zu handeln. Der Benutzer ist machtlos und muss mit ansehen, wie Fragmente seines digitalen Schattens im Archiv für immer gespeichert werden. Er kann seine Spuren nicht mehr verwischen.

Mehrere solcher Digital Shadows Stationen sind über die ganze Stadt verteilt und miteinander vernetzt und geben somit einen Einblick in die sozialen Interaktionen der elektronischen Welt.

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Hochschule für Künste Bremen
Digitale Medien

URL der Hochschule

» http://www.hfk-bremen.de [link 03]

Betreuer des Projekts

Professor Jörn Schafaff

Kommentar des Betreuers

"Digital Shadows" widmet sich dem Verhältnis von urbanem und virtuellem Raum in Hinblick auf die strukturellen Bedingungen der Konstruktion von Identität. Die Installation versucht, durch eine audiovisuelle Anordnung in Realzeit, das vermeintlich selbstbestimmte und kontrollierte Agieren im Internet mit dem Unbehagen des Kontrollverlustes zu konfrontieren, welcher durch das meist unerwünschte Abgreifen von Nutzerdaten und ihrer fremdbestimmte Rekonfiguration einher geht. Dies geschieht, indem in Anlehnung an Closed Circuit Videoinstallationen aus den frühen Zeiten der Videokunst und in Weiterentwicklung digitaler interaktiver urbaner Installationen der letzten Jahre zunächst eine digital generierte Bildfläche generiert wird, auf der das Publikum mit seinen spiegelartigen Schattenumrissen interagieren kann. Schon bald aber isoliert eine Bilderkennungssoftware einen Ausschnitt der entstehenden Handlungsbilder und überführt diese in eine Bewegungsschlaufe. Aus der vermeintlich unmittelbaren Präsenz eines identischen Abbildes wird ein mittelbares, von den Akteuren gelöstes Bild, gegenüber dem das handelnde Subjekt einen Machtverlust erfährt. Ohne weitere Eingrfissmöglichkeiten verschwindet das Konterfei und taucht nach einem nicht einsehbaren Muster wieder auf, in neuen Konstellationen, in veränderter, verzerrter Form. Statt Identität erfährt das Subjekt die Differenz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung. Die Rücküberführung dieses im Digitalen ablaufenden Prozesses in den städtischen Raum und dessen Visualisierung mit Hilfe rauschartiger, technisch anmutender Ästhetik eröffnet dem Publikum Möglichkeiten, den Stadtraum und den virtuellen Raum der Datenwelt als aufeinander bezogen zu erfahren und die Bedingungen für die komplexen Identifikationsprozesse zu erörtern.

Mit "Digital Shadows" gelingt es der Projektgruppe, im Rahmen des Masterprojekts "THE AUGMENTED CITY" eine kritische Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Stadt und Digitalen Medien herzustellen. Der Einsatz medialer Mittel erschöpft sich nicht im Selbstzweck, sondern schreibt die Reflexion über das Abhängigkeitsverhältnis zwischen digitalen Medien und Benutzersubjekten produktiv in die apparative Anordnung ein.

Seminar / Kurzbeschreibung

Im Mittelpunkt des Internationalen hochschulübergreifenden Masterstudiengang Digitale Medien steht ein einjähriges, forschungsorientiertes Studienprojekt, das so genannte Masterprojekt. Im Sommersemester 2005 und im Wintersemester 2005/2006 richtete die Hochschule für Künste Bremen unter der Leitung von Prof. Roland Kerstein und Gastprofessor Jörn Schafaff ein Projekt mit dem Titel "THE AUGMENTED CITY" aus.

Das Master-Projekt THE AUGMENTED CITY erforscht die Veränderungen des städtischen Raums durch seine Anreicherung mit digitaler Information. Am Beispiel der Stadt Bremen untersucht die Projektgruppe die Herausforderungen, die mit der Digitalisierung der Alltagswelt für das urbanen Zusammenlebens entstehen. Während der Bürger für die Entwickler digitaler Medien häufig primär als Konsument interessant ist, bieten die neuen Technologien darüber hinaus Möglichkeiten zur Organisation neuer Formen gemeinschaftlichen Miteinanders. Innerhalb dieses Spektrums – so die Ausgangsthese – entstehen neue Konzepte des städtischen Raums und neue Umgangsformen der urbanen Kultur. Ein wesentlicher Aspekt ist das Verständnis der "User" als Akteure. Sie sind keine Konsumenten kalkulierter, vorprogrammierter Wahrnehmungs-, Erfahrungs- und Handlungsangebote, sondern entwerfen performativ - unter Einbeziehung des kulturellen Zeichenrepertoires - die aktuelle Rolle ihrer aktuellen Realität.

Mit einer Kombination, künstlerischer, theoretischer und technischer Ansätze entwickelt THE AUGMENTED CITY Szenarien und digitale Anwendungen für den Stadtraum Bremen. Gemeinsame Lektüre zur urbanen und digitalen Kultur, filmische Erkundungen des städtischen Raums, experimentelle installative Interventionen und Systeme des Interaktions-Designs gehören zu den Aufgaben der Gruppe. Begleitet wird das Vorhaben von einer interdisziplinären wissenschaftlichen Analyse zur Entwicklung des digitalen Alltags in der Stadt.

Ein wesentliches Merkmal des Projekts ist die ergebnisoffene Themenstellung. Der Findungsprozess der inhaltlichen, gestalterischen und technischen Bearbeitung ist integraler Bestandtteil des Vorhabens, es gilt für die Studierenden, eigene Aussageformate und -inhalte zu entwickeln und im Zuge dessen eine eigenständige künstlerisch-gestalterische und konzeptuell-theorietische Haltung zu entwickeln.

Das Studierendenteam ist international besetzt, die Projektsprache ist englisch.

Zuordnung Forschungsbereich

Ein Lehr- und Forschungsbereich des Internationalen hochschulübergreifenden Bachelor- und Masterstudienprogramms Digitale Medien im Land Bremen ist die experimentelle und produktorientierte Erörterung des Verhältnisses von urbanen Räumen, digitalen Medien und sozialen Akteuren. Unter dem Stichwort "Urbane Räume" geht es um die strukturellen Veränderungen der urbanen Lebenswelt in Folge der Überlagerung von physischem und medialem Raum. Hiervon ausgehend werden multimediale Systeme, interaktive Räume und Formen der audiovisuellen Artikulation entwickelt und erprobt.

Untersucht wird, auf welche Weise - mit welchen Herausforderungen und welchen Möglichkeiten - der städtische Raum durch seine Anreicherung mit stationären und portablen digitalen Anwendungen Veränderungen erfährt. Der Lehr- und Forschungsschwerpunkt "Urbane Räume" widmet sich insbesondere der Erfoschung und Erprobung des "Augmented Space" (Manovich) in Hinblick auf andere urbanistische und architektonische Konzepte, einem sich wandelnden kulturellen Selbstverständnis und der Veränderung tradierter Formen des sozialen Miteinanders.

  • › digital sparks 2006 [link 04]

» http://www.digitalshadows.de [link 05]

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