Marcus Felix Wendt

Crave

Ein generatives Drama

Nominiert für den
Digital Sparks Award 2006

Crave

Crave

Inhaltliche Beschreibung

"Crave" ist eine 4-Kanal-Toninstallation, inspiriert durch das gleichnamige Bühnenstück von Sarah Kane. Vier unterschiedliche Charaktere treffen wie zufällig im selben Raum aufeinander. In der Begegnung werden ihre schweifenden, banalen, finsteren Gedanken zu Vorwürfen, Urteilen und Einsichten. Zum Höhepunkt hin verdichten sie sich bis zur Unerträglichkeit, bis die Spannung sich im wiederkehrenden Alltagsgeplänkel verliert, das letztlich wieder die Kontrolle über unsere Gefühle und unser Handeln übernimmt.

Die Textfragmente werden von einer Software nach einer Partitur komponiert, die an die Dramenstruktur angelehnt ist. Durch die Anordnung der Lautsprecher im Karree und die 4-Kanal-Auflösung wird ein akustischer Raum aufgespannt, in dem sich die Figuren, zwischen den Kanälen wechselnd, bewegen. Die fehlenden visuellen Eindrücke sensibilisieren den Besucher für die Stimmen.

In der Runde von Charakteren sitzt der Besucher immer "zwischen den Stühlen". Für sich allein betrachtet erscheinen die Fragmente diffus und wenig zusammenhängend. Erst der Betrachter, die fünfte Person im Raum, füllt mit seinen Gedanken die Lücken zwischen den Fragmenten. Seine Begierde, den Dialog zu lesen, erzeugt in "Crave" jene Alltagsdramen, in denen wir uns so oft gefangen finden. Das generative Enstehen der Dialoge verstärkt die Objektivität des Autors und vergrößert den Raum für persönliche Assoziationen: Es sind nicht seine Gedanken, die wir verfolgen; es sind unsere eigenen.

In einer anderen Version wurde "Crave" als Videoinstallation in der MONITORING-Ausstellung beim 22. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest gezeigt.