Janne Höltermann


Kameras

2-Kanal Videoinstallation, 8:28 Min. Loop


Kameras, Kunsthalle zu Kiel, Feb. 2005 [link 01]

Kameras, Kunsthalle zu Kiel, Feb. 2005

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

Zwei Kameras, die über Seile geführt werden, bewegen sich abwechselnd in einem Raum und filmen sich dabei gegenseitig. Eine Kamera steht statisch auf dem Boden, die andere bewegt sich im Raum. Mal schwebt die aktive Kamera über den Boden, pendelt im Raum, führt Kreisbewegungen aus, wird über den Boden geschleift oder kippt zur Seite. Sie durchstreift den Raum und umfährt die andere Kamera. Schließlich hält sie inne und die zweite Kamera beginnt ähnliche Bewegungen auszuführen.
Durch Überlagerung der Einzelbilder verdichten sich die Bewegungen im Raum und lösen sich schließlich wieder auf.
Die verschiedenen Sequenzen von unterschiedlicher Länge sind durch Schwarzbilder getrennt. Der Ton basiert auf dem Original-Kameraton und wurde teilweise parallel zu den Bildern bearbeitet. Geräusche, die durch die Bewegungen der Kameras verursacht werden, sind mit einem Echoeffekt unterlegt, Hintergrundgeräusche werden im Original beibehalten. Der Ton unterstützt das Wechselspiel zwischen technisch-abstraktem und natürlichem Bild.
Die Videoinstallation besteht aus zwei Bildern, die simultan und synchron projiziert werden. Sie hat keine lineare Struktur, sondern wird im Loop präsentiert.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Janne Höltermann

Entstehung

Deutschland, 2004-2005

Eingabe des Beitrags

Janne Höltermann, 06.02.2006

Kategorie

  • künstlerische Arbeit

Schlagworte

  • Themen:
    • Abstraktion |
    • Wahrnehmung |
    • Raum |
    • Medienkunst
  • Formate:
    • Installation |
    • Video
  • Technik:
    • Digitales Video

Ergänzungen zur Schlagwortliste

  • Bewegung |
  • Zeit |
  • Beobachtung

Inhalt

  • › Kameras, Ausschitt Demoversion 3:06 Min. [8 MB ] [link 02]

Inhaltliche Beschreibung

In der Videoinstallation "Kameras" wird die Kamerabewegung, die man sonst nicht bewusst wahrnimmt, zum zentralen Thema der Arbeit.
Normalerweise wird die Bewegung der Kameras im Raum nur über die Bewegung des gefilmten Bildes sichtbar. In den Videos der Installation wird die Bewegung durch das Stehenlassen der Einzelbilder als sich verdichtendes Raum-Zeitkontinuum dargestellt. Die Einzelbilder der Videos werden nicht als fortlaufende Bewegung wiedergegeben, sondern sie werden fixiert, die Zeit wird festgehalten. Mehrere Einzelbilder, die normalerweise aufeinander- folgen würden, werden in einem Bild dargestellt, sodass Spuren von Bewegung selbst zum Bild werden. Mit anderen Worten: durch die Manipulation der Zeit wandeln sich Bewegungen im Raum zu amorphen, sich ständig verändernden Gebilden.
Das Subjekt Kamera und seine wesentlichen Eigenschaften: Perspektive, Bewegung und Zeit werden mit Hilfe einer zweiten Kamera als Objekt sichtbar gemacht. Dabei stellt eine Projektion (die der aktiven Kamera) die Bewegung durch Bewegung des Kamerabildes dar. Die statische Kamera nimmt dieselbe Bewegung 'von außen' auf. In der Closed Circuit Situation sind beide Kameras zugleich filmendes Subjekt und gefilmtes Objekt. Der Betrachter wird dabei ausgeschlossen.
Bewegung erscheint als in ein breites, strukturiertes Band, das sich kurvenreich durch das Bildfeld zieht, das sich mal langsam dahinschleppt und mal schwindelerregend beschleunigt wird. Oft entsteht dadurch ein amorphes Gebilde, das um seine Konturen ringt, das zu mächtiger Größe anschwillt, um dann wieder in eine feingliedrige Zerbrechlichkeit zurückzufallen oder sogar ganz aus der Bildfläche zu verschwinden.
Verschiedene Phasen und Perspektiven einer Bewegung werden simultan sichtbar und verdichten sich im Raum. In den beiden Videos ist eine Kamera simultan aus verschiedenen Perspektiven sichtbar, sobald sie sich dreht, sich auf das Objektiv der anderen Kamera hinzubewegt oder sich entfernt, also ihre Position im Raum verändert. Die Bewegungen sind so gesehen nichts anderes als aneinandergereihte Bewegungsphasen.
Die Bewegungsabfolgen der Kameras waren nicht in einer fest vorgegebenen Choreografie vorgeschrieben. Das Bild konnte während des Filmens nicht durch den Sucher kontrolliert werden, sodass die Linienführung während des Filmens in Gedanken imaginiert werden musste.

Die Irritation, die beim Betrachten der Videoinstallation entsteht, löst einen medienkritischen Reflex aus: Der Transfer eines dreidimensionalen Gegenstandes in das zweidimensionale Bild verändert ihn sowohl in seiner ursprünglichen Bedeutung als auch in unserer Wahrnehmung. Die menschliche Wahrnehmung übertreffend, sollen die gefilmten Bewegungen und die Perspektivwechsel ihre räumlich wahrnehmbare Spuren hinterlassen.


