Jörg Schütze, Andreas Link, Tibor Müller


22.103

Eine interaktive Rauminstallation der Künstlergruppe pro:ohm


Außenansicht der Installation [link 01]

Außenansicht der Installation

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

Für diese Rauminstallation ist ein Raum von 1,5 Meter Breite x 2 Meter Höhe x 7 Meter Länge in zwei gleich große Bereiche aufgeteilt. Davon ist eine Raumhälfte begehbar. Dieser begehbare Teil des Raumes wird von präzise ausgerichteten Sensoren erfasst. Mit Hilfe dieser Sensorik wird der Raum in ein Raster von 6,5 x 6,5 x 6,5 cm unterteilt. Begibt sich eine Person in diesen begehbaren Teil des Raumes, registrieren die Sensoren den Körper der Person mit eindeutig bestimmbaren Koordinaten (x,y,z). Innerhalb der zweiten, nicht-begehbaren Raumhälfte wurde ein dreidimensionales Raster (6,5 x 6,5 x 6,5 cm) aus hauchdünnen Drähten gespannt. An jedem Kreuzungspunkt der Drähte befindet sich eine Leuchtdiode, der genaue Koordinaten (x, y, z) zugeordnet wurden. Registrieren die Sensoren in der begehbaren Raumhälfte einen Körper,werden für diesen Körper die Koordinaten der angesprochenen Sensoren auf die Dioden übertragen und leuchten. Damit entsteht ein 3D-Abbild eines Körpers im Raum.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Jörg Schütze, Student, HGB Leipzig
  • Andreas Link, Student, HGB Leipzig
  • Tibor Müller, Student, HGB Leipzig

Entstehung

Deutschland, 2005

Eingabe des Beitrags

Jörg Schütze, 15.02.2006
mail@pro-ohm.org [link 02]

Kategorie

  • künstlerische Arbeit

Schlagworte

  • Themen:
    • Mensch-Maschine-Interaktion HCI
  • Formate:
    • Installation
  • Technik:
    • Infrarot Tracking

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

In der Arbeit der Künstlergruppe "pro:ohm" spielt Technik/Technologie als Arbeitsmittel, Objekt, Experiment und Methode zugleich eine wichtige Rolle. Durch den Transfer bekannter Systeme und ihrer Funktionalität in künstlerisch minimalisiert-illusorische Räume provoziert pro:ohm die Fragen nach Zugang und Art eines technisch - binär manifestierten Codes und dessen Milieus. Der Bruch des naiv-traditionellen Blicks, der primär die Technologie zu bewerten sucht, formt in der Praxis von pro:ohm Spannungsfelder, die auf wissenschaftlich-technisch-politischer Ebene unbestimmbare Begrifflichkeiten hervorbringt. "pro:ohm" begreift dabei die technisch-wissenschaftliche Rationalität auch als Teil der künstlerischen Auseinandersetzung, die letztlich für die Entscheidungsfindung bezüglich der Umsetzung von Arbeiten unverzichtbar ist, da das Material ständig versucht ist, sich der Idee gegenüber zu behaupten. "22.103" hinterfragt die Idee von mediatisierten Räumen und ihrer Relevanz zum Finden eigener Bezugspunkte in der Bewußtseins-Gestaltung.

Technik

Technische Beschreibung

Lichtschranken scannen den Raum und sind direkt mit Transistoren verbunden die Knotenpunkte für die Ansteuerung der Leuchtdioden bilden

Hardware / Software

MDF, 22.103 Leuchtdioden, 1.700 Lichtschranken

Kontext

Hochschule / Fachbereich

HGB Leipzig
Medienkunst

URL der Hochschule

» http://www.hgb-leipzig.de [link 03]

Betreuer des Projekts

Prof. Joachim Blank

Kommentar des Betreuers

In den Arbeiten der Künstlergruppe "pro:ohm" (Andreas Link, Tibor Müller, Jörg Schütze) spielen Technik/Technologie als Arbeitsmittel, Objekt, Experiment und Methode zugleich eine wichtige Rolle. Dabei arbeiten sie gerne mit Versatzstücken der Industrie und Informationsgesellschaft: Flugzeugpropeller aus Stahl oder wie im Fall der vorliegenden Arbeit wird über einen Raumeinbau wird immer der physische Raum als "Präsenzraum" thematisiert.

