Norbert Riedelsheimer, Bettina Hiel


X – Informationssystem öffentlicher Verkehrsmittel im urbanen Raum

Entwicklung eines medienübergreifenden Informationssystems im öffentlichen Personennahverkehr.


Anzeige der individuellen Fahrtroute am Terminal [link 01]

Anzeige der individuellen Fahrtroute am Terminal

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

Die Konzeption eines visuell und kognitiv einheitlichen Informations- und Navigationssystems für den ÖPNV durch den Einsatz digitaler Medien und neuer Technologien war das Ziel der Diplomarbeit von Bettina Hiel und Norbert Riedelsheimer an der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd. Ein crossmediales Informationssystem , das auch verbundübergfreifend funktionieren kann, ist das Resultat. Die Informationsdarstellung im ÖPNV ist in Relation zu den technischen Möglichkeiten nicht genügend ausgebildet. Der statische Charakter gedruckter Information im ÖPNV erlaubt nicht, Visualisierungen an einzelnen Standpunkten kurzfristig zu aktualisieren. Die digitalen Medien bieten im Bereich der Visualisierung von komplexen Informationssystemen – wie im ÖPNV – das Potenzial, Routendaten durch den Einsatz von Multimodalität unter den Aspekten Raum, Zeit und Bewegung zu vermitteln. Durch ein digitales Informationssystem können dem Fahrgast Distanzen räumlich und zeitlich präsentiert werden. Individuelle Informationen sollen dem Reisenden bis zum Ziel zur Verfügung stehen. Die Ausgabe von digitalen Routeninformationen im ÖPNV findet bisher nur in Textform statt. Die visuell einheitliche grafische Darstellung von Informationen in einem
durchgängigen medienübergreifenden System (Terminal/Ausdruck/Mobiles Endgerät) ist im
ÖPNV bisher so nicht im Einsatz. Ein bundesweiter Standard könnte geschaffen werden.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Norbert Riedelsheimer, Student/Projektbearbeitung, Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd
  • Bettina Hiel, Studentin/Projektbearbeitung, Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd

Entstehung

Deutschland, 2005

Eingabe des Beitrags

Norbert Riedelsheimer, 11.02.2006
norbert.riedelsheimer@hfg-gmuend.de [link 02]

Kategorie

  • Forschungsprojekt

Schlagworte

  • Themen:
    • Interface |
    • Informationsarchitektur |
    • Informationsdesign |
    • Mobile Computing |
    • Graphische Benutzeroberfläche GUI
  • Formate:
    • Modell |
    • Computeranimation

Ergänzungen zur Schlagwortliste

  • Orientierung |
  • Verkehr |
  • Informationssystem

Inhalt

  • › Fotos und Screenshots des Prototypen [PDF | 4 MB ] [link 03]
  • › Anwendungsbeispiel Terminal [16 MB ] [link 04]

Inhaltliche Beschreibung

Beim Besuch einer unbekannten Stadt fehlen Erfahrungen über die jeweilige urbane Situation. Um sich orientieren zu können, muss der Reisende seine Position kennen und über die Lage seines Ziels im Raum Bescheid wissen. Der Besucher kann Distanzen räumlich und zeitlich nicht einschätzen. Zur Benutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist er auf Informationssysteme angewiesen.

Informationssysteme sollen dabei vorallem an Entscheidungspunkten Klarheit schaffen, Fragen beantworten und zur Erkennung und Bestätigung des gesuchten Ziels eingesetzt werden. Erst die substantielle informationsgestalterische Konzeption und Ausarbeitung macht dem Benutzer ein Informationssystem zugänglich und führt zu höherer Qualität. Aufbauend auf Studien aus den Bereichen Semiotik, Wahrnehmungspsychologie und Usability, wurde ein grafisches Benutzer-Interface unter Berücksichtigung crossmedialer Informationsaufbereitung ausgearbeitet.