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Falls Schwierigkeiten mit dem Video unter "Ergänzende Dateien" auftreten sollten, bitte Ausschnitt unter: http://www.torben-iversen.de/janne/index.html anschauen.

Technik

Technische Beschreibung

Videoinstallation:
2 DVD Player, 2 Beamer, 1 Verstärker, 2 Boxen

Hardware / Software

Benutzte Materialien zur Erstellung der Videos:
Material: 2 Kameras, weißer Kubus, Seile
Hardware: Mac G4
Software: Adobe After Effects, Final Cut Pro, Sound Track

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Muthesius Kunsthochschule
Freie Kunst

URL der Hochschule

» http://www.muthesius…unsthochschule.de/de/ [link 03]

Betreuer des Projekts

stellvertr. Prof. Ralf Weißleder

Kommentar des Betreuers

"Kameras" von Janne Höltermann arbeitet mit den Mitteln äußerster Reduktion. Ich schätze die Einfachheit, die Jannes Arbeit hat, und die komplexen Zusammenhänge, die impliziert sind. Für mich macht das die Stärke auch dieser Arbeit aus: "Kameras" kommt fast simpel daher, lässt sich unter formal-ästhetischen Kriterien gut anschauen, bietet aber bei genauerem Hinsehen Stoff für grundlegende Diskussionen.

Zu sehen sind ja eigentlich nur bewegte Bilder, die zwei Videokameras gemacht haben, während sie sich gewissermaßen gegenseitig filmten. Das Medium Video reflektiert sich hier allerdings auf schlagende Weise selbst: Seine Werkzeuge tauchen gleichzeitig und gleichermaßen als bildgebendes Subjekt und abgebildetes Objekt auf. Und die erzeugten Bilder sind genauso doppelbödig, zeigen Kamerabewegung einerseits als Bewegung einer im Bild sichtbaren Kamera, andererseits als sich bewegendes Bild. Die Versinnlichung dieser Kamerabewegungen (meines Erachtens nach das eigentliche „Thema“ von ‘Kameras’) gelang Janne Höltermann, indem sie die Videosequenzen mit einem einfachen Echo-Filter belegt hat. Jedes Bild zeigt so auch eine bestimmte Anzahl seiner Vorgänger, reicht damit zurück in seine eigene Vergangenheit und verweist auf seine Entstehungsbedingungen.

In der Projektion lassen die Sequenzen verschiedene Assoziationen zu, die über Video hinausweisen. Ich denke beispielsweise an Malerei und Kalligrafie und Spuren, die ein Pinsel auf einer Fläche hinterlässt. Auch kann man die Bilder als bewegte Zeichnungen in einem vorgestellten Raum lesen. Skulpturale Aspekte hat ‘Kameras’, wenn man sich die gezeigten Objekte dreidimensional denkt: seltsame, sich ständig verändernde Dinge, die ihre Form zu jedem Zeitpunkt einer gerade vollzogenen Bewegung verdanken.

Bemerkenswert finde ich in diesem Zusammenhang einen Zwischenschritt, den Janne unternahm, bevor sie an ‘Kameras’ arbeitete. Tatsächlich versuchte sie sich an skulpturalen Formen, die sich aus der Bewegung von Objekten ergaben.

Seminar / Kurzbeschreibung

"Kameras" ist nicht im Rahmen eines Seminars entstanden; es handelt sich hier um Janne Höltermanns Diplomarbeit, den praktischen Abschluss ihres Kunststudiums: im Prinzip eine „freie“ Arbeit. Die Entstehung der Arbeit wurde von Arbeitsgesprächen begleitet, die als Einzelgespräche oder in der Klasse stattfanden. Entwickelt hat sich "Kameras" aus zahlreichen Videoarbeiten, in denen Janne während ihres Studiums Räume und die darin möglichen Bewegungen untersuchte. So geht es in "Kameras" nicht nur um die Reflexion des Mediums an sich, sondern auch um die Reflexion der eigenen Tätigkeit: Die Diplomarbeit ist Konsequenz und Ergebnis Jannes Studiums.

Zuordnung Forschungsbereich

Die Arbeit "Kameras" von Janne Höltermann ist eingebettet in den Diplomstudiengang Freie Kunst in der Fachklasse für Medienkunst/Kunst mit Medien an der Muthesius-Hochschule (heute: Muthesius Kunsthochschule) in Kiel.

Fotografie und Video/Experimentalfilm bilden die Schwerpunkte in der Klasse, die darüberhinaus gekennzeichnet ist durch Offenheit für alle Formen künstlerischer Praxis. Hervorzuheben sind dabei Rauminstallationen, Textarbeiten, Sound und Performance.

  • › digital sparks 2006 [link 04]

» http://www.torben-iv…n.de/janne/index.html [link 05]

  • › Kameras, Videostills [JPEG | 133 KB ] [link 06]
  • › Kameras, Kunsthalle zu Kiel, Feb. 2005 [JPEG | 128 KB ] [link 07]
  • › Kameras, Ausschitt Demoversion 3:06 Min. [8 MB ] [link 08]