Marcus Felix Wendt


Crave

Ein generatives Drama


Crave [link 01]

Crave

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

"Crave" ist eine 4-Kanal-Toninstallation, inspiriert durch das gleichnamige Bühnenstück von Sarah Kane. Vier unterschiedliche Charaktere treffen wie zufällig im selben Raum aufeinander. In der Begegnung werden ihre schweifenden, banalen, finsteren Gedanken zu Vorwürfen, Urteilen und Einsichten. Zum Höhepunkt hin verdichten sie sich bis zur Unerträglichkeit, bis die Spannung sich im wiederkehrenden Alltagsgeplänkel verliert, das letztlich wieder die Kontrolle über unsere Gefühle und unser Handeln übernimmt.

Die Textfragmente werden von einer Software nach einer Partitur komponiert, die an die Dramenstruktur angelehnt ist. Durch die Anordnung der Lautsprecher im Karree und die 4-Kanal-Auflösung wird ein akustischer Raum aufgespannt, in dem sich die Figuren, zwischen den Kanälen wechselnd, bewegen. Die fehlenden visuellen Eindrücke sensibilisieren den Besucher für die Stimmen.

In der Runde von Charakteren sitzt der Besucher immer "zwischen den Stühlen". Für sich allein betrachtet erscheinen die Fragmente diffus und wenig zusammenhängend. Erst der Betrachter, die fünfte Person im Raum, füllt mit seinen Gedanken die Lücken zwischen den Fragmenten. Seine Begierde, den Dialog zu lesen, erzeugt in "Crave" jene Alltagsdramen, in denen wir uns so oft gefangen finden. Das generative Enstehen der Dialoge verstärkt die Objektivität des Autors und vergrößert den Raum für persönliche Assoziationen: Es sind nicht seine Gedanken, die wir verfolgen; es sind unsere eigenen.

In einer anderen Version wurde "Crave" als Videoinstallation in der MONITORING-Ausstellung beim 22. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest gezeigt.

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Kunsthochschule Kassel
Visuelle Kommunikation

URL der Hochschule

» http://kunsthochschu…/www.outbox-kassel.de [link 02]

Betreuer des Projekts

Prof. Joel Baumann

Kommentar des Betreuers

In "Crave" setzt sich Marcus Wendt gleichermaßen mit persönlichen wie auch aktuellen Themen auseinander. Die Installation kann fesseln und verwirren. Sie darf den Betrachter sogar "kalt lassen". Sie ist nicht auf das Schockmoment der meisten Medieninstallationen aus. Ihre Inspiration, das gleichnamige Theaterstück von Sarah Kane, würde das auch nicht zulassen. Diese Arbeit wehrt sich auch gegen die Technikverliebtheit, die sich bei Medienkunstarbeiten so oft in den Vordergrund drängt. So bleibt die komplexe generative Programmierung des Kompositionsprogramms versteckt, um den Inhalt in den Vordergrund zu rücken.

Seit einigen Jahren hat sich Marcus Arbeitsschwerpunkt von generativer Grafik mehr zur Interaktivität hin verschoben. Nach ton- und bewegungsreaktiven Arbeiten geschieht die Interaktion mit dem Besucher bei "Crave" auf einer viel subtileren, psychologischen Ebene. Durch die generative Komposition der Phrasen entstehen überraschende Assoziationswelten, in denen der Zuschauer zum Voyeur wird – so lang bis er sich selbst zwischen den Persönlichkeiten wieder findet. Es ist ein bisschen wie an einer Tür lauschen - plötzlich wird die innere Stimme laut.

Seminar / Kurzbeschreibung

Marcus Wendt nimmt schon seit Anfang meiner Tätigkeit an der Kunsthochschule Kassel an vielen Seminaren teil. Die Themen sind zwar spezifisch, doch hat Marcus das Geschick immer eigene Abwandelungen daraus zu spinnen, die sozusagen als Selbstläufer dann zu Einzelprojekten werden. Schon während des Seminars "tomato global workshop" (2003) sprach Marcus über sein Interesse am gleichnamigen Theaterstück von Sarah Kane. Realität und Inszenierung und die Überschneidung von Intimsphäre und öffentlichem Raum sind aktuelle Themen mit denen wir uns im Fachbereich stark auseinandersetzen.

Zuordnung Forschungsbereich

Visuelle Kommunikation / Neue Medien

  • › digital sparks 2006 [link 03]

» http://www.marcuswendt.de [link 04]

  • › Infokit Crave [PDF | 641 KB ] [link 05]
  • › Crave Audio-Demo [MP3 | 3 MB ] [link 06]
  • › Crave Audio-Demo [MP3 | 3 MB ] [link 07]