Markus Schuhbauer


Small World Networks

"The world is smaller than we might imagine!" - "Die Welt ist kleiner als man denkt!"


Small World Network - Jeder Mensch kennt sich auf der Erde über nur 6 Ecken [link 01]

Small World Network - Jeder Mensch kennt sich auf der Erde über nur 6 Ecken

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

“So klein ist die Welt“ ist eine gebräuchliche Redewendung im Alltag, doch die wenigsten Menschen fragen sich, welcher Wahrheitsgehalt hinter dieser Aussage steckt. Die Suche nach einer Ihnen unbekannten Person auf diesem Planeten scheint wie die Suche der Stecknadel im Heuhaufen. Dass es jedoch problemlos möglich ist, eine Einzelperson mittels Nutzung von Netzwerkkontakten innerhalb weniger Zwischenkontakte aufzuspüren, belegt mein Online-Experiment, als Baustein der vorgestellten Small World Network Webseite (www.small-world-network.com).

Im Rahmen meiner Bachelorarbeit an der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Hall im Studiengang Mediengestaltung entstand dieses Internetprojekt. Die von Stanley Milgram aufgestellte These, dass sich jeder Mensch auf der Erde über nur sechs Ecken kennt, galt es zu hinterfragen, und mittels eines Online-Experiments, bei dem ich eine Freundin in Hong Kong im Internet zur Fahndung ausgeschrieben hatte, startete ich die Probe aufs Exempel.

Eine Grundwebseite mit Basisinformationen über meine Zielperson - Name, Wohnort, Ausbildungsdetails und Interessen - dienten als Ausgangsinformation. Durch Marketingmaßnahmen, wie der Veröffentlichung der Experiment-URL in verschiedenen E-Mail-Verteilern und der Aussendung von Pressemitteilungen startete das Experiment und ich ermutigte die Experimentteilnehmer zu prüfen ob es wirklich wahr ist, dass sie jeder Mensch auf der Erde über nur wenige Ecken kennt.

Die User erhielten auf der Webseite die Schlüsselinformationen über das Experiment und wurden aufgefordert, eine Person aus Ihrem Bekanntenkreis vorzuschlagen, von der sie glauben, dass diese einen Schritt näher an meiner Zielperson in Asien dran sein könnte. Durch die Experimentteilnahme wurde eine personalisierte E-Mail als Einladung zur Experimentteilnahme an die vorgeschlagene Person geschickt.

Innerhalb kürzester Zeit wanderten zahlreiche Einladungen durch die sozialen Netzwerke, und Menschen aus allen Kontinenten wurden ermutigt, die Suche nach Phoebe So Wing Lam weiterzutreiben.

Die User der Webseite wurden durch tägliche Online-Updates über den Experimentverlauf auf dem Laufenden gehalten und anhand einer digitalen Weltkarte konnte man die globale Ausbreitung der Wohnorte der User mitverfolgen. So wurde eine Verknüpfung der sozialen Netze der Experimentteilnehmer schnell sichtbar und ein Suchraster erkennbar. Zudem konnten die Teilnehmer einen Online-Newsletter abonnieren, der sie über aktuelle Geschehnisse informierte.

Innerhalb kürzester Zeit wanderten viele der Suchketten nach Asien, nach Hong Kong, und ins soziale Umfeld der gesuchten Person. Während der dreimonatigen Bearbeitungszeit meiner Bachelorarbeit fanden 2 Ketten den vollen Weg bis zur Zielperson, einmal innerhalb 4 und einmal in 7 Schritten. Bei vielen weiteren war eine klare Tendenz erkennbar, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Interessant war auch die Teilnehmerrate, die zwar mit jedem Schritt proportional abnahm, aber mit einer Fortsetzungsrate von knapp 25% weit über der üblichen Teilnehmerrate von Online-Umfragen (ca. 1-2%) lag.

Das Small World Experiment galt als Kernmodul der Small World Network-Webseite. Diese dient als Träger der Experimentergebnisse, aber auch als Informationsplattform zur Verdeutlichung, dass wir ständig von Netzwerkstrukturen umgeben und von ihnen abhängig sind, seien es technische Netzwerke wie das Internet, Telekommunikation, Verkehrssysteme wie öffentliche Verkehrsmittel, soziale Netzwerke, und auch die Fortbewegung und Ausbreitung von Seuchen und Krankheiten. Netzwerksysteme bestimmen unseren Alltag.

