Janne Höltermann

Kameras

2-Kanal Videoinstallation, 8:28 Min. Loop

Nominee of the digital sparks award 2006

Kameras, Kunsthalle zu Kiel, Feb. 2005

Kameras, Kunsthalle zu Kiel, Feb. 2005

University / department

Muthesius Kunsthochschule
Freie Kunst

University URL

» http://www.muthesius…unsthochschule.de/de/

Project supervisor

stellvertr. Prof. Ralf Weißleder

Supervisor commentary

"Kameras" von Janne Höltermann arbeitet mit den Mitteln äußerster Reduktion. Ich schätze die Einfachheit, die Jannes Arbeit hat, und die komplexen Zusammenhänge, die impliziert sind. Für mich macht das die Stärke auch dieser Arbeit aus: "Kameras" kommt fast simpel daher, lässt sich unter formal-ästhetischen Kriterien gut anschauen, bietet aber bei genauerem Hinsehen Stoff für grundlegende Diskussionen.

Zu sehen sind ja eigentlich nur bewegte Bilder, die zwei Videokameras gemacht haben, während sie sich gewissermaßen gegenseitig filmten. Das Medium Video reflektiert sich hier allerdings auf schlagende Weise selbst: Seine Werkzeuge tauchen gleichzeitig und gleichermaßen als bildgebendes Subjekt und abgebildetes Objekt auf. Und die erzeugten Bilder sind genauso doppelbödig, zeigen Kamerabewegung einerseits als Bewegung einer im Bild sichtbaren Kamera, andererseits als sich bewegendes Bild. Die Versinnlichung dieser Kamerabewegungen (meines Erachtens nach das eigentliche „Thema“ von ‘Kameras’) gelang Janne Höltermann, indem sie die Videosequenzen mit einem einfachen Echo-Filter belegt hat. Jedes Bild zeigt so auch eine bestimmte Anzahl seiner Vorgänger, reicht damit zurück in seine eigene Vergangenheit und verweist auf seine Entstehungsbedingungen.

In der Projektion lassen die Sequenzen verschiedene Assoziationen zu, die über Video hinausweisen. Ich denke beispielsweise an Malerei und Kalligrafie und Spuren, die ein Pinsel auf einer Fläche hinterlässt. Auch kann man die Bilder als bewegte Zeichnungen in einem vorgestellten Raum lesen. Skulpturale Aspekte hat ‘Kameras’, wenn man sich die gezeigten Objekte dreidimensional denkt: seltsame, sich ständig verändernde Dinge, die ihre Form zu jedem Zeitpunkt einer gerade vollzogenen Bewegung verdanken.

Bemerkenswert finde ich in diesem Zusammenhang einen Zwischenschritt, den Janne unternahm, bevor sie an ‘Kameras’ arbeitete. Tatsächlich versuchte sie sich an skulpturalen Formen, die sich aus der Bewegung von Objekten ergaben.

Course abstract

"Kameras" ist nicht im Rahmen eines Seminars entstanden; es handelt sich hier um Janne Höltermanns Diplomarbeit, den praktischen Abschluss ihres Kunststudiums: im Prinzip eine „freie“ Arbeit. Die Entstehung der Arbeit wurde von Arbeitsgesprächen begleitet, die als Einzelgespräche oder in der Klasse stattfanden. Entwickelt hat sich "Kameras" aus zahlreichen Videoarbeiten, in denen Janne während ihres Studiums Räume und die darin möglichen Bewegungen untersuchte. So geht es in "Kameras" nicht nur um die Reflexion des Mediums an sich, sondern auch um die Reflexion der eigenen Tätigkeit: Die Diplomarbeit ist Konsequenz und Ergebnis Jannes Studiums.

Relation to the research area

Die Arbeit "Kameras" von Janne Höltermann ist eingebettet in den Diplomstudiengang Freie Kunst in der Fachklasse für Medienkunst/Kunst mit Medien an der Muthesius-Hochschule (heute: Muthesius Kunsthochschule) in Kiel.

Fotografie und Video/Experimentalfilm bilden die Schwerpunkte in der Klasse, die darüberhinaus gekennzeichnet ist durch Offenheit für alle Formen künstlerischer Praxis. Hervorzuheben sind dabei Rauminstallationen, Textarbeiten, Sound und Performance.