Benjamin Matzek

Untergang der Psychoanalyse 221 Jahre später

Ein Versuch zur Erschaffung eines zeitgemäßen Erfahrungsraumes und der Ermöglichung gemeinsamen Erlebens

Nominee of the digital sparks award 2006

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"Der Untergang der Psychoanalyse 221 Jahre später"

Der Tatsache, dass ich das Thema 'Medizin' an den Anfang meiner Nachforschungen gesetzt habe, liegen verschiedene Erfahrungen zu Grunde. Ich möchte hier nur zwei nennen:

1. die Kritik Joseph Weizenbaums an der Biofeedback-Methode (welche ich auch in meiner Hausarbeit "Zeichenkulturen und Kulturzeichen" kurz besprochen habe.)
2. eine Vorlesungsreihe über antike Medizin und Körpervorstellungen von Gerhard Klirr, an der Universität Ulm.

Meine erste Aufgabe sah ich nun darin, dieses große Feld zu durchkämmen, um mir im klaren darüber zu werden, was genau und warum mich dies interessiert.
Plötzlich kam mir ein Buch in den Sinn, dass ich 1999 gelesen habe. Es ist historischer Roman, dessen Protagonist, ein junger Arzt, durch das voraufklärerische Frankreich reist, um den Arzt Anton Mesmer aufzusuchen, der mit seiner umstrittenen Methode des animalischen Magnetismus die Welt der Medizin in Aufruhr versetzte. Der Titel des Buches lautet "Der Zauberbaum – Die Entstehung der Psychoanalyse im Jahre 1785".
Es war eine Szene, die mich besonders beeindruckt hatte: Dr. Mesmer befestigt seine Patienten mit einem Seil an einem Baum und berührt sie, um die fehlerhafte Verteilung der Magnetfelder in ihren Körpern zu korrigieren. Ein Ruck geht durch die Patienten – sie zittern und zappeln, wie von einem starken Stromschlag erfasst. Danach machen sie sich – geheilt – auf den Weg nach hause.
Sofort kam in mir das Bedürfnis auf, dieses Bild umzukehren, sodass nicht mehr der Baum den Menschen, sondern der Mensch den Baum erzittern lässt..


Weil der moderne Mensch keinen Bezug mehr zu dem Ergebnis seiner Handlungen hat?
Weil er seine Umwelt nicht mehr als ein Ganzes, ihm gegenüberstehendes erlebt, sondern als Summe vieler einzelner, unabhängig voneinander existenter Elemente?
Weil er seine Befindlichkeit nicht spüren kann sondern diese anhand von externer Interpretation analysieren lassen muss?

Der (post)moderne Mensch ist aber nicht so gefühllos, als dass er nichts von diesen Problematiken mitbekäme. Nur so ist das ständig steigende Interesse an fernöstlichen Heilpraktiken, die Zuwendung vieler junger Menschen zur Religion und ein Aufleben der Freizeitkreativität zu erklären.

Ich muss nun klären, was ich dem postmodernen Menschen wie genau geben will.

1. ich möchte seine Verfassung in ein Objekte, einen charakteristischem Gegenüber leiten.
2. mehrere Betrachter sollen sich gleichzeitig „anschließen“ können.
3. ihr Zustand soll nicht „neutral“ visualisiert, sondern von diesem Objekt reflektiert gespiegelt werden



Research und Technik:
- Motoren (Modellbau) über ServiceUSB mit Director zu steuern
- Sie mit verschiedenen beweglichen Elementen verbinden und die Reaktion und Bewegung zu studieren
- Weitere Lektüre(möglichkeiten): Jacques Lacan, Sigmund Freud, Auszüge aus dem „Zauberbaum“(Peter Sloterdijk), Kommentare zu Dr. Mesmer, aktuelle Kommentare zur Psychoanalyse und Biofeedback, Zurückblicken auf eigene Texte(Hausarbeiten)




Ein süddeutscher Hersteller von Biofeedback Maschinen, bei dem ich nach vergünstigten Maschinen angefragt habe, hat sich interessiert an meinem Projekt gezeigt. Eine weitere Quelle könnten auch Gespräche mit Spezialisten dienen. Diese Methode könnte mir von großem Nutzen sein, da ich einerseits viel Zeit alleine mit dem Thema verbracht habe und andererseits, weil mögliche Interessenten an meiner Arbeit automatisch davon mitbekämmen. Wie sich diese Interesse äußern könnte, darauf weiß ich mir im Moment selbst keine rechte Antwort zu geben – aber ich glaube es gilt, Türen freundlich zu öffnen und erst dann zu schauen, wer davor steht.


Eine narrative Ebene möchte ich vermeiden, zu Gunsten einer Reduktion des Baumes auf reine Präsenz – nicht als Vermittlung von etwas Drittem, ohne vorherbestimmte Entwicklung.


Die zweite Abbildung stellt meine – für dieses Projekt relevante – Vorstellung der Welt im Jahre 1785 (links) und 2005 (rechts) dar. Der Baum (links der Zauberbaum, rechts mein Lattenbaum) entspricht jeweils dem Strich, welcher die Verbindung darstellt. Dieser Strich ist eine Ergänzung, die die Wiederherstellung eines ins Wanken geratenes Verhältnis des Individuums zu seiner Umwelt symbolisiert. Dr. Mesmer tat dies durch den Ausgleich des magnetischen Feldes. Ich ... – werde noch herausfinden, wodurch ich dies erreichen könnte.



v. Benjamin Matzek.