Die Experimentergebnisse und Einflüsse während des Projektablaufs dienten zur Entwicklung eines Designkonzepts, dass auch die ständige Fortbewegung und Entwicklung in das Look and Feel der Webseite und in die Steuerung der Navigation aufnahm.

Hauptziel des Designkonzepts war, das komplexe und teils abstrakte Thema, interessant, unterhaltend, aber auch klar strukturiert und benutzerfreundlich zu präsentieren. Das Design, die Konzeption und die technische Umsetzung sollten eine Einheit bilden und beim User Impulse setzen sich weiter mit der Thematik von komplexen Netzwerkstrukturen auseinanderzusetzen.

Um einer möglichst breiten Zielgruppe die passende Information zu bieten, gibt es auf der Webseite sowohl Bereiche mit Fakten, als auch unterhaltende Elemente zum Spielen, Entdecken und Interagieren. Dem User bietet sich somit ein breit gefächertes Angebot, sich über Netzwerkssysteme zu informieren, diese zu erleben und zu begreifen, sowie das Phänomen, dass jeder Mensch auf der Erde mit jedem anderen in nur wenigen Zwischenschritten verbunden ist, verstehbar zu machen.

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Fachhochschule Schwäbisch Hall - Hochschule für Gestaltung
Mediengestaltung

URL der Hochschule

» http://www.fhsh.de [link 02]

Betreuer des Projekts

Prof. Martin Koeppl

Kommentar des Betreuers

Zu dem Zeitpunkt, als das "Small-World-Network-Projekt" vor zwei Jahren abgeschlossen wurde, war SARS das globale Schreckgespenst westlicher Epidemiologen, das ähnlich wie heute die Vogelgrippe zwar am anderen Ende des Globus zuerst aufgetaucht war, dann aber aufgrund von direkten Kontakten potentiell und reell mittels technischer und biologischer Transportmedien überraschend schnell global verteilt werden konnte und kann.

"Small-World-Networks" werden uns von Markus Schuhbauer nahegebracht und überzeugend dargestellt als Analogstrukturen zu Ausbreitungsmustern von Infektionskrankheiten, zu Sozialen Netzen, und zu Kommunikations- und Transportinfrastrukturen.
Auf der Grundlage von soziologischer Theorie (S. Milgram und D. Watts) verortet das Small-World-Network-Projekt eine auf den ersten Blick phantastische Geschichte im Internet: „Six Degrees of Separation“ bezeichnet die These, dass jeder Mensch auf der Erde mit jedem beliebigen Anderen über maximal sechs Links von jeweils bekannten Kontakten verbunden werden kann. Das Projekt testet diese These durch ein praktisches, experimentell gestaltetes Suchspiel. Netzkunst wird so zur Sozialen Plastik mit einer sich selbst reflektierenden Komponente. Als Ergebnis drängt sich eine Einsicht auf, in die fortschreitende Umkehrung des etablierten Verhältnisses von Privatheit und Öffentlichkeit in ihrem Bezug auf den Raum. „Früher“ war der öffentliche Raum der physische, der Interaktion ermöglichte und infrastrukturierte. Der private Raum war der virtuelle im Kopf, in dem die Gedanken frei und die Identitäten, wie die Ängste, frei flottierend sein konnten. Heute wird der öffentliche Raum zunehmend kommunikationsvernetzter, virtueller, und immaterieller, während das Private, authentisch und individuell Eigene zunehmend an die Materialität der Körper gebunden ist und an deren Lokalisierung im physischen Raum. Hier geschieht dann eine weitere Verortung: Die Digitalität der Six Degrees wird am Ende der Kommunikationskette in den körperlichen Raum des Individuums gebracht.

Seminar / Kurzbeschreibung

Bachelor-Arbeit und Kolloquium

Zuordnung Forschungsbereich

Interactive Geo-Media and Urban Art

  • › digital sparks 2006 [link 03]

» http://www.small-world-network.com [link 04]

  • › Flowchart der Webseite [35 KB ] [link 05]