Die Nahverkehrssysteme sind in einem notwendig stetigen Wachstumsprozess und bilden damit zunehmend Komplexität aus. Durch diese Komplexitätssteigerung sind auch die Anforderungen an das Aufkommen und die damit verbundenen Darstellungen der Informationen gewachsen. Der Nutzer steht dieser Komplexität häufig hilflos gegenüber. Während der Diplomarbeit wurden gestalterische Grundlagen entwickelt und verifiziert, die in der Lage sind, dieses immens wachsende Informationsaufkommen zu strukturieren und zu vereinfachen. Die visuelle Gestaltung kann in dieser Situation hilfreich eingreifen, indem sie sowohl allgemeine, als auch individualisierte Zugänge zum ÖPNV schafft, verschiedene Systemkomponenten eines Verkehrsverbundes einheitlich gestaltet und zugänglich macht, unterschiedliche Medientypen visuell einheitlich behandelt und diese optimal miteinander verbindet.

Die Analyse mediengerechter Informationsdarstellung hat sich in Relation zum raschen Voranschreiten technischer Entwicklungen nicht genügend ausgebildet. Diese Hypothese wird bei einem Rückblick in die Geschichte der Informationsgestaltung sehr deutlich. 1931 konzipierte Henry C. Beck seinen ersten Entwurf für die London Underground Map. Diese stellt eine vom konventionellen Stadtplan abstrahierte Informationsgrafik dar und ermöglicht somit eine schnelle Rezeption des öffentlichen Verkehrsnetzes. Dieses System hat sich bis heute durchgesetzt und wurde weltweit auf unterschiedliche Verkehrsinformationssysteme im öffentlichen Bereich übertragen. Durch die besagte steigende Komplexität und die technischen Möglichkeiten in unserer heutigen Zeit sahen wir einen großen Bedarf, dieses System zu überarbeiten. Das Potential, in diesem Bereich einen neuen, allgemein gültigen Standard zu schaffen wurde in der Diplomarbeit deutlich.

Technik

Technische Beschreibung

Terminal:
Das Projekt besteht aus einem Prototypen in Form einer Macromedia Flash Anwendung.
Durch die Rückprojektion auf eine Plexiglasscheibe konnte die Terminalsituation simuliert werden.

PDA:
Auch hier wurde eine Macromedia Flash Anwendung erstellt, die als prototypische Lösung auf einem mobilen Endgerät präsentiert wurde.

Hardware / Software

Die Ausarbeitung von mehreren Anwendungsbeispielen liegt in Form von Quicktime-Filmen vor.
Diese sind zusammen mit den oben erwähnten Flash-Anwendungen und der Projektdokumentation auf einer CD (Mac & Windows) gesammelt.

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Fachhochschule Schwäbisch Gmünd, Hochschule für Gestaltung
Informations- und Mediengestaltung

URL der Hochschule

» http://www.hfg-gmuend.de [link 05]

Betreuer des Projekts

Professor Hans Krämer

Kommentar des Betreuers

Aufgabenstellung des Projekts war es, Ortsunkundigen, die mit unterschiedlichen persönlichen Motivationen auf individuelle, selektive Informationen zur Orientierung in einer ihnen nicht vertrauten urbanen Umgebung angewiesen sind, diese zugänglich zu machen und damit - im Sinne einer nachhaltigen ressourcenschonenden Mobilität - den öffentlichen Nahverkehr attraktiv zu machen.
Üblicherweise steht die Entwicklung des Interfaces nach wie vor in der Tradition der Informatik als spezifische Ingenieurswissenschaft. Der Ingenieur entwickelt das Gesamtsystem einschließlich Interface, von der Systemarchitektur, über die Programmierung, die Datendarstellung auf dem Bildschirm und die Art und Weise der Interaktion (der Kommunikation) des Nutzers mit dem System. Dass die dabei erzielten Ergebnisse in aller Regel hinter den angestrebten Zielsetzungen zurückbleiben und zu wünschen übrig lassen, ist offensichtlich: die Zielgruppe der Nutzer ist eben in den wenigsten Fällen mit dem Wissen eines Programmierers ausgestattet und infolge dessen oft mit der Bedienung technologiegetrieben entwickelter Interfaces überfordert.

