Ina Hattenhauer, Katherine Landgrebe


Postillion

Eine kommunikative Reise ins Blaue


[link 01]

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

Botschaften, Wünsche, Geschichten, Grüße … – aus dem Blauen heraus ins Blaue hinein. Individuell statt uniform, vergänglich statt permanent. Geruhsam, und doch nicht einsam. Ungewiss. Wirklich. Zeit…los.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Ina Hattenhauer, Idee, Design, Bauhaus-Universität Weimar
  • Katherine Landgrebe, Idee, Design, Bauhaus-Universität Weimar

MitarbeiterInnen

  • Hannes Nützmann, Programmierung PHP, FH Brandenburg

Entstehung

Deutschland, 2006

Eingabe des Beitrags

Ina Hattenhauer, 13.02.2006
ittah@gmx.de [link 02]

Kategorie

  • künstlerische Arbeit

Schlagworte

  • Themen:
    • Design
  • Formate:
    • vernetzt
  • Technik:
    • HTML/ DHTML

Ergänzungen zur Schlagwortliste

  • PHP |
  • JavaScript

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

Entlässt man eine Flaschenpost in die Weite des Meeres oder eine Ballonpost in die Tiefe des Himmels, dann ist dies stets mit der Kenntnis um die Weite der Welt verbunden. Wir wissen: Es gibt Orte, die sind, ohne dass wir dort sind, dort waren oder jemals sein werden. Mit unserer Nachricht entlassen wir ein Stück unseres Selbst in diese Weite, ohne dabei unseren Standort verlassen zu müssen (oder zu können, z.B. wenn man auf einer einsamen Insel gestrandet ist).

Wird die Nachricht abgefangen und es erreicht einen sogar eine Antwort aus einem weit entfernten Ort, hat man symbolisch eine Reise unternommen. Die Flasche oder der Ballon sind jedoch nicht nur der stellvertretende Reisende, sondern auch eine Selbstvergewisserung, ein Lebenszeichen, indem man irgendeinem Fremden zugerufen hat: Hallo, ich bin, ich bin da! ...und meistens nicht mehr.

Unsere Arbeit soll die Möglichkeit geben, ein Stück von sich in der virtuellen Weite des Internets fliegen zu lassen, indem man auch dort eine Flaschenpost oder einen Luftballon auf die Reise schicken kann. Der Reiz dabei ist, nicht zu wissen, wer die Nachricht wann lesen wird und ob man daraufhin Antwort bekommt. Im Gegensatz zu Chatrooms ist diese Art der Kommunikation langwierig, ruhig, gar meditativ, in gewisser Weise mystisch. Die kindliche Vorfreude, die Flasche, den Ballon bzw. das Datenpaket ins Ungewisse zu schicken oder als Finder die Reise zu rekonstruieren, wird auf unserer Website aufgegriffen und simuliert.

Der User bekommt auf der Startseite zufällig einen Ballon oder eine Flasche mit zufälliger Nachricht angezeigt. Diese kann er lesen und – wenn der Absender eine Adresse angegeben hat – beantworten. Sobald der Ballon/die Flasche gefunden wird, ist die zugehörige Botschaft wie in der Realität aus dem Spiel und kann nicht ein weiteres mal angezeigt werden. Daraufhin kann der Finder selbst eine Nachricht losschicken.

Das Internetprojekt greift in die Realität, denn auf die empfangene Nachricht kann auch auf althergebrachte Art und Weise geantwortet werden - in Form einer Postkarte, eines Briefes, eines Telefonats oder gar eines persönlichen Besuches.

Technik

  • › Schematische Erläuterung | Postillion [PDF | 94 KB ] [link 03]

Technische Beschreibung

Der Zufall spielt eine wichtige Rolle in dieser Arbeit. So wird beim Erreichen der Postillon-Hauptseite zufällig bestimmt, ob der Besucher eine Ballon- oder eine Flaschenpost findet. Ebenfalls zufällig ist daraufhin, welche Art Flasche oder Ballons erscheint, (z.B. Bierflasche oder Coladose, grüner oder herzförmiger Ballon etc.). Jede mögliche Ballon- und Flaschenform bildet eine eigene Kategorie, denen jeweils Nachrichten zugeordnet sind. Die Zuordnung der Nachricht zu der jeweiligen Kategorie erfolgte bereits, als der Schreiber der Nachricht seinen Ballon oder seine Flasche auswählte.
Sollte keine Nachricht mehr in einer Kategorie vorhanden sein, wird eine Standard-Botschaft der beiden Gestalterinnen aufgerufen.