Die vorliegende Arbeit "22.103" verweist schon im Titel auf den Selbstbezug: Die scheinbar große Anzahl von 22103 Leuchtdioden erzeugt einen "pysisch existenten Cyberspace". Die Möglichkeit der Interaktion durch Eintreten in den begehbaren Raum (Positivraum) vor dem Raum, wo das Leuchtdiodenfeld installiert ist (Negativraum), ist eine für die Rezeption der Arbeit wichtige Funktion: erst durch die Eigenbewegung wird der Zusammenhang zwischen "Leuchtdioden an" und "Leuchtdioden aus" erfahrbar. Entscheidend jedoch für die künstlerische Qualitätit der Arbeit sind die mehrfachen Brüche, die das Erleben von Raum thematisieren: Die große Anzahl der Leuchtdioden die ein reales dreidimensionales Leuchtfeld erzeugen stehen in krassem Gegensatz zum engen "Positivraum", der schon von außen als kleine Baumarktholzkabine erkennbar ist. Der von pro:ohm erzeugte Cyberspace wird so auf seine eigenen, räumlichen Bedingungen eingekürzt, auch weil er nicht wirklich betretbar ist, und erzeugt damit den Widerspruch zur These weiteräumigen Cyberspace. Umgekehrt entsteht bei Betreten der Installation eine unheimliche Situation: Durch die minimale, von den Lichtschranken ausgelöste Verzögerung steht man einen Augenblick im absoluten Dunkel des Vorraums, bis die Leuchtdioden intensiv strahlen. Diese Verzögerung erzeugt eine Irritation und provoziert Fragen nach Echtzeit, Lichtgeschwindigkeit. Und genau Fragen wie diese gehören zum Kalkül der Arbeiten von pro:ohm: Was passiert eigentlich wirklich, wenn Technik als reine Technik vorgeführt wird!?

Ich unterstütze die Arbeiten von "pro:ohm".

Seminar / Kurzbeschreibung

Klasse Medienkunst / Prof. Joachim Blank

In der Klasse geht es um eine prozessuale, intermediale, auf Kommunikation und Aufmerksamkeit angelegte Arbeitsweise im Kunstkontext, medialen Kontexten und hybriden Bereichen. Ausgehend von der zeitgenössischen Kunstproduktion steht dabei die gezielte Bespielung von Grenzbereichen zu Design, Popkultur, Wissen und Architektur im Zentrum der Lehre. Die Wahl der künstlerischen Mittel ist den Studierenden freigestellt, jedoch wird der Durchdringungsprozess und die Auswirkung von Medien in alle Lebensbereiche als diskursiver Ausgangspunkt vorausgesetzt. Schwerpunkt dabei ist die Förderung einer individuellen Positionierung zur globalisierten Gesellschaft und darin eine weitgehende Sensibilisierung für spezifisch künstlerische Kontext- und Präsentationsfragen. „Aneignung“, „Umbau“, „Samplen“ und „Mixen“ sind dabei zeitgemäße Praktiken, deren Prozesse und Ergebnisse in allen möglichen künstlerischen Formaten realisiert werden können. In diesem Sinne ist es auch das Ziel, eine Kompetenz zu erreichen, die auf unterschiedliche Umgebungen anwendbar sein kann.

Neben intensivem Einzelunterricht ermöglichen regelmäßig stattfindende Klassentreffen die Vernetzung unterschiedlicher, künstlerischer Handlungsfelder. Dies geschieht durch die Präsentation studentischer Arbeiten, durch Vorlesungen, Gastvorträge, Exkursionen und der gemeinsamen Durchführung von Projekten und Ausstellungen.

Zuordnung Forschungsbereich

Der Studiengang Medienkunst ist einer von vier Studiengängen an der Hochschule für Grafik und Buchkunst.

Meine Klasse für Medienkunst ist eine von vier Medienkunstklassen innerhalb des Studiengang Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Der Abschluß führt zu einem "Diplom für bildende Kunst".

  • › digital sparks 2006 [link 04]

» http://www.pro-ohm.org/online/22103.htm [link 05]

  • › Video - 22.103 [19 MB ] [link 06]
  • › Aufbau - 22.103 [JPEG | 117 KB ] [link 07]
  • › pro:ohm [JPEG | 8 KB ] [link 08]
  • › Innenansicht [JPEG | 58 KB ] [link 09]