Edna Weiß, Nele Jordan


Die Lange Weile,

Oder die Geschichte einer endlosen Abenteuerreise


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Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

Wir sind auf der Suche, immer auf der Suche. Gleichzeitig hoffen wir den Menschen eine Freude zu machen. Wir schenken ihnen, ohne dass sie sich dessen bewusst sind, eine Geschichte.

Zwei Menschen ziehen mit einem Handkarren auf eine gemächliche Entdeckungsreise. Mittels einer auf dem Handkarren montierten Kamera werden die Reisen und die Orte dokumentiert. Bei den Lokalitäten handelt es sich um etwas abseits vom Geschehen liegende Plätze die aber trotzdem jedermann zugänglich sind. Auf der Reise werden Dinge, Bilder, Eindrücke gesammelt, die im Karren verwahrt und dort zu etwas Neuem zusammengefügt werden. Abgesehen davon, dass wir selbst Geschichten sammeln und produzieren thematisiert die Arbeit die subjektive Wahrnehmung von Ereignissen. Der persönliche Blick der beiden sich auf Entdeckungsreise befindenden Menschen wird von der Kamera nicht eingefangen, sie zeigt einen anderen, eigenen Bildausschnitt.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Edna Weiß, Studentin, FH Dortmund
  • Nele Jordan, Studentin, FH Dortmund

Entstehung

Deutschland, 2004-2005

Eingabe des Beitrags

Nele Jordan, 14.02.2006

Kategorie

  • künstlerische Arbeit

Schlagworte

  • Themen:
    • Raum
  • Formate:
    • Installation
  • Technik:
    • Digitales Video

Ergänzungen zur Schlagwortliste

  • subjektive Wahrnehmung  |
  • Geschichten |
  • Reisen

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

Die eigentliche Arbeit ist die Reise selbst. In einer Ausstellung wird das Videomaterial im Wagen an der Stelle, wo vorher die Kamera platziert war, auf einem kleinen Monitor präsentiert. Bei jeder öffentlichen Darbietung werden Bilder des realen Umfeldes zu sehen sein, sprich, für jede Ausstellung werden neue Reisen unternommen. Der Inhalt des Wagens verändert sich nur stückweise. Dinge kommen hinzu, Bilder werden überlagert. Somit gleicht keine Ausstellung der anderen, ist jede einzigartig.

Das Videomaterial dokumentiert den Akt des Reisens. Die beiden den Wagen ziehenden Personen bilden zusammen mit der im unteren Bildanschnitt zu sehenden Klappe einen immer gleich bleibenden Bildrahmen (Bildbeispiele: siehe PDF). Rechts von der Kamera befindet sich eine weitere Klappe, welche geschlossen wird sobald der Wagen hält, etwas entdeckt oder gefunden worden ist. Hier fungiert die Klappe als Filmklappe, als Schnittmöglichkeit. Das Bildmaterial verschmilzt so zu einer endlosen, monotonen Reise. Die Ereignisse werden systematisch ausgespart, so dass die aufgesuchten Orte austauschbar erscheinen. Das in Dortmund durchgeführte Projekt ist in dieser Form auf jeden besiedelten Lebensraum übertragbar.

Der Wagen ist selbstgebaut. Gefundene bzw. schon Gebrauchsspuren aufweisende Baumaterialien unterstreichen den additiven Charakter und die Prozesshaftigkeit des Wagens. Den Wagen hinter sich her ziehend, geben die Reisenden ein fremdes Erscheinungsbild ab und erregen so die Aufmerksamkeit und das Interesse der Passanten.
Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich, vor allem, wenn die Leute die Kamera entdecken. Einige lassen sich abschrecken, andere wiederum zieht gerade die Tatsache, dass eine Kamera läuft, magisch an. Zumeist sind die Menschen neugierig, was in einem solchen Wagen transportiert wird, grundsätzlich kann aber gesagt werden, dass sich die Leute für einen langen Augenblick freuen.
Funktion außerdem: Transport von Fundstücken

Technik

Technische Beschreibung

Materialien/Maße
-Der Wagen besteht aus Metall, Holz, Gummi, Plastik und beinhaltet diverse, teils undefinierbare, Fundstücke. Er ist 120cm Hoch, 90cm Breit und 130cm Lang.
-Edna Weiß: 172,79cm Höhe; Nele Jordan: 175cm Höhe
-Mini-DV Kamera, DAT-Recorder

Das Videomaterial hat z.Z. eine Länge von 40 Min. Geschnitten und nachvertont in Final Cut Pro. (Es sind nur atmosphärische Geräusche zu hören, keine Gespräche.)