Der Nutzer kann die Mitteilung durch das Klicken auf den Ballon/die Flasche in einem Popup-Fenster lesen, woraufhin der Ballon/die Flasche aus der ursprünglichen Seite ausgeblendet wird. Schließt der Betrachter das Popup, wird ein Ballon-Verkäufer geladen, bei welchem man sich einen Ballon oder eine Flasche aussuchen kann, um damit eine eigene Nachricht zu versenden. Wird die Nachricht abgeschickt, fliegt genau dieses ausgewählte Objekt in den Himmel bzw. ins Wasser. Es ist daraufhin erneut möglich, eine Botschaft zu versenden.

Ein Cookie erlaubt es dem User, nur einmal pro Tag einen Ballon zu finden. Es soll damit ein Überschuss an Nachrichten gewährleistet und außerdem ausgeschlossen werden, dass die Nachrichtendatenbank mit einem Mal von einer Person leergeräumt werden kann.

Ein Badwordfilter minimiert vulgären oder rassistischen Inhalt.

Um höchstmögliche Kompatibilität und Funktionalität auf allen Plattformen und modernen Browser zu gewährleisten, wurde die Arbeit als Projekt für die weltweite Web-Öffentlichkeit mit den ureigensten Mitteln des Internets (wie DHTML, PHP, Javascript) umgesetzt. Auf PlugIn-basierte Technologien wie Flash oder Java wurde bewusst verzichtet.

Hardware / Software

Die Arbeit wurde optimiert für Safari 1.3, Mac OS X 10.3.

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Bauhaus-Universität Weimar
Gestaltung, Visuelle Kommunikation

URL der Hochschule

» http://www.uni-weimar.de [link 04]

Betreuer des Projekts

Dipl.-Des. Götz Greiner

Kommentar des Betreuers

Die Arbeit "Postillion" von Ina Hattenhauer und Katherine Landgrebe vollbringt es auf überaus charmante Art und Weise, den heutigen elektronischen Kommunikationswahnsinn zu hinterfragen und einen Gegenpol zu schaffen, der sich zwar des Internets bedient, aber doch prinzipiell gegen seine Regeln agiert. Die bedächtige Art und Weise, mit der in der Realität eine Ballon- oder Flaschenpost übermittelt wird, findet ihren Platz in einem Medium, das eigentlich mit der Schnelligkeit und Komplexität überfrachtet ist, die dem heutigen Zeitgeist innewohnen. Die verspielt künstlerische, aber dennoch klare Gestaltung fügt sich optimal in dieses Bild ein und unterstützt die Kernaussage. Die Arbeit ist präzise ausgeführt und bis ins kleinste Detail durchdacht. Die beiden Studentinnen zeigen, dass sie einer tiefgründigen Idee in allen Aspekten eine schlüssige, amüsante und schöne Gestalt geben konnten.

Seminar / Kurzbeschreibung

Die interaktive Arbeit "Postillion" entstand im Rahmen des Projektes "reisefieber:// the hitchhiker's guide to the galaxy" im Wintersemester 2005/2006 (Studiengang Visuelle Kommunikation, Fakultät Gestaltung, Bauhaus-Universität Weimar).
In diesem Projekt wurde das Internet als eigenständiges Medium untersucht. Das bedeutete, sich in vielschichtiger Weise analysierend auseinanderzusetzen und mit den technischen Mitteln und direkten Möglichkeiten des Web künstlerische Arbeiten zu schaffen, die es hinterfragen, ausloten und spielerisch erforschen. In studentischen Referaten wurden geschichtliche und technische Hintergründe erarbeitet und der Bereich der WebArt anhand mehr oder minder bekannter Netzkunstwerke analysiert.
Das Thema "Reisefieber" sollte durch eine eigenständige Arbeit interpretiert werden.

Zuordnung Forschungsbereich

WebArt, interactive media

  • › digital sparks 2006 [link 05]

» http://www.uni-weima…Landgrebe_Postillion/ [link 06]

  • ›  [3 KB ] [link 07]
  • ›  [2 KB ] [link 08]
  • › Ein Drachenballon fliegt vorbei... [12 KB ] [link 09]
  • › Eine Bierflasche schwimmt vorbei... [12 KB ] [link 10]
  • › Empfangen der Nachricht. [10 KB ] [link 11]
  • › Einen Ballon/eine Flasche auswählen und selbst eine Nachricht schreiben. [27 KB ] [link 12]
  • › Schematische Erläuterung | Postillion [PDF | 94 KB ] [link 13]