Die Prämisse der beiden Bearbeiter, dass andere Wissenschafts- und Forschungsfelder den Ausgangspunkt für die Konzeption, Entwicklung und Realisierung eines Systeminterfaces bilden müssen, findet in der Diplomarbeit konsequent ihren Niederschlag und garantiert damit ein Interface, das die Bedürfnisse des Nutzers in den Mittelpunkt stellt. Darüber hinaus zeichnet sich die Konzeption noch weitergehend dadurch aus, dass die Zugehörigkeit der Nutzer zu Gruppen, zu 'communities' und deren damit verbundenen Anforderungen an ein Informationssystem und –interface, ebenfalls in beispielgebender Weise berücksichtigt wurde.
Zusammenfassend ist die innovative und zukunftsweisende Leistung des Projekts darin zu sehen und zu würdigen, dass die Bearbeiter ihr Interface mit dem Primat, eine positive Erfahrung des Nutzers zu ermöglichen, entwickelt haben und darin erfolgreich waren. Ein wesentlicher Beitrag der Arbeit besteht zudem darin, die zunehmend verschwindenden Grenzen zwischen Hard- und Software, die Veränderung der interaktiven Beziehung zum System, die Übergänge zwischen zweidimensionaler, dreidimensionaler und zeitbasierter Informationsdarstellung mit in den Blickpunkt genommen zu haben. Modellhafte Ansatzpunkte für integrative und interdisziplinäre Gestaltungsprozesse bei denen Repräsentanten unterschiedlicher Wissensbereiche bei der Konzeption, Gestaltung und Implementierung von Produkten, orientiert an den Bedürfnissen und Wünschen des Nutzers, selbstverständlich zusammenwirken, lassen sich auf der Grundlage der Diplomarbeit von Bettina Hiel und Norbert Riedelsheimer realistisch entwickeln. Diese Modelle – interdisziplinär, kooperativ und
»human-centered«, psychologische, soziale und kulturelle Faktoren wie auch technische und wirtschaftliche Auswirkungen mit einbeziehend, werden sowohl in der Wirtschaft wie auch in akademischen Institutionen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Insofern geht die Bedeutung der Diplomarbeit auch über die Entwicklung eines Interfaces weit hinaus und steht für die gesamte Bandbreite der Gestaltung von Systemen und Produkten, die dabei den Menschen als Nutzer zum Maßstab machen.
Die Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd hat neben den traditionellen Feldern des Kommunikations- und Produktdesigns ihren Fokus auch im Medienbereich: die effektive Kommunikation zwischen Nutzer und System, die Visualisierung und Navigation durch Informationsräume, die gestalterische Aufbereitung ort- und zeitbasierter Information, die Befassung mit Anforderungen, die durch zunehmende Mobilität entstehen sowie die Einbeziehung technischer Entwicklungen im Bereich mobiler Endgeräte machen die Diplomarbeit von Bettina Hiel und Norbert Riedelsheimer im Sinne der Gestaltungsauffassung unserer Hochschule zu einem beispielgebenden Projekt.



Seminar / Kurzbeschreibung

Diplomarbeit im Studienschwerpunkt ‚Digitale Medien’

Zuordnung Forschungsbereich

Der Studienschwerpunkt Digitale Medien befaßt sich vorrangig mit multimedialen, vernetzten Kommunikationsprozessen und Anwendungen, die Aspekte der Zeitdimension, des bewegten Bildes und der Interaktivität aufweisen. Neben der Gestaltung von vernetzten Informationsstrukturen, Aspekten der Navigation und Interaktivität geht es um die Integration unterschiedlicher Gestaltungsmittel und Erprobung medialer Anwendungen.

  • › digital sparks 2006 [link 06]
  • › Fotos und Screenshots des Prototypen [PDF | 4 MB ] [link 07]
  • › Dokumentation Teil 1 [PDF | 4 MB ] [link 08]
  • › Dokumentation Teil 2 [PDF | 3 MB ] [link 09]
  • › Anwendungsbeispiel Terminal [16 MB ] [link 10]