Hardware / Software

DVD Player, kleiner Monitor, Lautsprecher

Kontext

Hochschule / Fachbereich

FH Dortmund
FB Design, Grafik-Design und Objekt Design

URL der Hochschule

» http://www.objektstudium.de/ [link 02]

Betreuer des Projekts

Prof. Susanne  Brügger

Kommentar des Betreuers

"Die Lange Weile" thematisiert in lakonischer Manier die Reise - durch ein nichtsignifikantes Gebiet in nächster Nähe. Was prägt sich ein, wer sammelt was? Die Arbeit entstand im Rahmen des Seminars Labor Neue Medien/ Urbanität-Identität-Ruhrgebiet

Seminar / Kurzbeschreibung

Fotografie / Neue Medien
Das Medium Fotografie unterliegt nun schon seit geraumer Zeit einer Wandlung. Die Diskussionen um den dokumentarischen Ansatz des Mediums werden in dem Moment (wieder) laut, wo das alte Massenmedium analoger Fotografie seine wirtschaftliche Grundlage an die digitale Fotografie und Neue Medien verloren hat. Und wie schon bei anderen technologisch überholten Medien zuvor, beginnt auch hier gerade jetzt eine fruchtbare Diskussion um die Eigenheiten dieses Mediums. Viele der bisherigen Funktionen des Mediums Fotografie finden heute bereits ihren Ausdruck in Umsetzungen mit den „Neuen Medien“. Ein Begriff, der seine Qualität aus der betonten Unschärfe zieht, die technologische Entwicklung, die noch zu erwarten ist, bereits mit einkalkuliert und positiv verrechnet, und so gefeit zu sein scheint -
wenn nicht gegen sprachliches Veralten, so doch gegen die technische Überholung. Dieser im Grunde totalitäre Ansatz, der sich im Begriff bereits findet, postuliert stete Gegenwärtigkeit und ist somit signifikant für einen Aktualitätsbegriff, dessen Flüchtigkeit sich gleichermaßen äußert in veralteten, kaum noch zu dechiffrierenden
Programmiersprachen und stets aktualisierten Online Nachschlagewerken, die ihre historische Bedingung vergessen lassen.
Entschleunigung
Das Seminar „Labor Neue Medien“ ist bewußt als „Raum für abseitiges Denken“ angelegt. Auf der Grundlage von Diskussion zu den Neuen Medien und zeitgenössischen wie historischen Produktionen werden eigene Themen/ Projekte von den Studenten erarbeitet, die sowohl im künstlerischen wie auch angewandten Bereich angesiedelt sein können.
Die FH Dortmund ist als Fachhochschule anwendungsorierientiert und praxisnaher Lehre verpflichtet. Der experimentelle Ansatz des Seminars lotet Einsatz- und Anwendungsmöglichkeiten von Neuen Medien nach Möglichkeit in der gesamten Bandbreite aus und nutzt die Zeit der akademischen Ausbildung, unabhängig von gängigen Marktanforderungen eigenständig Themen einzugrenzen und Umsetzungen
zu entwickeln.
Thematisch-konzeptuelles Arbeiten, kritische Distanz zum gewählten Medium, experimentelles Erproben und Originalität (als auch das Infragestellen von Originalität als Wert an sich) stehen dabei im Vordergrund.
Die Studenten kommen aus den unterschiedlichen Studienrichtungen des FB Design und bringen so wertvolle Erfahrungen aus den Bereichen Fotografie, Grafik, Raum-und Objekt in die von Konvergenz geprägten Neuen Medien mit ein.
Forschungsgebiete: Wahrnehmungspsychologie, Wahrnehmungskonventionen,
Zeitwahrnehmung, Gestalterkennung, Zeichensysteme, experimentelle Kartographie, Bedeutungsgenerierung

Zuordnung Forschungsbereich

Storytelling, Archivierung, Zeitwahrnehmung

  • › digital sparks 2006 [link 03]
  • › Die Lange Weile [PDF | 904 KB ] [link 04]
  • › Die Lange Weile - Montage [3 MB ] [link 05]
  • › Sequenz - Die Lange Weile [4 MB ] [link 06]